Plötzliche Medaillen-Flut wirft Fragen auf
Grosser China-Bschiss an den Paralympics?

Nach Jahren der Erfolglosigkeit: Plötzlich dominiert China die paralympische Konkurrenz nach Belieben. Darum steht nun die Frage im Raum: Geht in Peking alles mit rechten Dingen zu und her?
Publiziert: 08.03.2022 um 20:04 Uhr
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Aktualisiert: 08.03.2022 um 20:23 Uhr

China thront bei den Paralympischen Winterspielen 2022 in Peking an der Spitze des Medaillenspiegels. Der Vorsprung auf die Zweitplatzierten Ukrainer beträgt zehn Medaillen. Eine beeindruckende Leistung, die erstaunt und für mächtig Stirnrunzeln sorgt.

Vor vier Jahren in Pyeongchang jubelte die chinesische Delegation gerade einmal über eine Medaille – Gold im Rollstuhlcurling. Es ist dies die einzige Medaille, die China in den letzten zwölf Para-Winterspielen gewonnen hat. Nun sind es nach fünf Wettkampftagen bereits 27 (!) Auszeichnungen. Davon sind acht Goldmedaillen. Eine beeindruckende Leistungsexplosion, die insbesondere bei der Konkurrenz Fragen aufwirft. Grosser Diskussionspunkt: die Klassen-Einstufung der Athleten.

«Wir haben dagegen Protest eingelegt»

Der österreichische Skifahrer Markus Salcher (30), der im Super-G hinter dem Chinesen Jingyi Liang Silber geholt hat, meinte gegenüber «Sportnews»: «Auf dem Papier haben wir die gleiche Behinderung. Aber er wurde innerhalb kürzester Zeit vier Mal neu eingestuft. Wir haben vor der Saison dagegen Protest eingelegt, weil das dürfte es eigentlich nicht geben. Klar ist es für mich ärgerlich.»

Medaillen-Regen nach langen Jahren der Dürre. Die Leistungen der Para-Athleten aus China geben zu denken.
Foto: keystone-sda.ch
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Im Winter- wie im Sommersport sind die Klassifizierungssysteme für jede Disziplin ein wenig anders. Als Beispiel: Eine eingeschränkte Bewegungsfähigkeit der Arme wirkt sich relativ stark auf die Leistungsfähigkeit eines Schwimmers aus, hingegen nur relativ schwach auf die Leistungsfähigkeit eines Läufers. Zudem spielt oft der Zeitfaktor eine Rolle, der sich aus Erfahrungswerten und Vorleistungen ergibt.

Wunder-Effekt der neuen Trainer?

Weil die chinesischen Athleten aufgrund der Corona-Ausreisesperre kaum an internationalen Wettkämpfen teilgenommen haben, lagen bei ihnen relativ wenige Daten vor. Der Einteilungsprozess wurde erschwert – die Chance möglicher Fehleinteilungen erhöht.

Ein weiterer Grund für den grossen Leistungssprung könnte die Anstellung von guten Trainer sein. Seit der Vergabe 2015 soll in diesem Bereich einiges gegangen sein. Ob das reicht, um die wahnsinnige Leistungsexplosion zu erklären? (nab)


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