Bewegende Familiengeschichte
Zürcher WM-Boss geht Unfall von Furrer (†18) besonders nahe

Daniel Rupf, Ex-Fussballprofi und Rad-WM-Projektleiter, erlebte die schlimmste Zeit seiner Berufskarriere nach dem tödlichen Unfall von Muriel Furrer. Die Tragödie weckte Erinnerungen an einen ähnlichen Unfall seiner Schwester.
Publiziert: 03.10.2024 um 00:01 Uhr
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Aktualisiert: 03.10.2024 um 09:18 Uhr
Daniel Rupf ist Gesamtprojektleiter im Zürcher OK der Rad-WM: Der Tod von Muriel Furrer weckte bei ihm böse Erinnerungen an den schlimmen Unfall seiner Schwester.
Foto: keystone-sda.ch
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Matthias DubachLeiter Reporter-Pool Blick Sport

Dieser Mann hat im Sport schon allerhand erlebt. Daniel Rupf (57) war Ende der 80er Jahre bis Mitte der 90er Jahre Fussballprofi, er war 1993 im Sensationsmeisterteam vom FC Aarau, er war nach der Aktivkarriere auf dem Rasen bei der Fifa tätig und beim Weltverband als «Head of World Cup Events» bei der Klub-WM 2000, der WM 2002, der Frauen-WM 2003 und der WM 2006 in federführender Position tätig.

Danach wird Rupf «Mister Euro» für den EM-2008-Austragungsort Zürich, ehe nach Stopps in der Privatwirtschaft und einer Rückkehr zur Fifa ab 2021 wieder in Zürich an einem Sport-Grossprojekt arbeitet: Der Ex-Kicker ist Gesamtprojektleiter für die Rad-WM.

Es gab in Rupfs Familie einen ähnlichen Schicksalsschlag

In all den Jahren im Schweizer und Weltsport lernte Rupf auch diverse Schattenseiten kennen. Doch zum Beispiel von Trainer Rolf Fringer aus dem Aarauer Meisterteam aussortiert zu werden, verkommt angesichts der tragischen Ereignisse an der Rad-WM zur Lappalie.

Über die Tage an der Rad-WM nach dem schlimmen Unfall von U19-Talent Muriel Furrer (†18) sagt jetzt Rupf zu Blick: «Das war das Heftigste, was ich in meiner beruflichen Tätigkeit je erlebt habe.» Dass er als Zürcher Rad-Boss an der Seite des sportlichen Leiters Olivier Senn weiter funktionieren musste und die verbliebenen WM-Rennen gemäss dem Wunsch von Furrers Familie über die Bühne bringen sollte, war das eine. Aber das andere war, dass Rupf von Furrers Schicksal emotional besonders stark berührt wurde. Das, weil auch seine Familie einst von einem fast vergleichbaren Unfall erschüttert worden war.

«Meine Schwester hatte mit 19 Jahren einen ziemlich ähnlichen Unfall, sie erlitt eine schwere Hirnblutung. Sie lag danach ein halbes Jahr im Koma und anschliessend eineinhalb Jahre im künstlichen Koma», schildert Rupf. Als die schreckliche Nachricht von Furrers Unfall am Donnerstag zuerst intern im WM-OK die Runde macht, kommt bei Rupf vieles von damals wieder hoch. Der Moment, wie er als junger Fussballprofi heimkommt und erfährt, dass seine Schwester ums Leben kämpft, ist auf einen Schlag wieder präsent.

Eine überschattete Geburtstagsfeier des 18-jährigen Sohnes

Die heute 55-jährige Schwester überlebt, es bleibt aber eine körperliche Beeinträchtigung zurück. Deshalb sei ihm auch besonders die erstmals in Zürich durchgeführte Inklusion der Para-Cycling-WM in die reguläre Rad-WM extrem am Herzen gelegen, sagt Rupf am Rande der Bilanz-PK am Mittwoch im Zürcher Kongresshaus.

Noch ein Faktor führt dazu, dass Rupf die WM-Tage nach dem schwarzen Donnerstag zur härtesten Zeit seines Lebens zählt. Er muss nicht nur an der WM den unwirklichen Spagat zwischen grosser Trauer und grossem Velo-Fest managen, sondern auch privat. Am Samstag, nur einen Tag nach dem Tod von Furrer, wird Rupfs Sohn 18 Jahre alt, erreicht also genau das Alter der verstorbenen Velo-Hoffnung: «Er kennt viele Leute, die auch sie gekannt haben. Einige von ihnen waren an seiner Geburtstagsparty.»

Memorial Ride für Muriel Furrer
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1500 Fahrer mit dabei:Memorial Ride für Muriel Furrer

Nur wenige Stunden nach der Feier des Sohns, am frühen Sonntagmorgen, ist Rupf an vorderster Front beim kurzfristig aufgegleisten Memorial Ride dabei, als rund 1500 Menschen mit ihren Velos einmal im stillen Gedenken eine Runde auf dem City Circuit drehen. «Das war ganz persönlich für mich, das grosse Highlight dieser Rad-WM», sagt Rupf nachdenklich und fügt an, dass ihm seine langen Jahre im Sport-Business geholfen haben, in diesen Tagen zu funktionieren. «Im Sport gibts immer wieder Momente, wo man sich sagt: ‹Jetzt erst recht!› Wir wollten auch für Muriel weitermachen.»

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