Cancellara über seinen Freund Kübler
«Ferdy war ein Herzensmensch»

Zwei Radprofis aus zwei Epochen. Trotz 61 Jahren ­Altersunterschied haben sie sich prächtig verstanden. Pflegten eine Freundschaft, geprägt von ­gegenseitigem Respekt.
Publiziert: 01.01.2017 um 22:11 Uhr
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Aktualisiert: 07.08.2020 um 13:13 Uhr
Fabian Cancellara über den Tod von Ferdy Kübler: «Ich habe einen Freund verloren!»
Foto: EQ
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Hans-Peter Hildbrand

Es sind fast zehn Jahre her, als SonntagsBlick Ferdy Kübler (damals 87) und Fabian Cancellara (26) zu einem Treffen in Regensdorf ZH eingeladen ­hatte. Das Gespräch dauerte zwei Stunden, gespickt mit Anekdoten. Ihr einhelliger Kommentar beim Abschied: Der Radsport hat sich zwar verändert, aber die Leiden sind die gleichen geblieben.

Fabian Cancellara – er weilt ­momentan mit seiner Familie in Crans-Montana VS in den Ferien – ist traurig. «Ich habe einen Freund verloren, das Land einen gross­artigen Sportler. Ferdy hat ein grosses Stück Schweizer Sport­geschichte geschrieben.» Es sind die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg. Die goldene Epoche des Radsports: mit den Stars Ferdy Kübler, Fausto Coppi, Gino Bartali, Louison Bobet, Rik Van Steenbergen und Hugo Koblet im Feld.

Haben sich Kübler und Cancellara getroffen, kam Ferdy fast ­immer auf das gleiche Thema: «Wir redeten über die Zeitfahren. Über den inneren Schweinehund. Früher hatten sie einen ­Bidon. Wer mit einem vollen ins Ziel kam, war unter den Rennfahrern noch der grössere Held als der Sieger», so Kübler. In ­jenen Zeiten war Trinken während der Rennen verpönt. Man war der Ansicht, das Herz solle arbeiten und nicht der Magen!

«Ferdy hat ganz andere Leistungen erbracht», bewundert ihn Cancellara. «Lüttich und Flèche innert 24 Stunden. Längere Etappen an der Tour, miserable Hotels, schlechtere Hygiene et cetera.» Ferdy habe sich aber nie mit der aktuellen Generation von Rennfahrern verglichen. Er habe ­immer gesagt, seine Zeit sei eine andere Zeit gewesen, die beiden seien nicht zu vergleichen.

Als Rennfahrer waren sich die beiden ähnlich: Wie Gino Bartali († 2000, für Kübler der Beste überhaupt) haben sie stets bis zum letzten Meter gekämpft. Im Vergleich zu Fausto Coppi († 1960) und Hugo Koblet († 1964), die entweder alle dominierten oder die Rennen aufgaben. Und noch eine Gemeinsamkeit gesteht Cancellara: «Einmal angefangen zu erzählen, konnten wir beide nicht mehr bremsen!»

Einmalig sei Ferdys Art gewesen. «Er hat ein ganzes Land ins Herz geschlossen. Er war ein Herzensmensch.» Und er will auch Küblers Ehefrau Christina nicht vergessen: «Bis zum letzten Tag hat sie ­alles für ­Ferdy ­gemacht. Und ohne sie wäre Ferdy nicht so alt geworden. Davon bin ich überzeugt.»

Zwei Rad-Legenden

Kübler und Cancellara: Zwei Legenden, unzählige Erfolge. Ein Vergleich.

Tour de France
1950 siegt Kübler als erster Schweizer. Während insgesamt zwölf Tagen trägt er das Gelbe Trikot. Auch das ein Rekord, bis dieser 2009 von Cancellara überboten wird. Der Berner darf gar an 28 Tagen in Gelb fahren.

WM
Kübler wird 1951 in Varese Strassen-Weltmeister. Cancellara gewinnt das Strassenrennen nie, wird aber gleich viermal Zeitfahr-Weltmeister (2006, 2007, 2009 und 2010).

Tour de Suisse
Dreimal triumphiert Kübler: 1942, 1948 und 1951. Cancellara schlägt 2009 zu und holt ausgerechnet in seiner Heimatstadt Bern den Sieg.

Klassiker
Kübler gewinnt je zweimal Flèche Wallonne und Lüttich–Bastogne–Lüttich. Cancellaras Palmarès: je drei Siege Flandern-Rundfahrt und Paris–Roubaix und Sieg bei Mailand–San Remo 2008.

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