Der Giro startet erstmals ausserhalb Europas
Frankiny: «Ich dachte, das sei ein Witz»

Die Italien-Rundfahrt in Israel? Auch unsere Rad-Hoffnung Kilian Frankiny musste darüber lachen. Er selbst macht nun aber ernst!
Publiziert: 04.05.2018 um 13:46 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 16:10 Uhr
«Ich hoffe, das Ziel in Rom gesund zu erreichen»
1:37
Kilian Frankiny vor dem Giro d'Italia:«Ich hoffe, das Ziel in Rom gesund zu erreichen»
Mathias Germann, Jerusalem

BLICK: Kilian Frankiny, gehen Sie oft in die Kirche?
Kilian Frankiny: Nicht ständig, aber mindestens an den katholischen Feiertagen. Ich bin ein gläubiger Mensch. Aber warum fragen Sie?

Sie fahren Ihren ersten Giro überhaupt. Und es geht gleich im Heiligen Land los.
Das ist schon speziell. Hier hat schliesslich alles begonnen – das ist sehr interessant. 

Was haben Sie gedacht, als bekannt gegeben wurde, dass der Giro 2018 in Israel beginnt?
Ich wusste damals noch nicht, dass ich jetzt hier in Jerusalem am Start sein würde. Aber ich gebe zu: Im ersten Moment war ich überrascht – ich dachte, das sei ein Witz.

Ein schlechter Witz?
Es ist wunderschön hier. Aber auch ich habe natürlich in den letzten Jahren in den Medien mitbekommen, was abging: Krieg, Ausschreitungen, Terrorismus. Man verbindet Israel damit.

Kilian Frankiny fährt seinen ersten Giro d'Italia.
Foto: KEY

Haben Sie ein mulmiges Gefühl?
Nicht mehr. Aber meine Freundin und meine Mama hatten Angst, als ich für die Rundfahrt aufgeboten wurde.

Wie haben Sie reagiert?
Ich habe mich auf der Homepage des EDA (Eidgenössisches Departement für ausländische Angelegenheiten, Anm. d. Red.) informiert. Da heisst es, man solle sich nicht in grösseren Menschenmengen aufhalten, weil die Chance auf Terroranschläge da ist. Es gäbe eine erhöhte Gefahr.

Konnten Sie ihre Familie trotzdem beruhigen? 
Ich bin der Ansicht, dass wenn etwas passieren muss, es es auch zuhause im Wallis passieren kann. Es ist Schicksal.

Was für ihre Freundin bleibt, ist dass Sie drei Wochen weg sein werden. Das ist keine einfache Situation für sie, oder?
Ich bin nun seit drei Jahren mit Jennifer zusammen. Sie kennt mich nur als Radfahrer und weiss, dass ich oft weg bin. Wir haben sicher nicht die gleiche Beziehung wie andere 24-Jährige – aber so ist das.

Frankiny vor malerischer Kulisse an der Tour de Romandie in Fribourg.
Foto: KEY

Können Sie gut damit umgehen?
Für mich ist es einfacher: Die Zeit vergeht schnell, weil ich immer etwas zu tun habe. Sie leidet mehr darunter.

Sie arbeitet in einer Kindertagesstätte, oder?
Genau. Wenn ich eine Woche weg bin, macht das Jennifer nichts aus. Aber drei Wochen sind schon hart. Immerhin werde ich sie bei der Etappe auf den Ätna sehen, da wird meine Familie vor Ort sein.

Als exzellenter Kletterer könnten Sie dort ein Ausrufezeichen setzen!
Das wäre sicherlich eine perfekte Etappe dafür. Aber wir müssen schauen, wie es dann um unseren Leader Rohan Dennis steht.

Dürfen Sie nicht auch mal auf eigene Faust fahren?
Doch, ich werde zwischendurch die Chance haben, mich zu zeigen. 

So wie Anfang Jahr bei der Valencia-Rundfahrt, als Sie die Wertung als bester Jungprofi gewannen.
Das war ein Zeichen dafür, dass ich auch anderes leisten kann als nur Helfer zu sein. 

BMC steigt als Hauptsponsor aus. Haben Sie Angst, Ende Jahr ohne Job da zu stehen?
Überhaupt nicht. Es sieht nicht schlecht aus für mich, weil Bergfahrer generell gefragt sind.

Ab sofort gehts um diesen Pokal.
Foto: REUTERS

Spricht man vom Team BMC, hört man meist sofort den Namen Stefan Küng. Nervt das?
Im Gegenteil, das nimmt den Druck weg. Ich bin sowieso ein stiller Mensch, ruhig, zurückhaltend. Ich brauche den Medienrummel nicht, muss nicht täglich meinen Namen in der Zeitung lesen.

Vor zwei Wochen starb BMC-Boss Andy Rihs. Was ging Ihnen durch den Kopf?
Die Nachricht hat mich schwer getroffen. Er war unser grosser Unterstützer, hat extrem viel für den Radsport gemacht. Er hat mir alles eröffnet. Ohne ihn würde ich nicht hier sitzen.

Rihs unterstützte Sie schon, als sie elf Jahre alt waren...
Ich war damals in einem Nachwuchsteam. Persönlich kennengelernt habe ich Andy Rihs aber erst 2015, als ich noch BMC-Stagiaire war. Wir besuchten ihn auf seiner Ranch in Colorado und hatten einen gemütlichen Grill-Abend.

Sie sind ein ruhiger Mensch. Im Radsport muss man aber auch mal die Ellenbogen ausfahren können. Einverstanden?
Ja. Oft habe ich noch zu viel Respekt beim Kampf um die Positionen im Feld – da will ich mich verbessern.

Sie wollen frecher werden?
Nicht frecher.

Sondern?
Selbstbewusster. Ich weiss, dass ich gut bin – bloss darf ich das nicht vergessen.

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