Mountainbiker Forster erklärt die Tücken der WM-Strecke
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«Giftige Passagen»:Mountainbiker Forster erklärt die Tücken der WM-Strecke

Flückiger über seine Schock-Sperre vor einem Jahr
«Der grösste Schmerz, den es überhaupt gibt»

Mathias Flückiger (34) steht am Samstag beim WM-Rennen der Mountainbiker in guter Form am Start. Diese Ausgangslage war vor einem Jahr und lange danach nahezu undenkbar.
Publiziert: 12.08.2023 um 07:58 Uhr
Simon Strimer, Glasgow

Ziemlich genau vor einem Jahr erlebte Mathias Flückiger (34) den grossen Schock. Am 18. August 2022 wurde der Schweizer Mountainbiker wegen eines atypischen Werts in einer Dopingprobe im Juni 2022 aus dem Verkehr gezogen. Seither ist viel passiert.

Flückiger befindet sich an der Rad-WM in Schottland und bereitet sich in Peebles südöstlich von Glasgow auf das Cross-Country-Rennen am Samstag vor.

«Der Rucksack ist noch da – aber leichter»

Am 19. Dezember wurde seine provisorische Sperre nach vier Monaten wieder aufgehoben, seit dann darf der Oberaargauer wieder Rennen bestreiten. Der Fall läuft aber weiter und die Aufhebung ist kein Freispruch. Noch ist unklar, wann Licht ins Dunkle kommt.

Mountainbikerennen sind für Mathias Flückiger wieder in den Fokus gelangt. Lange war das schwierig für ihn.
Foto: keystone-sda.ch
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So will Schurter die Stargäste schlagen

Als zweifacher Saisonsieger, Titelverteidiger und Gesamtweltcupleader ist Evergreen Nino Schurter (37) in Schottland heisser Anwärter auf seinen elften WM-Titel. Eigentlich. Denn im Gegensatz zum Weltcup ist im Cross-Country-Rennen ein starkes Gäste-Trio aus dem Strassensport dabei: die Velo-Multitalente Tom Pidcock (24, Gb), Mathieu van der Poel (28, Ho) und Peter Sagan (33, Slk).

«Pidcock ist für mich der klare Favorit. Er hat zu Saisonbeginn bewiesen, dass er der Stärkste ist», sagt Schurter mit Blick auf dessen Sieg beim Mountainbike-Auftakt in Nove Mesto. Danach fuhr der Brite die Tour de Suisse und die Tour de France.

Mit dem neuen Strassen-Weltmeister van der Poel und Kultsprinter Sagan rechnet Schurter hingegen nicht so sehr: «Ich denke, sie waren in letzter Zeit zu wenig auf dem Bike. Aber ich habe auch gegenüber Pidcock natürlich mehr Stunden auf dem Bike. Er ist sicher nicht gleich effizient, wenn es rutschig ist oder über Wurzeln geht.»

Schurter will zudem ausnutzen, dass die Stargäste wegen fehlenden Weltcuppunkten nicht vorne starten dürfen. «Weil sie sich zuerst nach vorne arbeiten müssen, braucht es von Anfang an ein hartes Rennen.» (sst/md)

Duell um den WM-Titel? Nino Schurter (l.) zählt Velo-Multitalent Tom Pidcock (r.) zu den heissen Anwärtern im Cross-Country-Rennen.
ubupix.com

Als zweifacher Saisonsieger, Titelverteidiger und Gesamtweltcupleader ist Evergreen Nino Schurter (37) in Schottland heisser Anwärter auf seinen elften WM-Titel. Eigentlich. Denn im Gegensatz zum Weltcup ist im Cross-Country-Rennen ein starkes Gäste-Trio aus dem Strassensport dabei: die Velo-Multitalente Tom Pidcock (24, Gb), Mathieu van der Poel (28, Ho) und Peter Sagan (33, Slk).

«Pidcock ist für mich der klare Favorit. Er hat zu Saisonbeginn bewiesen, dass er der Stärkste ist», sagt Schurter mit Blick auf dessen Sieg beim Mountainbike-Auftakt in Nove Mesto. Danach fuhr der Brite die Tour de Suisse und die Tour de France.

Mit dem neuen Strassen-Weltmeister van der Poel und Kultsprinter Sagan rechnet Schurter hingegen nicht so sehr: «Ich denke, sie waren in letzter Zeit zu wenig auf dem Bike. Aber ich habe auch gegenüber Pidcock natürlich mehr Stunden auf dem Bike. Er ist sicher nicht gleich effizient, wenn es rutschig ist oder über Wurzeln geht.»

Schurter will zudem ausnutzen, dass die Stargäste wegen fehlenden Weltcuppunkten nicht vorne starten dürfen. «Weil sie sich zuerst nach vorne arbeiten müssen, braucht es von Anfang an ein hartes Rennen.» (sst/md)

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«Schritt für Schritt habe ich die Freude am Rennfahren wieder gefunden», sagt der Gesamtweltcupsieger von 2021 über die schwierige Situation. «Das Ganze hat eine gewisse Ohnmacht ausgelöst, die immer noch besteht. Einen Rucksack trage ich noch mit, und ich kann ihn erst ablegen, wenn die Situation abgeschlossen ist. Aber der Rucksack ist leichter geworden.»

Das Verfahren ist weiterhin im Gang

Flückiger fühlt sich weiterhin unfair behandelt. «Es ist schade, dass es so lange dauert», sagt er. Die Swiss Sports Integrity (SSI), die ihn aus dem Verkehr gezogen hatte, kommunizierte im Dezember bei der Aufhebung der provisorischen Sperre: «Wir sind nach wie vor der Meinung, dass aufgrund der umfangreichen Abklärungen ein abnormes Analyseresultat vorlag und die provisorische Sperre dadurch zwingend erforderlich war.»

Der Fall Flückiger

Flückiger wurden am 5. Juni 2022 bei einer Dopingprobe nach seinem Sieg an der Schweizer Meisterschaft 0,3 Nanogramm pro Milliliter der anabolen Substanz Zeranol nachgewiesen. Weil der Befund unter dem festgelegten Schwellenwert von 5,0 Nanogramm pro Milliliter lag, galt er nicht automatisch als positive Dopingprobe. Er wurde als sogenannt atypisch gewertet.

Am 18. August, einen Tag vor dem EM-Rennen in München, zog Swiss Sport Integrity (SSI) Flückiger schliesslich aus dem Verkehr. Doch vier Monate später hebte die Disziplinarkammer von Swiss Olympic die provisorisch ausgesprochene Sperre wieder auf, Flückiger darf seit dann wieder Rennen fahren. Flückigers Seite warf SSI Verfahrensfehler vor.

Die SSI nahm im Dezember Stellung: «Wir sind nach wie vor der Meinung, dass aufgrund der umfangreichen Abklärungen ein abnormes Analyseresultat vorlag und die provisorische Sperre dadurch zwingend erforderlich war.» Anfang März kommunizierte die SSI: «Das Verfahren ist derzeit weiterhin im Gange. Aufgrund des laufenden Falls kann Swiss Sport Integrity keine weiteren Informationen bekannt geben.»

Flückiger wurden am 5. Juni 2022 bei einer Dopingprobe nach seinem Sieg an der Schweizer Meisterschaft 0,3 Nanogramm pro Milliliter der anabolen Substanz Zeranol nachgewiesen. Weil der Befund unter dem festgelegten Schwellenwert von 5,0 Nanogramm pro Milliliter lag, galt er nicht automatisch als positive Dopingprobe. Er wurde als sogenannt atypisch gewertet.

Am 18. August, einen Tag vor dem EM-Rennen in München, zog Swiss Sport Integrity (SSI) Flückiger schliesslich aus dem Verkehr. Doch vier Monate später hebte die Disziplinarkammer von Swiss Olympic die provisorisch ausgesprochene Sperre wieder auf, Flückiger darf seit dann wieder Rennen fahren. Flückigers Seite warf SSI Verfahrensfehler vor.

Die SSI nahm im Dezember Stellung: «Wir sind nach wie vor der Meinung, dass aufgrund der umfangreichen Abklärungen ein abnormes Analyseresultat vorlag und die provisorische Sperre dadurch zwingend erforderlich war.» Anfang März kommunizierte die SSI: «Das Verfahren ist derzeit weiterhin im Gange. Aufgrund des laufenden Falls kann Swiss Sport Integrity keine weiteren Informationen bekannt geben.»

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Im März zeigte Flückiger mit Nachdruck seine Position auf: «Ich will aufzeigen, dass mein Fall zu einem Dopingfall wurde, obwohl er das nie hätte werden dürfen.» Die SSI bestätigte, dass er an Rennen teilnehmen dürfe, aber dass die Beurteilung des Sachverhalts weiterhin im Gange sei. Bisher gab es keine Updates zum Fall.

Jetzt gilt der Fokus erst einmal dem Samstag

Dafür gibt Flückiger an der WM neue Einblicke, wie es ihm geht: «Das Rennfahren, das ich ein Leben lang so gerne gemacht habe, hat in mir den grössten Schmerz, den es überhaupt gibt, ausgelöst. Lange war das noch so, bis vor ein paar Wochen oder wenigen Monaten.»

Trotz des Rucksacks, den er sinnbildlich noch trägt, freut er sich auf das Cross-Country-Rennen am Samstag. Ein Gefühl, das er für viele Monate verloren hatte.

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