Froome-Triumph
Der letzte seiner Art

Zu teuer! Zu divenhaft! Zu anfällig! Die Zeit der reinen Tour-Spezialisten ist abgelaufen.
Publiziert: 26.07.2015 um 19:41 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:23 Uhr
Von Hans-Peter Hildbrand

Strahlend ist sie nicht, die letzte Fahrt auf den Pariser Champs-Élysées. Regen und Temperaturen um 16 Grad «versauen» dem 160-köpfigen Feld das Fest. Chris Froome (30) ist es egal. Er gewinnt zum 2. Mal nach 2013 die Tour de France – es wird sein letzter Gesamtsieg sein.

Er wird nicht mehr die Kraft aufbringen, wieder alles auf die Tour zu setzen. Seine Zeit in den Bergen ist abgelaufen. «Ich bin tausend Tode gestorben. Ich war echt in Gefahr», sagt er auf der L’Alpe d’Huez entkräftet. 72 Sekunden rettet er auf den stärkeren Kletterer Nairo Quintana.

Hätte der 25-jährige Kolumbianer an der holländischen Küste nicht 1:28 Minuten auf Froome verloren – er hätte diese Tour gewonnen. «Ihm gehört die Zukunft», sagt Froome.

Und die wird für die Teams nicht mehr so teuer. Quintana wird keine vier Millionen Franken kassieren wie Chris Froome, Vorjahressieger Vincenzo Nibali (30) und der zweimalige Tour-Sieger Alberto Contador (32).

Keine überteuerten Saläre mehr

Und er wird nicht mehr einen eigenen Hofstaat (Masseur, Mechaniker, Mediensprecher, Sportlichen Leiter) haben. Die Teamchefs sind nicht mehr bereit, überteuerte Saläre zu zahlen – und keine Sicherheit zu haben.

Alberto Contador ist gescheitert, als erster Fahrer seit Marco Pantani 1998 das Double aus Giro und Tour zu gewinnen. Auch Nibali enttäuscht, gewinnt aber wenigstens eine Alpenetappe. Zu wenig für sein Salär – von ihm will das Astana-Team nun den Sieg an der Vuelta.

Patrick Lefevere (60, Be), Team-Manager von Etixx-Quick Step, sagt es deutlich: «Spezialisten, die nur die Tour im Kopf haben, sind mir zu unberechenbar. Ein schlechter Tag – und alles ist innert Minuten kaputt.» Das US-Team BMC hat es erfahren. Auf der ersten Alpenetappe gibt Teamleader Tejay van Garderen (26) als Gesamtzweiter entkräftet auf.

Immer mehr Teams schnallen den Gürtel enger. Sie haben nicht mehr das Geld, um auf reine Tour-Spezialisten zu setzen. Zumal die nicht nach ihren aktuellen Leistungen bezahlt werden, sondern nach ihrem zukünftigen Leistungsvermögen.

Das macht neben Patrick Lefevere auch IAM-Teambesitzer Michel Thétaz (64) nicht mehr mit. Er hat mit Mathias Frank als Achter den angestrebten Platz in den Top Ten zwar erreicht. «Aber mein Hunger nach Siegen ist nicht gestillt. Ich will das Team neu ausrichten.»

IAM soll dann in den Sprints brillieren. Wie gestern die Mannschaft Lotto, die mit André Greipel (33, De) den vierten Etappensieg holt.

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