Geplatzte Träume der Rad-Legende
«Für viele bin ich nur noch ein Trottel und ein Versager»

Das Gespräch mit der einstigen Rad-Legende Beat Breu (66) lässt keinen kalt. Wie der einstige «Bergfloh» immer tiefer in die Krise rutschte. Und wen er dafür verantwortlich macht.
Publiziert: 10.03.2024 um 00:06 Uhr
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Aktualisiert: 11.03.2024 um 07:02 Uhr
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Daniel LeuStv. Sportchef

Ein Gespräch mit Beat Breu ist wie das Leben: mal lustig, mal traurig, aber nie langweilig. Redet er über seine Vergangenheit als Bergfloh und erfolgreicher Radrennfahrer, funkeln seine Augen und er erzählt Anekdote um Anekdote. Geht es um die 30 Jahre danach, wird es plötzlich ruhig und die Atmosphäre in seinem Zuhause im Toggenburg wird frostig, sehr frostig.

«Für viele in der Schweiz bin ich nur noch ein Trottel, ein Totalversager», sagt der mittlerweile 66-Jährige gefrustet. Für ihn ist der Fall klar: Dass es so weit kommen konnte, dafür tragen die anderen die Schuld, allen voran die Banken und die Medien. Widerrede zwecklos.

Das Interview mit ihm lässt einem ratlos und traurig zurück. Was lief schief? Warum wurde aus dem einstigen Publikumsliebling, der mit seiner fast schon kindlichen Art damals die Schweizer Sportherzen erobert hat, ein desillusionierter Mensch? Die Antworten darauf kennt wohl nicht einmal Breu selbst.

Wenn Beat Breu über seine Zeit als Radrennfahrer spricht, geht es ihm gut, aber ...
Foto: BENJAMIN SOLAND
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Herr Breu, ich möchte heute mit Ihnen …
Beat Breu: … Stopp! Eines sage ich Ihnen gleich: Wenn Sie jetzt wieder mit all den alten Geschichten nach meiner Radkarriere kommen, stehe ich auf und gehe. Ihr alle habt schon so viel Quatsch und Unwahrheiten über mich geschrieben. Jedes Mal, wenn ein bisschen Gras drüber gewachsen ist, kommt ein Kamel und frisst das Gras wieder weg. Darauf habe ich keine Lust mehr.

Diese Geschichten sind aber auch Teil Ihres Lebens. Warum haben Sie sich dann überhaupt auf dieses Interview eingelassen?
Das frage ich mich in diesem Moment auch. Egal, dann schiessen Sie halt los.

Dann beginnen wir ganz vorne. Was waren Sie für ein Kind?
Ein pummeliges (lacht). Ich habe lieber zugeschaut, wie sie bei uns vor der Haustür auf der Kreuzbleiche den Zirkus aufgebaut haben, als zur Schule zu gehen.

Gab es damals in der Schule gelegentlich noch einen Chlapf?
Das war normal. Der Lehrer schlug die Schüler mit einem geknoteten Ochsenschwanz oder einem Lineal, und zu Hause hatte der Vater einen Teppichklopfer. Ich kam aber selten dran, weil ich eigentlich ein Lieber war.

Das ist Beat Breu

Der St. Galler gewann während seiner Karriere insgesamt 252 Rennen und stand 449 Mal auf einem Podest. Nebst zwei Gesamtsiegen an der Tour de Suisse war er auch am Giro d’Italia und an der Tour de France Etappensieger. Breu war aber nicht nur auf der Strasse erfolgreich, sondern auch beim Radquer und als Steher auf der Bahn. Heute lebt er zusammen mit seiner zweiten Frau Heidi und Hund Elvis in Krummenau SG. Breu hat zwei Kinder und ist mittlerweile fünffacher Grossvater.

Der St. Galler gewann während seiner Karriere insgesamt 252 Rennen und stand 449 Mal auf einem Podest. Nebst zwei Gesamtsiegen an der Tour de Suisse war er auch am Giro d’Italia und an der Tour de France Etappensieger. Breu war aber nicht nur auf der Strasse erfolgreich, sondern auch beim Radquer und als Steher auf der Bahn. Heute lebt er zusammen mit seiner zweiten Frau Heidi und Hund Elvis in Krummenau SG. Breu hat zwei Kinder und ist mittlerweile fünffacher Grossvater.

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Wollten Sie schon als Kind Radrennfahrer werden?
Nein, ich spielte zuerst für kurze Zeit Fussball, dann war ich Handball-Goalie, und später nahm ich Reitstunden. Einmal sass ich auf Las Vegas, als die Düsenjäger über die Halle flogen. Da erschraken sowohl ich als auch das Ross. Es rannte in die Mitte der Halle, wo es ein grosses Hindernis hatte. Ich flog dann dort drüber, Las Vegas aber nicht.

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«Ich war zu Beginn ziemlich untalentiert und hatte lange Zeit auch gar kein eigenes Velo.»
Rad-Legende Beat Breu
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Sie begannen dann eine Kochlehre.
Aber nur für zwei, drei Wochen. Ich war so klein, dass ich nicht einmal in die Töpfe sah und dadurch gar nicht erkennen konnte, was ich überhaupt kochte. Deshalb wurde ich danach Pöstler. Wir waren damals alle immer zu Fuss unterwegs. Speziell war es, wenn die AHV ausbezahlt wurde. Da liefen wir jeweils jeder mit weit über 40’000 Franken bar im Hosensack durch St. Gallen. Das war immer ein guter Tag, weil es reichlich Trinkgeld gab.

Aber wie wurde nun aus dem Pöstler Breu der Radrennfahrer Breu?
Bei uns in der Familie fuhren alle Velo. Doch ich war zu Beginn ziemlich untalentiert und hatte lange Zeit auch gar kein eigenes Velo. Als Kind konnte ich keine Kurven fahren, nur geradeaus. Sonst hat es mich immer «uf d Schnorre ghaue». Meine ersten Rennen waren deshalb alle eine Katastrophe. Ich wurde immer Letzter. Doch dann kam ein Rennen in Merishausen.

Was passierte da?
Das war an einem Samstag. Ich war einmal mehr nicht gut, erfuhr dann aber, dass am Sonntag in Le Locle ein Bergrennen stattfand. Also sagte ich aus der Laune raus: «Dort will ich fahren.» Doch alle meinten nur: «Spinnst du, was willst du dort?» Ich setzte mich aber durch und gewann in Le Locle. Da realisierte ich, dass ich am Berg gar nicht so schlecht war.

Die Chefs beim Militär sahen das aber anders.
Als es um die Rekrutierung für die RS ging, sagte ich denen, ich wolle Radfahrer werden. Doch die wollten mich nicht und meinten bloss, ich sei zu dünn und zu schwach dafür.

1979 wurden Sie Profi. Wie fanden Sie überhaupt ein Team?
Im Herbst zuvor sprach ich den Chef der Willora-Mannschaft an. Doch der meinte nur: «Wieder einer, der Profi werden will.» Da ich aber danach fast jedes Rennen gewann, nahm er mich für 1979 doch unter Vertrag, für 600 Franken Monatslohn.

Ihre Karriere hätte aber gleich wieder vorbei sein können. Stichwort Tour de Suisse 1979.
Ich wurde dort gleich zweimal positiv auf das Aufputschmittel Stimul getestet.

Wie kam es dazu?
Ich war halt ein Landei. Die Chefs sagten mir, mit dem gehe es ein bisschen «ringer». Ich antwortete darauf: «Ringer ist immer gut.»

Wurden Sie danach gesperrt?
Nein, der Verband wollte mich zwar sperren, aber offenbar war das, was ich getan hatte, nicht so richtig verboten.

1981 ging Ihr Stern dann an der Züri-Metzgete so richtig auf.
Wir schliefen die Nacht zuvor im Hotel Sonnental in Dübendorf. Da unser Teamkollege Stefan Mutter am Samstagabend ins «Sportpanorama» eingeladen war, wollten wir uns seinen Auftritt unbedingt anschauen. Der Chef vom Sonnental liess uns deshalb in seine Wohnung, weil es dort einen Fernseher gab. Dann kam der mit einer Riesen-Pralinéschachtel. Wir assen alles auf und hatten eine grosse Gaudi, doch plötzlich klopfte es an die Tür.

Wer war es?
Unser Sportlicher Leiter Auguste Girard. Er sagte dem Hotelchef, dass die Herrschaften bitte ein bisschen leiser sein sollen, weil unten seine Fahrer am Schlafen seien. Wenn der gewusst hätte, dass wir, seine Fahrer, für den Lärm gesorgt hatten …

Trotz der Pralinés gewannen Sie am nächsten Tag die legendäre Züri-Metzgete.
Es regnete Bindfäden. Damals hatten wir noch Wolltrikots, die vom Regen immer länger und länger wurden. Deshalb musste ich über dem Bauch einen Knopf ins Trikot machen. Ich fuhr damals zusammen mit dem Deutschen Henry Rinklin 236 Kilometer lang an der Spitze. Im Sprint besiegte ich ihn dann und gewann das Rennen, was im Vorfeld kein Mensch geglaubt hatte.

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«Ich hatte danach manchmal wirklich Angst davor, dass mich einer am Strassenrand erschiesst.»
Rad-Legende Beat Breu über seinen Zoff mit Godi Schmutz
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Auch am Giro d’Italia 1981 fuhren Sie stark.
Besonders in Erinnerung geblieben ist mir die Etappe über die Drei-Zinnen-Strasse, denn die ist viel «verreckter» und steiler als die Alpe d’Huez. Auf den vier letzten Kilometern hatte es 100’000 Zuschauer. Das war unglaublich. Jeder Fahrer hatte vorne und hinten einen eigenen Töff mit Polizisten drauf, die sich mit Gummiknüppeln regelrecht den Weg freischlugen. Ich siegte damals, auch wenn ich am Abend von diesem Lärm unglaubliche Kopfschmerzen hatte.

Danach folgte die Tour de Suisse und Ihr legendärer Satz: «Dä Gottfried isch für mi gschtorbe.»
Ich möchte das jetzt nicht zum 1000. Mal erzählen, aber was damals los war, das war abartig. Ich hatte danach manchmal wirklich Angst davor, dass mich einer am Strassenrand erschiesst. Doch heute ist das längst vergessen, und ich habe ein gutes Verhältnis mit Godi Schmutz.

«Nach 40 Jahren kann man drüber lachen»
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Streit um Breu und Schmutz:«Nach 40 Jahren kann man drüber lachen»

Apropos gutes Verhältnis: Haben Sie das heute auch wieder mit Serge Demierre?
Hören Sie mir auf mit dem! Tour de France 1984. An einem Tag gab es morgens ein Teamzeitfahren und nachmittags eine Halb-Etappe. Beim Teamzeitfahren verweigerte der Monsieur Demierre die Führungsarbeit, weil es ihm angeblich schlecht gewesen sei. Als dann am Nachmittag die Halb-Etappe gestartet wurde, griff er sofort an. Also fuhr ich ihm hinterher, holte ihn ein und packte ihn während des Fahrens am Kragen, wir haben uns quasi mit 50 km/h geprügelt. Am Abend wurde Demierre dann von der Teamleitung nach Hause geschickt. Ich hatte übrigens auch mit Francesco Moser mal eine Rangelei.

Warum?
Beim Giro d’Italia haben die Organisatoren jeweils nach Strich und Faden beschissen und alles versucht, damit ihr Einheimischer Francesco Moser Erfolg hat. Einmal packte mich Moser einfach an den Hosen, um Schwung zu holen. Da bin ich ihm auch hinterhergefahren und habe ihn am Kragen gepackt. Ein anderes Mal gab es ein Schlusszeitfahren. Bei Moser flog der Helikopter über ihm so, dass er Rückenwind bekam, und bei den anderen so, dass sie im Gegenwind standen.

Wenn wir schon beim Giro sind. Stimmt die Legende, dass Sie mal fast erfroren sind?
Das war wirklich so, 1988. Damals ging es über den 2600 Meter hohen Gavia-Pass. Dort oben hatte es auf den Strassen 20 Zentimeter Neuschnee. Ich bin dort sogar beim Hochfahren «uf d Schnore gfalle». Und überall standen die Begleitfahrzeuge mit ihren Sommerpneus kreuz und quer. Doch die Abfahrt nach Bormio danach war noch viel gefährlicher. Ich hatte beide Füsse am Boden, die linke Hand vor den Augen, um mich vor dem Schneefall zu schützen. Als ich runterfuhr, kam mir plötzlich ein Spanier entgegen. Der fuhr bewusst wieder ein Stück hoch, um warm zu bekommen. Und dem Holländer Johan van der Velde, der die Passhöhe als Erster überquert hatte, begegnete ich während der Abfahrt in einem kleinen Dorf. Der lag dort mit drei angezogenen Jacken fröstelnd an einer Hauswand. Im Ziel hatte der 45 Minuten Rückstand. Unglaublich!

Haben Sie während der Tour de France auch mal etwas Unglaubliches erlebt?
Dort war es einmal nicht unglaublich kalt, sondern unglaublich heiss. Deshalb wurde an manchen Stellen der Teer richtig flüssig. Einmal fuhr ich voll rein, blieb stecken und machte über den Lenker einen Salto. Danach hatte ich alles voll Teer. Ich musste mir dann abends sogar die Haare abschneiden, da ich den Teer nicht mehr aus ihnen rauskriegte.

1989 feierten Sie mit Ihrem zweiten Tour-de-Suisse-Sieg Ihren letzten grossen Triumph.
Damals fuhr ich für das belgische Domex-Weinmann-Team. Ebenfalls in diesem Team war Thomas Wegmüller. Auf der zweiten Etappe sagte ich ihm, er solle wie ein Teufel fahren. Also machte er das, und ich hängte mich hinten ran. Als wir etwa zehn Minuten Vorsprung hatten, kam Tour-Boss Sepp Vögeli mit dem Auto zu uns und sagte nur: «Wegmüller, hören Sie auf, Sie machen die ganze Tour und Spannung kaputt.» Witzig war dann auch noch die neunte Etappe.

Was war da los?
Am Vorabend sassen wir in Tenero im Hotel und besprachen, was wir morgen machen sollen. Wegmüller schlug vor, dass er gleich beim Gotthard angreifen werde. Sein Ziel sei es, dort oben elf Minuten Vorsprung zu haben, damit er danach noch über den Furka kommt und mir dann im Wallis helfen kann. Ich dachte noch, das sei doch nicht möglich, aber Wegmüller hatte auf dem Gotthardpass oben tatsächlich 10:30 Minuten Vorsprung. Am Furka griff ich dann an, und unten in Gletsch wartete Wegmüller, entspannt angelehnt an einen Gartenzaun, auf mich. Unser Plan ging perfekt auf, und ich gewann zum zweiten Mal die Tour de Suisse. Etwas, das danach noch wichtig wurde, passierte ebenfalls in jenem Jahr.

Was?
Als nach der Etappe hoch nach Arosa die Siegerehrung stattfand, streifte mir Robert A. Jeker, der Chef der damaligen Schweizerischen Kreditanstalt, das Leadertrikot über. Dabei sagte er mir: «Wenn Sie je mal ein Problem haben, kommen Sie einfach zu mir.»

Ich ahne, worauf Sie hinauswollen. Wenig später hatten Sie ein ernsthaftes Problem. Ihr Bruder hatte Geld veruntreut und zog damit Sie und Ihr erspartes Geld unverschuldet mit in den Abgrund.
Wie zu Beginn gesagt, möchte ich darüber nicht mehr reden, aber nur so viel: Als das Problem auftauchte, schaffte ich es via alt Bundesrat Kurt Furgler, einen Termin bei Jeker zu bekommen. Also fuhr ich an den Paradeplatz nach Zürich. Solch ein Büro hatte ich zuvor noch nie gesehen, eine Turnhalle ist ein Scheissdreck dagegen. Irgendwann ging die Tür auf, und Herr Jeker kam rein, ohne überhaupt Grüezi zu sagen. Er meinte nur: «Sie haben rechtlich keine Chance. Sie müssen das alles vergessen, ist ja nur eine halbe Million.» Ich antwortete darauf: «Wenn du diese nicht hast, ist eine halbe Million verdammt viel.»

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«Manchmal habe ich schon Gefühl, ich lebe auf der falschen Kugel.»
Rad-Legende Beat Breu
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Haben Sie Ihrem Bruder vergeben?
Sehr schnell, er hat auch danach während den Querrennen weiter die Velos geputzt. Vor kurzem ist er übrigens wieder bei unserer Mutter eingezogen. Er kümmert sich wunderbar um sie.

Sie haben schon oft gesagt, dass Sie nicht Nein sagen können. Ist das Ihr Hauptproblem?
Ja, ich bin viel zu lieb. Warum das so ist, weiss ich auch nicht. Vielleicht, weil ich keinen Krach haben will und ich lieber der Konfrontation aus dem Weg gehe. Manchmal habe ich schon Gefühl, ich lebe auf der falschen Kugel.

Irgendwann wurden Sie Komiker. Weil Sie auch da nicht Nein gesagt haben?
Ja, so war es. Auf die Bühne zu gehen, war der grösste Fehler meines Lebens. Dadurch hat man mich in der Schweiz nicht mehr ernst genommen.

Wie kam es überhaupt dazu?
Claus Scherer, der Manager von Kliby und Caroline, sagte mir irgendwann: «Komiker, das wäre doch was für dich.» Und da ich ja Geld brauchte, sagte ich halt Ja. Vor allem ihr vom Blick habt mich nachher runtergeschrieben, obwohl ich gegen 700 Auftritte hatte und es viele Menschen gab, die Freude daran hatten. Ich bin nicht gescheitert, wie ihr immer behauptet habt.

Warum haben Sie dann nach sieben Jahren damit wieder aufgehört?
Gardi Hutter sagte mir mal: «Die schönsten fünf Minuten sind die vor dem Auftritt.» Für mich war es genau umgekehrt, die schönsten fünf Minuten waren die nach dem Auftritt. Irgendwann hatte ich einen Auftritt nur vor Ärzten. Zuerst spielte dort ein Kammerorchester. Und dann kam ich mit meinem «Scheissdreck», immer ein bisschen unter der Gürtellinie. Die fanden das gar nicht lustig. Und als einer doch noch gelacht hat, bekam er von seiner Alten einen Ellbogenstoss verpasst. Danach hat gar niemand mehr gelacht. Ich hätte das alles nie machen dürfen.

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«Hier war ich für viele nur noch ein Trottel, der Verlierer der Nation, ein Totalversager, auf den man, wenn er am Boden liegt, einprügeln kann.»
Beat Breu über sein Leben
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Gilt das auch für Ihr Puff-Projekt Longhorn-City?
Ich musste damals wegen den finanziellen Problemen nehmen, was kommt. Ich habe aber in der Zeit auch viel über die Schweizer Männer gelernt. Alle waren bei mir, vom Direktor bis zum Pfarrer. Unglaublich, diese Doppelmoral und Heuchelei.

2013 mussten Sie schliesslich Privatkonkurs anmelden.
Daran schuld sind die Schweizer Banken. Mehr sage ich dazu nicht.

Sie sind mittlerweile 66 Jahre alt. Wie blicken Sie auf Ihr bisheriges Leben zurück
Ich habe zu wenig Anerkennung erhalten, denn ich habe für die Schweiz Grosses erreicht. Hier war ich für viele nur noch ein Trottel, der Verlierer der Nation, ein Totalversager, auf den man, wenn er am Boden liegt, einprügeln kann. Warum wurde ich zum Beispiel nie Sportler des Jahres? Weil ihr Journalisten abstimmen durftet. Ihr habt mir viele Eier gelegt. Wenn ich Erfolg hatte, kam das jeweils nur auf ein paar Zeilen, wenn ich aber ein Puff hatte, habt ihr gross darüber berichtet.

Wie geht es Ihnen heute?
Möchten Sie eine ehrliche Antwort?

Ja.
Mir geht es himmeltraurig. Heidi und ich haben nur unsere AHV, keine Pensionskasse, nichts. Deshalb wollte ich mir im letzten Sommer auch das Leben nehmen. Seit ich in die Fänge der Banken geraten bin, habe ich keine Ruhe mehr. Die letzten 30 Jahre waren wirklich sehr schwierig für mich. Oft denke ich, das hat doch alles keinen Sinn mehr.

Sie könnten ja professionelle Hilfe annehmen.
Hören Sie mir auf damit. Das hilft doch nicht und kostet nur Geld, das ich nicht habe.

Gibt es wenigstens etwas, das Sie positiv stimmt?
Ich darf dieses Jahr wieder im Circus Maramber das Bistro führen. Als ich im letzten Sommer diese Lebenskrise hatte, bekam ich kurz danach dieses Angebot. Das gab mir Halt. Wenn ich im Zirkus bin und dort im Wohnmobil leben kann, dann geht es mir gut.

«Nach dem Konkurs ging es mir besser»
4:16
Radsport-Legende Beat Breu:«Nach dem Konkurs ging es mir besser»
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