Nach Horror-Sturz lässt Küng tief blicken
«Als Erstes dachte ich an Beltrametti»

Am Donnerstag der Giro-Horrorsturz. Am Pfingstsamstag mit der Rega nach St. Gallen. Gestern konnte Stefan Küng (21) trotz gebrochenem Brustwirbel nach Hause.
Publiziert: 26.05.2015 um 21:50 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 04:28 Uhr
Von Carl Schönenberger

Welche Verletzung hat sich das grösste Schweizer Rad-Talent bei seinem Crash in der 12. Giro-Etappe zugezogen? Bis gestern haben der Fahrer, das BMC-Team und die Ärzte kaum informiert.

Umso grösser darum kurz vor 15 Uhr die Überraschung vor dem Gebäude 11 des St. Galler Kantonsspitals: Stefan Küng kommt ganz ohne Gehhilfe dahergeschritten, sein Rücken ist steckengerade, nur zwei Schrammen unter dem linken Auge zeugen rein äusserlich vom Sturz.

«Herr Küng hat am neunten Brustwirbel eine inkomplette Berstungsfraktur mit einem Splitter, der nahe ans Rückenmark drückte, erlitten», sagt Fabrice A. Külling, der leitende Arzt der Wirbelsäulen-Chirurgie.

Heimkehr: Stefan Küng kommt nach seinem Horrorsturz ohne Gehhilfen aus. Jetzt muss er sich daheim ausruhen.
Foto: Keystone

Stefan sitzt daneben, weiss, dass er einen riesigen Schutzengel hatte. «Ich dachte sofort an Silvano Beltrametti», sagt er. Beim ersten Telefon aus dem Spital in Vicenza (It) habe er mit seiner Mutter darüber gesprochen. «Auch Silvano war bis dahin eine grosse Zukunftshoffnung für den Schweizer Sport. Auch er hat sich in Val d’Isère einen Wirbel hoch oben gebrochen.» Beltrametti sitzt seither gelähmt im Rollstuhl.

Küng ist wieder daheim bei seinen Eltern in Wilen TG. «Vernunft, Herr Küng. Toi, toi, toi», verabschiedet sich Dr. Külling vom Radprofi. Eine OP sei nicht nötig, die Muskulatur sei stark genug, die Wirbelsäule bis zur Heilung zu stützen.

«Aber meine Saison ist gelaufen», sagt Küng. «Keine Tour de Suisse, keine Schweizer Meisterschaft, keine Zeitfahr-WM. Ein Schock!» Und fügt an: «Die Erfahrung macht mich für die Zukunft stärker.»

Angst vor seinem Risiko-Beruf? «Stürze gehören dazu. Man sagt, dass ein Profi einmal pro Monat mit dem Velo stürze. Der Giro dauert fast einen Monat, es sind rund 200 Fahrer dabei. Also müsste es theoretisch 200 Stürze geben», macht Küng auf Galgenhumor.

Dann steigt er ins Auto seiner Mama, die ihn nach Hause chauffiert. Daheim wird sich Stefan Ruhe gönnen – «vorwiegend liegen, ein bisschen spazieren. In zwei Wochen soll die Reha beginnen. In sechs Wochen darf ich wieder aufs Velo, wenn alles gut geht.» Und wenn Stefan so lange vernünftig sein kann.

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