Hautnah dabei im Auto von Ex-Profi Wesemann
Ein Tag im Herzen der Tour de Suisse

Am Hinterrad der Profis ist es hektisch, laut und chaotisch. Gäste aus aller Herren Länder rollen durch die Schweiz.
Publiziert: 14.06.2016 um 11:25 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 05:47 Uhr
So siehts aus, wenn man mitten im Feld mitfahren kann. Frei nach dem Motto «Mittendrin und nicht nur dabei».
Foto: Benjamin Soland
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Simon Häring (Text) und Benjamin Soland (Fotos)

Am Fusse des Hauensteins schmerzen bei den Fahrern der Spitzengruppe, der auch Silvan Dillier angehört, die Beine. Doch sie haben erst die Hälfte der 193 Kilometer der dritten Etappe von Grosswangen LU nach Rheinfelden AG hinter sich. Dicht dahinter schlängelt sich Steffen Wesemann mit viel Geschick mit seinem Auto durch Aarburg.

Der Ex-Profi fährt, wie auch die Ehemaligen Beat Breu oder Markus Zberg, während zehn Tagen im Herzen der Tour de Suisse durch die Schweiz – im Windschatten der Fahrer, im Ohr den Funk der Rennleitung und am Puls des Geschehens. Routiniert bewegt sich Wesemann durch den Tross. Mal mit Vollgas, mal hupend, ab und zu auch mal fluchend.

Polizisten und Soldaten sichern Kreisel und Strassen. Mit Trillerpfeifen, Lautsprechern, Hupen und Warnsignalen werden die Fahrer an Baustellen und Kreuzungen vorbeigelotst. Alles ist perfekt geplant. Alles ist durchgetaktet. Obwohl es bisweilen chaotisch wirkt, ist die Organisation der Rundfahrt eine logistische Meisterleistung.

Von der Präzision beeindruckt sind auch Wesemanns Gäste. Diesmal sitzt Kai Chih Lee, der Direktor der Tour of Taiwan, auf dem Rücksitz. Als das Feld an ihm vorbeidonnert, lässt er sich ein euphorisches «Ni hao» entlocken. Zu seiner Freude erwidert einer der Rennkommissäre seinen Gruss mit einem Megafon.

Am Strassenrand schwenken Schüler Schweizer Fähnchen. Neben ihnen stehen Rekruten, Rentner rauchen ihre Zigarren, Büezer unterbrechen ihre Arbeit, Hausfrauen schieben Kinderwagen vor sich hin. Ungebrochen ist die Faszination für das Volksfest Tour de Suisse. «Das spornt die Fahrer schon an. Da stellen sich einem die Nackenhaare auf», sagt ­Wesemann (45), der 2004 die Flandern-Rundfahrt gewann.

Beim Aufstieg zur Sissacherfluh sitzt EHC-Biel-Trainer Kevin Schläpfer (46). Von der Hektik im Herzen der Tour bekommt er wenig mit. Denn weil die ­Motorräder des Fern­sehens zum Feld stossen, der Helikopter am Himmel auftaucht und der Vorsprung der Spitzengruppe schmilzt, dürfen sich keine Fahrzeuge mehr dazwischen aufhalten.

Nur Sagan vor Schweizer Duo

Auf der letzten der zwei Zusatzschleifen in Rheinfelden kommt es dann doch noch zum befürchteten Wolkenbruch. «Ich bin froh, sitze ich jetzt im Auto», sagt Wesemann. «Aber die haben sogar noch Schwein. Es ­hätte auch den ganzen Tag so regnen können.» Beim letzten Aufstieg nach Olsberg steht eine Gruppe slowakischer Fans.

Sie werden nicht enttäuscht. Weltmeister Peter Sagan (26) holt mit einer Energieleistung die beiden Schweizer Silvan Dillier (25) und Michael Albasini (35) ein und gewinnt im Spurt. Für Rekord-Etappen-Sieger Sagan ist es der 13. Tagessieg. «Obwohl es nicht ganz gereicht hat, war es ein erfolgreicher Tag», sagt Dillier. 

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