«Ich kaufe mir keine Stützrädli»
Cancellara erklärt Sturz auf der Ehrenrunde

Paris-Roubaix verabschiedet Fabian Cancellara auf dramatische Weise. Die Königin der Klassiker lässt ihn fallen wie eine heisse Kartoffel.
Publiziert: 11.04.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 11:30 Uhr
Hans-Peter Hildbrand aus Roubaix

Am Alter von Fabian Cancellara (35) liegt es wohl nicht. Denn der 37-jährige Mathew Hayman gewinnt sensationell die 114. Auflage von Paris–Roubaix. Der Australier schlägt im 15. Anlauf die fünf Fahrer starke Spitzengruppe. Tom Boonen (Be) schrammt als Zweiter knapp an seinem fünften Roubaix-Sieg vorbei – und verpasst so den Sprung zum alleinigen Rekordhalter.

Fabian Cancellara hat 2787 Roubaix-Kilometer in den Beinen, als er zu seinem zwölften und letzten Rendez-vous mit dem Kopfsteinpflaster startet. Es wird ein trauriges Abenteuer. Er hat keine Chance, ist viermal in einen Sturz verwickelt. Er beendet das Rennen auf Rang 40, mit 7:35 Minuten Rückstand.

Sturz, der erste: Auf seinem liebsten Pavé-Abschnitt rutscht Cancellara das Vorderrad weg.
Foto: freshfocus

Er nimmts gelassen. Sein zweiter Platz an der Flandern-Rundfahrt hat ihn mehr getroffen als die gestrige Sturzserie. «Paris-Roubaix hat für mich 2003 mit einer Aufgabe begonnen, jetzt endet das Ganze mit einem Ausrutscher auf der Ehrenrunde.» Fäbu stürzt mit der Schweizerfahne im Vélodrome von Roubaix vor seinen Fans. Er nimmts mit Humor: «Jetzt kann ich mich für den Zirkus bewerben.» Und seine Familie ist sofort da und tröstet ihn liebevoll.

Fäbus harter Tag beginnt morgens früh mit einer Dopingkontrolle. Im Rennen kann er zweimal knapp einem Sturz ausweichen, muss aber absteigen. Aber der Sturz von Alexander Porschew (Russ) wirft ihn und sein ganzes Trek-Team völlig aus den Geleisen. Mehr als 100 Kilometer fährt der Berner an diesem schönen Sonntag der Rennspitze hinterher. Das in Begleitung von Flandern-Sieger Peter Sagan (25). Mal mit einer Minute Rückstand, dann mit 35 Sekunden.

«Deswegen werde ich mir keine Stützrädli kaufen»

«Ich wusste, das Rennen ist noch nicht fertig», erklärt er. «Roubaix war diesmal so selektiv, ein Rennen, das nie aufhört.» Er habe Peter Sagan klargemacht, dass sie beide führen müssen. Der Rest hänge ihnen so oder so nur am Hinterrad.

Sturz, der zweite: Im Vélodrome zu Roubaix fällt Fäbu vor den Augen seiner Fans auf die Bahn.
Foto: oto-net / Cor Vos

61 Kilometer vor dem Ziel auf der Rennbahn in Roubaix – auf den nassen «Bsetzi-Steinen» von Mons-en-Pévèle (seinem Lieblingssektor (!) – rutscht ihm das Vorderrad weg. «Doch deswegen gehe ich mir jetzt keine Stützrädli kaufen», sagt Fäbu. «Ich bin weder enttäuscht noch traurig.»

Dieser Sturz wirft Cancellara aus dem Rennen um den Sieg – und inszeniert den Generationenwechsel. Peter Sagan hebt mit einem «Wheelie» das Vorderrad, steigt mit dem rechten Fuss aus den Pedalen und hüpft über das Velo von Cancellara. Sagan fährt kurz ins Gras, klinkt wieder ein und fährt davon – als wäre nichts passiert. Keiner beherrscht sein Arbeitsgerät besser als der amtierende Weltmeister.

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