Italienische Rennen abgesagt
Corona-Chaos im Radsport spitzt sich weiter zu

Der Radsport leidet besonders hart unter der Ausbreitung des Coronavirus in Europa. Es herrscht das nackte Chaos.
Publiziert: 06.03.2020 um 16:31 Uhr
Der Radsport leidet unter dem Coronavirus. Zwei französische Teams stehen in Dubai weiterhin unter Quarantäne.
Foto: Instagram
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Alles beginnt, als bei der UAE-Tour in den Vereinigten Arabischen Emiraten zwei italienische Staff-Mitglieder des heimischen Teams verdächtigt werden, am Coronavirus erkrankt zu sein. Sofort wird die Rundfahrt abgebrochen und die Teams dürfen ihre Hotels nicht mehr verlassen. Von dieser Massnahme waren auch der Schweizer Danilo Wyss (NTT Pro Cycling) und der fünffache Tour-de-France-Sieger Chris Froome (Ineos) betroffen.

Während die beiden mit ihren Teams mittlerweile wieder die Heimreise antreten durften, sitzen die französischen Mannschaften Cofidis und Groupama-FDJ noch immer im Mittleren Osten fest. Bis am 14. März stehen sie gemäss Cofidis-Teamchef Thierry Vittu noch unter Quarantäne.

Absagen in Italien

Wettkampfmässig verpassen die beiden Mannschaften bis dahin nicht viel. Denn in Europa jagt eine Rennabsage die nächste. Am meisten davon betroffen ist Italien. Strade Bianche, der Halbklassiker über die staubigen Schotterstrassen der Toskana, ist offiziell abgesagt. Dies gilt auch für den Frühjahresklassiker Mailand-San Remo und die mehrtägige Rundfahrt Tirreno-Adriatico. Wann und ob die Rennen nachgeholt werden, ist noch nicht bekannt.

Lange wehrte sich der Veranstalter dagegen, die drei Rennen aus dem Kalender zu streichen. Am Ende musste man aber dennoch nachgeben. Einerseits weil die italienische Regierung für die nächsten 30 Tage Sportveranstaltungen mit Zuschauern verboten hat und andererseits weil viele WorldTour-Teams gar nicht antreten wollten.

Denn aufgrund der unsicheren Situation in Italien haben mit AG2R La Mondiale, Astana, EF Pro Cycling, Jumbo-Visma, Michelton-Scott, Ineos, Sunweb und dem UAE Team Emirates gleich sieben WorldTour-Teams ihre Startberechtigung für Mailand-San Remo zurückgezogen.

Astana und Ineos mit Wettkampfpause

«Natürlich wären wir liebend gerne an den Start gegangen. Aber wir haben noch eine lange Saison vor uns und da dürfen wir die Gesundheit unserer Fahrer nicht aufs Spiel setzen», sagt Astanas Team-Manager Alexander Winokurow. Der kasachische Rennstall geht sogar noch einen Schritt weiter und kehrt dem Wettkampfgeschehen bis zum 20. März gleich ganz den Rücken.

Diesem Beispiel folgt auch das britische Team Ineos. Bis zum 23. März werden Froome und Co keine Rennen mehr bestreiten. Diese Entscheidung ist aber nicht nur dem Coronavirus verschuldet, sondern kommt auch daher, dass die Mannschaft vor wenigen Tagen ihren Sportlichen Leiter Nicolas Portal (†40) verloren hat. Der Franzose ist an einem Herzversagen gestorben.

Auch Paris-Nizza leidet unter Absagen

Die meisten Rennställe ergreifen jedoch nicht gleich so drastische Massnahmen wie Ineos und Astana. Sie weichen stattdessen auf Rennen in anderen europäischen Ländern aus – wie beispielsweise Paris-Nizza (8. bis 15. März) in Frankreich. Das «Rennen zur Sonne» muss aber gleichwohl Absagen von hochkarätigen WorldTour-Teams (CCC, Ineos, Astana, UAE Team Emirates, Michelton-Scott und Jumbo-Visma) verkraften. Dies hält die Organisatoren aber nicht davon ab, die 85. Austragung wie geplant durchzuführen. Mit Julian Alaphilippe (Deceuninck Quick Step), Nairo Quintana (Arkéa Samsic), Thibaut Pinot (Groupama-FDJ) und Peter Sagan (Bora-Hansgrohe) stehen gleichwohl klingende Namen an der Startlinie.

Sagan hätte eigentlich die Rennen in Italien bestreiten sollen, wurde aber aufgrund der Absagen nach Frankreich beordert. Denn für den Slowaken ist es wichtig seine Form aufrecht zu erhalten, da mit der Flandernrundfahrt (5. April) und Paris-Roubaix (12. April) zwei weitere Radsport-Monumente unmittelbar vor der Tür stehen. Vorausgesetzt, sie fallen nicht dem sich immer weiter ausbreitenden Coronavirus zum Opfer. Noch deutet jedenfalls nichts darauf hin. (jk)

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