Küngs Traum von Heim-Gold in Gefahr
«Das macht für mich keinen Sinn!»

Stefan Küng (26) träumt von Zeitfahr-Gold bei der Heim-WM. Das Problem: Er fährt auch die Tour de France. Platzt sein Traum, weil der Kalender nicht angepasst wird?
Publiziert: 13.06.2020 um 11:34 Uhr
|
Aktualisiert: 18.07.2020 um 13:36 Uhr
Mathias Germann

BLICK: Stefan Küng, in seinem letzten Profi-Jahr konnte Michael Albasini keine Tour de Suisse mehr bestreiten. Sie fahren nun mit ihm privat die Route ab. Wie läufts?
Stefan Küng: Das Wetter könnte besser sein, wir hatten schon viel Regen. Aber das macht nichts, denn Alba hat sich diese Tour verdient. Dass seine Familie im Camper mitreist und auch viele seiner Wegbegleiter der letzten Jahre mitfahren, ist genial – ein tolles Erlebnis.

Nun zu Ihnen. Nach der Corona-Pause soll es im August mit Rad­rennen weitergehen. Was würden Sie 2020 lieber gewinnen, den Klassiker Paris–Roubaix oder Gold bei der Heim-WM?
Das ist knifflig ... Am liebsten beides (lacht)! Im Ernst: Das sind zwei Träume, die ich habe. Paris–Roubaix ist ein Monument, ein Stück Radsportgeschichte. Die WM im eigenen Land ist auch extrem speziell, danach darf man ein Jahr lang das Regenbogentrikot tragen. Es ist unmöglich, diese Rennen gegeneinander abzuwägen.

Beim WM-Zeitfahren in Aigle- Martigny würden Sie im Normalfall zu den Gold-Kandidaten zählen. Doch es gibt ein Problem ...
Genau. Denn das Rennen ist für den 20. September vorge­sehen.

Im letzten Jahr holte Stefan Küng WM-Bronze. Nun wünscht er sich Gold. Aber wird er überhaupt zum Zeitfahren in Aigle-Martigny starten?
Foto: keystone-sda.ch
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Und an diesem Tag endet die Tour de France. Was werden Sie tun?
Ich werde unseren Leader Thibaut Pinot an der Tour mit voller Kraft unterstützen. Gleichzeitig hoffe ich, dass ich die Rundfahrt einige Tage früher verlassen kann, um mich auf die WM vorzubereiten.

Wie viel früher?
Wenn das Zeitfahren wirklich am 20. September stattfindet, müsste ich eine Woche vor Tour-Ende aussteigen. Nur so ist eine seriöse Vorbereitung möglich.

Sie reden im Konjunktiv. Warum?
Vielleicht wird das Rennen ja von Sonntag auf Mittwoch verschoben. So war es bei Weltmeisterschaften zuletzt immer. Jetzt hat man das geändert, weil man den Mixed Relay (Teamzeitfahren; Anm. d. Red.) interessanter machen wollte. Unter den aktuellen Umständen muss ich aber klar sagen: Das macht für mich keinen Sinn! Ich hoffe darum auf Mittwoch.

Dann hätten Sie einige Tage mehr Zeit in der Tour.
Ich würde wohl am Donnerstag nach der letzten Bergetappe aussteigen.

Auch wenn Pinot in Gelb fahren sollte?
Ich denke schon. Er würde dann hoffentlich das Trikot auch so nach Paris bringen.

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Sind Sie eigentlich optimistisch, dass die Radsaison tatsächlich am 1. August fortgesetzt wird?
Mittlerweile schon, ja. Aber es braucht Flexibi­lität. Wir wissen nicht, ob alle Rennen in den jeweiligen Ländern wie geplant durchgeführt werden können.

Kritiker meinen, der neue Rennkalender sei viel zu dicht bepackt. Sie fahren die Klassiker: den Dauphiné, die Tour und die WM. Ein Mammutprogramm, oder?
Es ist weniger die Anzahl Renntage, die mich beschäftigt. Schwieriger wird es sein, den Bogen in den nächsten Wochen nicht zu überspannen. Das ist schwierig, denn im Sommer ist das Wetter gut, die Pässe sind offen, es gibt Trainingslager. Gleichzeitig sollte ich für meine wichtigsten Ziele frisch sein. Ich muss also ruhig Blut bewahren und darf mich nicht verrückt machen lassen.

Vom Pechvogel zu «King Küng»

Persönlich – Der in Wilen TG geborene Zeitfahrspezialist galt eine Zeit lang als Bruchpilot – immer wieder warfen ihn selbstverschuldete Stürze zurück. Doch spätestens seit seiner Bronzemedaille beim WM-Strassenrennen von Yorkshire (Gb) 2019 ist Stefan Küng an der absoluten Weltspitze angekommen. Dabei hätte man dem früheren Verfolgungs-Weltmeister auf der Bahn viel eher Edelmetall im Zeitfahren zugetraut, wo er seit Jahren zu den Weltbesten zählt. Das würde er an der Heim-WM im September nur zu gerne nachholen.

Stefan Küng (26).
Sven Thomann

Persönlich – Der in Wilen TG geborene Zeitfahrspezialist galt eine Zeit lang als Bruchpilot – immer wieder warfen ihn selbstverschuldete Stürze zurück. Doch spätestens seit seiner Bronzemedaille beim WM-Strassenrennen von Yorkshire (Gb) 2019 ist Stefan Küng an der absoluten Weltspitze angekommen. Dabei hätte man dem früheren Verfolgungs-Weltmeister auf der Bahn viel eher Edelmetall im Zeitfahren zugetraut, wo er seit Jahren zu den Weltbesten zählt. Das würde er an der Heim-WM im September nur zu gerne nachholen.

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Der Rad-Kalender 2020

August
1. 8. Strade Bianche (It)
8. 8. Mailand–Sanremo (It)
12.–16. 8. Crit. du Dauphiné (Fr)
15. 8. Lombardei-Rundfahrt (It)
29. 8.–20. 9. Tour de France

September
7.–14. 9. Tirreno–Adriatico (It)
20.–27. 9. WM in Aigle-Martigny (Sz)
30. 9. Flèche Wallonne (Be)

Oktober
3.–25. 10. Giro d’Italia
4. 10. Liège–Bastogne–Liège (Be)
10. 10. Amstel Gold Race (Ho)
11. 10. Gent–Wevelgem (Be)
18. 10. Flandern-Rundfahrt (Be)
20. 10.–8. 11. Vuelta a España
25. 10. Paris–Roubaix (Fr)

August
1. 8. Strade Bianche (It)
8. 8. Mailand–Sanremo (It)
12.–16. 8. Crit. du Dauphiné (Fr)
15. 8. Lombardei-Rundfahrt (It)
29. 8.–20. 9. Tour de France

September
7.–14. 9. Tirreno–Adriatico (It)
20.–27. 9. WM in Aigle-Martigny (Sz)
30. 9. Flèche Wallonne (Be)

Oktober
3.–25. 10. Giro d’Italia
4. 10. Liège–Bastogne–Liège (Be)
10. 10. Amstel Gold Race (Ho)
11. 10. Gent–Wevelgem (Be)
18. 10. Flandern-Rundfahrt (Be)
20. 10.–8. 11. Vuelta a España
25. 10. Paris–Roubaix (Fr)

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