«Dreckrennen liegen mir»
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Mountainbikerin Forchini:«Dreckrennen liegen mir»

Mountainbike-Weltmeisterin Ramona Forchini
«Dreckrennen liegen mir»

Erlauchter Kreis! Mountainbikerin Ramona Forchini ist eine von nur zwei Schweizer Weltmeisterinnen 2020. Als Belohnung gibts von SonntagsBlick eine Bagger-Lehrstunde.
Publiziert: 29.12.2020 um 21:26 Uhr
Daniel Leu (Text) und Sven Thomann (Fotos)

Eine Baustelle ausserhalb von Lütisburg SG. Zum ersten Mal in ihrem Leben sitzt Ramona Forchini in einem Bagger. Sie scheint ein Naturtalent zu sein. Gekonnt schaufelt sie mit dem 20-Tonnen-Ungetüm den Dreck hin und her. «Das macht ja richtig viel Spass», sagt sie mit leuchtenden Augen, während sie an den unzähligen Hebeln hantiert.

Mit Dreck hat die Toggenburgerin als Mountainbikerin (und gelegentliche Cyclocross-Fahrerin) reichlich Erfahrung. «Eigentlich bin ich eine Schönwetterfahrerin, aber Dreckrennen liegen mir. Warum das so ist? Ich weiss es nicht», erklärt sie und entleert gleichzeitig souverän eine Schaufel voller Dreck.

Liegestuhl statt Training

Als Forchini 2015 Cross-Country-Weltmeisterin bei den U23 wurde? Ein Dreckswetter! Als Forchini 2019 beim Swiss Bike Cup in Buchs überraschend und sehr deutlich Jolanda Neff schlug? Auch ein Dreckswetter! Doch die 26-Jährige kann auch anders. In diesem Oktober wurde sie Weltmeisterin im Mountainbike-Marathon. Bei schönstem Herbstwetter.

2020 wurde Forchini Weltmeisterin im Mountainbike Marathon.
Foto: Sven Thomann
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Damit ist Forchini nur eine von zwei Schweizerinnen, die in diesem verrückten Corona-Jahr 2020 den WM-Titel holten. Dass RF – die Initialen verpflichten – in der Türkei triumphieren konnte, war eigentlich ein Wunder, denn den Sommer verbrachte sie vorwiegend im Liegestuhl statt auf dem Bike. Wegen eines Lymphknotens, ausgelöst wohl durch einen Insektenstich, lag sie wochenlang flach. «Die Ärzte verboten mir damals, mich zu bewegen. Ich konnte nichts tun und musste zuschauen, wie meine Gegnerinnen Rennen fahren durften. Das war schon eine sehr schwierige Zeit.»

Wenig Chancen auf Olympia

Ihr WM-Titel war deshalb eine grosse Überraschung. Ist Forchini jetzt gar eine heisse Kandidatin für Olympia 2021? Eher nicht, denn die Marathon-Klasse wird in Tokio gar nicht gefahren, und im Cross-Country ist die heimische Konkurrenz sehr gross. Weil für die Qualifikation auch Resultate aus den Jahren 2019 (auch da hatte sie wegen eines Infekts gesundheitliche Probleme) und 2020 zählen, hat Forchini nur Aussenseiterchancen auf einen der drei Schweizer Startplätze.

«Natürlich sind die Olympischen Spielen mein grosser Traum», sagt Forchini, «aber vielleicht kommen sie noch zu früh. Mein Ziel war immer Paris 2024. Dann bin ich 30 Jahre alt und im besten Alter.» Sagt es, und baggert munter weiter.

Diese Schweizer Sportler holten 2020 Gold

Die glorreichen Acht! Trotz Corona gab es 2020 acht Schweizer Europa- und Weltmeister.

2019 war für die Schweizer Sportlerinnen und Sportler ein herausragendes Jahr. An Europa- und Weltmeisterschaften gab es gleich 56-mal Gold. 2020 fällt natürlich wegen Corona bescheidener aus. Trotzdem gab es 8-mal Gold für die Schweiz. Ein Überblick.

24. August Stefan Küng
Europameister Zeitfahren Plouay (Fr)
2019 hatte er das Podest noch knapp verpasst, doch 2020 schlug er zu. Der Thurgauer war eine Klasse für sich und holte sich Gold mit über 17 Sekunden Vorsprung. Einen Monat später gewann er dann in Imola auch noch WM-Bronze im Zeitfahren.

6. September Christian Zürrer
Europameister Segeln M32-Katamaran Gardasee (It)
Über drei Tage ging der Wettkampf. Am ersten und am dritten war das Black Star Sailing Team von Christian Zürrer klar das Beste, nur am zweiten hatten sie einen leichten Durchhänger. Mit zur siegreichen Mannschaft gehörten Chris Steele, Steward Dodson, Sam Gilmour und William Tiller.

20. September Heidrich/Vergé-Dépré
Europameisterinnen Beacholley Jürmala (Let)
Das war wahrlich knapp. Joana Heidrich und Anouk Vergé-Dépré mussten im Final gegen Deutschland einen Matchball abwehren, ehe sie doch noch Europameisterinnen wurden. «Das ist Wahnsinn und hätte ich so nie erwartet», sagte Heidrich anschliessend.

11. Oktober Camille Balanche
Weltmeisterin Mountainbike Downhill Leogang (Ö)
Premiere! Die Neuenburgerin ist die erste Schweizerin, die Downhill-Weltmeisterin wurde. Ein Jahr zuvor hatte sie schon den EM-Titel gewonnen. «Ich bin sprachlos und kann das noch nicht richtig einordnen», sagte Balanche nach ihrem WM-Titel.

17. Oktober Nino Schurter
Europameister Mountainbike Cross-Country Monte Tamaro (Sz)
Dieser Titel hatte ihm noch gefehlt. Nach Olympia-Gold und acht Cross-Country-WM-Triumphen wurde Schurter 2020 endlich auch noch Europameister. Ein Trostpflaster für sein schwaches WM-Abschneiden (Platz 9) wenige Wochen zuvor.

25. Oktober Ramona Forchini
Weltmeisterin Mountainbike Marathon Sakarya (Tür)
Nach fast vier Stunden Wettkampf kam es auf den Schlusssprint an. Und da gab die St. Gallerin nochmals richtig Gas und konnte ihre letzte Widersacherin abschütteln. Der Lohn: der WM-Titel für Forchini, die 2015 schon U23-Weltmeisterin wurde.

31. Oktober Piet Eckert
Europameister Segeln Star Gardasee (It)
Zusammen mit seinem portugiesischen Vorschoter Frederico Melo triumphierte der Zürcher Eckert auf dem Gardasee. Erst im siebten und letzten Lauf konnte das Team um den 52-Jährigen den EM-Titel klarmachen.

25. November Sascha Lehmann
Europameister Leadklettern Moskau (Russ)
Die Regeln im Leadklettern sind denkbar einfacher: Wer am höchsten klettert, gewinnt! An der EM in Russland war der Berner der Beste. Im Final kletterte er höher als seine sieben Kontrahenten.

Die glorreichen Acht! Trotz Corona gab es 2020 acht Schweizer Europa- und Weltmeister.

2019 war für die Schweizer Sportlerinnen und Sportler ein herausragendes Jahr. An Europa- und Weltmeisterschaften gab es gleich 56-mal Gold. 2020 fällt natürlich wegen Corona bescheidener aus. Trotzdem gab es 8-mal Gold für die Schweiz. Ein Überblick.

24. August Stefan Küng
Europameister Zeitfahren Plouay (Fr)
2019 hatte er das Podest noch knapp verpasst, doch 2020 schlug er zu. Der Thurgauer war eine Klasse für sich und holte sich Gold mit über 17 Sekunden Vorsprung. Einen Monat später gewann er dann in Imola auch noch WM-Bronze im Zeitfahren.

6. September Christian Zürrer
Europameister Segeln M32-Katamaran Gardasee (It)
Über drei Tage ging der Wettkampf. Am ersten und am dritten war das Black Star Sailing Team von Christian Zürrer klar das Beste, nur am zweiten hatten sie einen leichten Durchhänger. Mit zur siegreichen Mannschaft gehörten Chris Steele, Steward Dodson, Sam Gilmour und William Tiller.

20. September Heidrich/Vergé-Dépré
Europameisterinnen Beacholley Jürmala (Let)
Das war wahrlich knapp. Joana Heidrich und Anouk Vergé-Dépré mussten im Final gegen Deutschland einen Matchball abwehren, ehe sie doch noch Europameisterinnen wurden. «Das ist Wahnsinn und hätte ich so nie erwartet», sagte Heidrich anschliessend.

11. Oktober Camille Balanche
Weltmeisterin Mountainbike Downhill Leogang (Ö)
Premiere! Die Neuenburgerin ist die erste Schweizerin, die Downhill-Weltmeisterin wurde. Ein Jahr zuvor hatte sie schon den EM-Titel gewonnen. «Ich bin sprachlos und kann das noch nicht richtig einordnen», sagte Balanche nach ihrem WM-Titel.

17. Oktober Nino Schurter
Europameister Mountainbike Cross-Country Monte Tamaro (Sz)
Dieser Titel hatte ihm noch gefehlt. Nach Olympia-Gold und acht Cross-Country-WM-Triumphen wurde Schurter 2020 endlich auch noch Europameister. Ein Trostpflaster für sein schwaches WM-Abschneiden (Platz 9) wenige Wochen zuvor.

25. Oktober Ramona Forchini
Weltmeisterin Mountainbike Marathon Sakarya (Tür)
Nach fast vier Stunden Wettkampf kam es auf den Schlusssprint an. Und da gab die St. Gallerin nochmals richtig Gas und konnte ihre letzte Widersacherin abschütteln. Der Lohn: der WM-Titel für Forchini, die 2015 schon U23-Weltmeisterin wurde.

31. Oktober Piet Eckert
Europameister Segeln Star Gardasee (It)
Zusammen mit seinem portugiesischen Vorschoter Frederico Melo triumphierte der Zürcher Eckert auf dem Gardasee. Erst im siebten und letzten Lauf konnte das Team um den 52-Jährigen den EM-Titel klarmachen.

25. November Sascha Lehmann
Europameister Leadklettern Moskau (Russ)
Die Regeln im Leadklettern sind denkbar einfacher: Wer am höchsten klettert, gewinnt! An der EM in Russland war der Berner der Beste. Im Final kletterte er höher als seine sieben Kontrahenten.

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