Rad-Ass schlief 400 Stunden unter Plastikhaube
Bissegger aus dem Höhenzelt zum Zeitfahr-Exploit an der Tour?

Stefan Bissegger (23) unternahm alles, um bei der Tour de France zu glänzen. Bislang klappte das nicht. Doch es folgt ein letztes Highlight.
Publiziert: 23.07.2022 um 12:07 Uhr
Mathias Germann

Schlafen mit dem Kopf unter einer Plastikhaube? Stefan Bissegger (23) hat keine Mühe damit. Der Radprofi verbrachte seit Mai 400 Stunden in dem Höhenzelt und liefert ein Foto zur Veranschaulichung. «Normalerweise bin ich nicht so tief drin wie auf dem Foto, sondern nur mit dem Kopf. Mich stört es praktisch nicht», sagt der Thurgauer, der mit der speziellen Konstruktion eine Höhenlage von 2500 Meter über Meer simuliert. So werden mehr rote Blutkörperchen produziert, was die Sauerstoff-Aufnahme des Körpers verbessert.

Häufig fahren die Radprofis zu diesem Zweck im Vorfeld wichtiger Rennen zum Höhentrainingslager in die Berge. Bissegger schlief letztes Jahr beispielsweise wochenlang auf dem Säntis auf 2472 Meter über Meer. Diesmal setzte er auf das Höhenzelt. «Es gibt auch welche, wo man mit dem ganzen Körper drinnen ist. Doch dann wird es immer recht heiss. Bei meinem Modell bleibt wenigstens der grösste Teil meines Körpers kühl», erzählt der Zeitfahrspezialist.

40,7 Kilometer – zu lang für Bissegger?

Während der Tour de France benutzt Bissegger das Zelt nicht mehr. Die Wirkung der Höhen-Simulation setzt im Normalfall sowieso erst sechs bis sieben Wochen später ein. Ist er nun parat für den Kampf gegen die Uhr am Samstag zwischen Lacapelle-Marival und Rocamadour (40,7 Kilometer)? «Wenn die Beine wollen, kommt das gut», sagt er.

Voller Fokus auf den Samstag! Stefan Bissegger will beim letzten Tour-Zeitfahren brillieren.
Foto: keystone-sda.ch
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Sicher ist: Schlechter als es beim Auftakt-Zeitfahren in Kopenhagen (Dän) kann es Bisseger kaum laufen. Vor drei Wochen stürzte er gleich zweimal auf nasser Strasse und landete auf Rang 99 statt auf dem angestrebten Podest. «Wahrscheinlich haben wir damals die falschen Reifen gewählt. Es waren Prototypen und sie waren wohl nicht optimal. Aber das habe ich abgehakt», so Bissegger.

Ob der Ostschweizer bei der zweiten Tour-Prüfung gegen die Uhr aufs Podest fahren kann, bleibt abzuwarten. Denn: Nach drei Wochen Schinderei zählen längst nicht nur die Zeitfahr-Qualitäten auf dem Papier. Bisseggers ehemaliger Trainer Marcello Albasini sagt: «40 Kilometer sind für Stefan sehr lang. Er ist besser bei kürzeren Prüfungen. Aber bei ihm weiss man wirklich nie!»

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