Rad-Profi Michael Schär (36) spricht über den Tod seines Freundes Gino Mäder
«Er brachte mich zum Lachen»

Michael Schär ist fassungslos. In seinem letzten Jahr als Profi muss er den Tod seines Freundes Gino Mäder (†26) verdauen.
Publiziert: 19.06.2023 um 20:56 Uhr
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Mathias GermannReporter Sport

Seine elfte Tour de Suisse ist auch die letzte: Michael Schär (36) beendet nach dieser Saison seine Karriere. Der Luzerner erlebte in den letzten Tagen ein Wechselbad der Gefühle. Noch am Montag fuhr er durch seine Wohngemeinde Nottwil – ein spezielles Erlebnis. Am Vormittag hatten die Tour-Fahrer Schär ein Spalier gemacht, um ihn zu ehren. «Das war wunderschön.»

Wenige Tage später ist Schär am Boden zerstört. Er verzichtet nach dem Tod seines Freundes Gino Mäder (†26) auf den Start der siebten Etappe. «Ich bin jetzt daheim, bei meiner Familie – das tut gut», meldet der zweifache Familienvater.

Schär und Mäder waren trotz des Altersunterschieds von zehn Jahren auf einer Wellenlänge. Es sei schwierig, das Geschehene zu akzeptieren, erzählt der Routinier. «Ginos Familie und sein Umfeld tun mir unendlich leid. Er war ein so dankbarer Mensch, der immer für alle anderen geschaut hat.»

Michael Schär (links) und Gino Mäder (in Rot): Die zwei verstanden und mochten sich.
Foto: Getty Images
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«Wie ein schlechter Traum»

Kurz vor seinem Tod, im Aufstieg zum Albula, habe er Mäder zum letzten Mal gesehen, berichtet Schär. «Ich bin ein Rouleur und hatte meine Ablösung gefahren. Da überholte mich Gino und machte noch einen Witz über das lange Rennen. Und kurze Zeit später passiert so etwas.»

Solche Begegnungen wie am Albula seien in den letzten Jahren üblich gewesen, so Schär. «Gino war bei Anstiegen extrem stark, während ich mich hoch quälte. Das nutzte er aus, er machte häufig einen Spass und fragte mich etwas – im Wissen, dass ich kaum Luft hatte, um zu antworten.» Mäder habe trotzdem gewusst, dass er damit sein Leben verschönerte. «Er brachte mich zum Lachen – auch so werde ich in Erinnerung behalten.»

Noch weiss Schär nicht, wie es weitergeht. «Alles fühlt sich surreal an. Wie ein schlechter Traum, wo man das Gefühl hat, dass man aufwacht und alles nicht wahr ist. Ich wünsche Ginos Familie und allen, die ihn gern hatten, ganz viel Kraft.»

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