Stefan gegen Stefan: 84. Tour de Suisse beginnt mit einem Knaller
«Sogar unsere Freundinnen heissen gleich»

Sie hören auf den gleichen Vornamen, sind Thurgauer und Weltklasse im Zeitfahren: Stefan Küng (27) und Stefan Bissegger (23). Im Prolog kämpfen beide um den Sieg.
Publiziert: 05.06.2021 um 18:51 Uhr
Mathias Germann

Stefan Küng, die Parallelen zwischen Ihnen und Stefan Bissegger sind frappant. Wäre es darum umso schöner, den Prolog zu gewinnen und Ihren Namensvetter zu schlagen?
Stefan Küng: Im Gegenteil. Wenn ich es nicht schaffen sollte, gewinnt hoffentlich einer aus meinem Team – oder eben Stefan. Es ist super für den Schweizer Radsport, dass wir beide in Frauenfeld um den Sieg kämpfen.
Stefan Bissegger: Ich sehe es gleich. Es ist wichtig, dass ein Schweizer gewinnt. Wenn nicht ich, dann würde ich es Stefan gönnen. Ich habe immer zu ihm hochgeschaut. Das ist auch jetzt noch so.

Der Prolog führt fast an Ihrer Haustüre vorbei.
Bissegger: Ich sehe die Strecke aus meinem Fenster. Mein Ziel ist ganz klar der Sieg.
Küng: Auch ich will gewinnen, logisch. Die Motivation ist bei 100 Prozent. Gleichzeitig fokussiere ich mich in diesem Jahr auf die Tour de France und die Olympischen Spiele.

In Tokio könnten Sie zusammen mit Stefan Bissegger auf der Bahn fahren. Warum verzichten sie darauf?
Küng: Ich habe es mir überlegt, aber ich bin schon eine Weile weg von der Bahn. Die jüngere Vergangenheit hat gezeigt, dass es sich für mich lohnt, mich neben harten Eintagesrennen auf die Zeitfahren auf der Strasse zu konzentrieren.

Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der beste Zeitfahrer im Land? Stefan Bissegger (links) und Stefan Küng treffen zum Auftakt der Tour de Suisse aufeinander.
Foto: Sven Thomann
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Zurück zu den Parallelen zwischen Ihnen. Sie heissen beide Stefan, kommen aus dem Thurgau und haben ähnliche Stärken. Gibt es noch etwas?
Bissegger: Wir haben den gleichen Masseur.
Küng: Und unsere Freundinnen heissen gleich!

Zweimal Céline?
Küng: Genau. Es ist wirklich witzig (schmunzelt).

Sie sind viereinhalb Jahre älter als Stefan Bissegger. Merkt man das?
Stefan Küng: Auf jeden Fall. Im Radsport spricht man bei fünf Jahren Unterschied schon fast von einer anderen Generation. Dementsprechend kenne ich Stefan gar nicht so gut. Als ich auf der Bahn aufhörte, kam er gerade in das Projekt hinein. Erst jetzt, da auch er Profi ist, kreuzen sich unsere Wege vermehrt.
Bissegger: Zuletzt waren wir ein paar Tage gemeinsam auf dem Säntis im Höhentrainingslager. Wir verstehen uns gut.

Wie ist es privat? Ich habe gehört, dass Sie viel lieber auf der Konsole spielen als Bücher zu lesen. Stimmt das, Stefan Bissegger?
Bissegger (lacht): Es geht schon in diese Richtung. Stefan ist sicher reifer, hat auf und neben dem Velo mehr erlebt.
Küng: Bei mir ist es umgekehrt. Gamen macht mir Kopfweh, ich lese darum lieber.

Stefan Bissegger, mit dem Zeitfahr-Sieg bei Paris–Nizza haben Sie Rad-Welt geschockt. Einverstanden?
Bissegger: Für mich war das kein Schock. Ich wusste, dass ich gut bin. Aber es stimmt schon: Vor diesem Sieg dachte ich nicht, dass es ganz nach vorne reichen könnte. Nun ist es anders.

Sie gewannen dagegen die Valencia-Rundfahrt, Stefan Küng. Dürfen Ihre Fans doch noch hoffen, dass Sie auch die Tour de Suisse gewinnen?
Küng: Das ist eine ganz andere Hausnummer. Bei der Valencia-Rundfahrt hatte es kleinere Berge, in der Schweiz gibt es Pässe. Von meinem Körperbau her habe ich einfach keine Chance, dieses Ziel zu erreichen.

Sind Ihre 1,93 Meter und 80 Kilo ein zu grosses Handicap?
Küng: Leider ja. Würde ich versuchen, die Tour de Suisse zu gewinnen, müsste ich deutlich leichter werden. Das lohnt sich nicht, denn ich würde wohl meine aktuellen Stärken verlieren.

Stefan Bissegger, welche Qualität Ihres Namensvetters hätten Sie gerne?
Bissegger: Seinen Motor. Stefan hat einen der grössten der Welt, vielleicht gar den grössten.

Das sah man zuletzt bei der Tour de Romandie. Stefan Küng, Sie waren drauf und dran, die Regenetappe nach Fribourg zu gewinnen, stürzten dann aber fürchterlich.
Küng: Ein Fehler, der nicht passieren sollte. Aber meine Brille war bei der Abfahrt voller Tropfen, als ich auf der weissen Strassenmarkierung wegrutschte. Vielleicht tippte ich auch die Bremse an, ich weiss es nicht mehr. Ich verletzte mich nicht, aber mein Ärger war riesig.

Hätten Sie gewonnen?
Küng: Das weiss ich nicht. Aber wenn andere Fahrer bei schlechtem Wetter abbauen, geht es bei mir noch lange weiter. Das ist meine grosse Qualität. Ich sage immer: Ich bin nicht der Beste, kann es aber häufig länger – so wie in der Ovomaltine-Werbung (lacht).

Welche Schlagzeile würden Sie gerne in der nächsten Woche im Blick lesen?
Küng: Stefan und Stefan sorgen für Furore!
Bissegger: Das würde mir auch gefallen.

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