Drohnen sollen das Problem lösen
Machen Töffs die Tour kaputt?

Die Motorräder im Radsport verfälschen das Rennen. Und sind oft gefährlich. Viele Fahrer beschweren sich.
Publiziert: 17.07.2019 um 17:44 Uhr
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Aktualisiert: 18.07.2019 um 13:22 Uhr
Mathias Germann

Das Gesicht? Wir sehen jedes Staubkorn, die Schweiss- und manchmal auch die Bluttropfen. Keine Frage: Während der Tour de France ist auch der Fan vor dem TV mittendrin statt nur dabei. Hochauflösende Bilder machen es möglich. Damit diese entstehen, braucht es Töffs und Kameraleute obendrauf. Aber: Genau sie sorgen derzeit im Lager der Rad-Profis für grossen Ärger.

«Die Motorräder sollten mehr Abstand halten, sie sind oft zu nahe an den Fahrern dran», sagt Bauke Mollema (32, Ho) zu Cycling Weekly. Er und andere Berufskollegen haben sich beim Rad-Weltverband UCI beklagt. Passiert ist (noch) nichts. Es gibt laut Regelwerk keinen Minimalabstand, welchen die Töffs zu den Fahrer einhalten müssen. Mollema: «Man muss reagieren. Aber das TV hat alles unter Kontrolle und hört nicht auf die UCI.»

Doch woher rührt der Ärger der Fahrer? Es gibt zwei Gründe. Erstens: Die Sicherheit. «Auf den Abfahrten ist es am gefährlichsten», sagt Dan Martin (32, Irl). Während er und seine Kollegen die Pässe mit bis zu 100 km/h runter donnern, kommen ihnen die vorausfahrenden Töffs regelmässig in die Quere. Sie sind schlicht zu langsam.

Die Motorräder im Rennen verfälschen das Rennen.
Foto: AP
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Sind Drohnen die Zukunft

Das zweite Problem: Der Töffs verursachen Windschatten und verfälschen damit das Rennen. Oft profitieren Ausreisser, weil die Kameras auf sie gerichtet sind. «Manchmal ist es extrem. Tour-Leader Julian Alaphilippe nutzte bereits einmal die Gunst der Stunde», sagt Bert Blocken von der Uni Eindhoven zu BLICK.

Der Wissenschaftler fand schon im letzten Jahr heraus, dass Fahrer mit Fahrzeugen dahinter regelrecht nach vorne «geschoben» werden. Der Windschatten von vorne ist jedoch noch viel entscheidender. Klebt ein Fahrer bei 54 km/h hinter einem Töff, hat er 71 Prozent weniger Luftwiderstand. Und holt bei einer Minute Fahrtzeit umgerechnet 30 (!) Sekunden Vorsprung gegenüber einem Fahrer ohne Windschatten heraus. Sogar bei einem Abstand von 50 Metern gibt es noch Windschatten.

Die Lösung? Drohnen statt Töff-Kameras. Das ist aber Zukunft. Noch sind sie zu gefährlich und haben zu wenig Akku. Es bleibt dabei: Nur ein grösserer Töff-Abstand würde helfen. Blocken ist überzeugt: «Die TV-Bilder wären nicht schlechter.»

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