«Weiss nicht, wo wir 50 Sekunden herausfahren können»
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Gino Mäder nach 1. Etappe:«Weiss nicht, wo wir 50 Sekunden herausfahren können»

Nur der Schweizer Triumph fehlt an der Tour de Suisse
10'000 Würste, die Patrouille Suisse und Volksfeststimmung

Endlich wieder eine normale Tour de Suisse! Doch während die Forch zur Festhütte verkommt, hadern die Schweizer Rad-Stars Hirschi und Mäder mit dem Schicksal.
Publiziert: 12.06.2022 um 20:13 Uhr
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Aktualisiert: 13.06.2022 um 09:05 Uhr
Mathias Germann

Der Kontrast auf der Forch in Zürich könnte grösser nicht sein. Auf der einen Seite die Tour de Suisse, die nach der Absage 2020 und der Corona-Rundfahrt 2021 endlich wieder zum Volksfest mutiert – mit tausenden Zuschauern, knapp 30 Grad und einem attraktiven Parcours. Dem gegenüber steht der Frust zweier Schweizer, die in der ersten Etappe glänzen wollten, letztlich aber eine bittere Enttäuschung verdauen müssen: Marc Hirschi (23) und Gino Mäder (25).

Doch was ist passiert? Hirschi wird in der Schlussphase durch einen Defekt gebremst. Genauer: 56 Kilometer vor dem Ziel. Später, 18 Kilometer fehlen noch, geht Hirschi noch einmal vom Velo – so, wie auch schon am Freitag bei seinem Triumph am GP des Kantons Aargau. Ob Hirschi bei seinen Aufholjagden genau jene Kraft verliert, die er später im Sprint gebraucht hätte, ist hypothetisch. Fakt ist: Er fährt ohne zu reden zum Teambus und unter die Dusche. Auch dort will er keine Auskunft geben. Auf die Frage, ob Hirschi wütend sei, nickt der Betreuer seines Teams.

«Hätte schon lieber selbst gewonnen»

Nur minder tief sitzt der Stachel des Frusts bei Gino Mäder. Die grösste Schweizer Hoffnung auf einen Gesamtsieg schwächelt im letzten Anstieg und verliert 51 Sekunden auf seinen Teamkollegen Stephen Williams (26, Gb), den Sieger des Tages. «Weil Stephen heute gewonnen hat, ist es nicht so schlimm. Aber ich hätte schon lieber selbst gewonnen», sagt Mäder.

Am Himmer über Küsnacht beglückt die Patrouille Suisse die Rad-Fans.
Foto: Andy Mueller/freshfocus
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Hat er die Schweizer Rundfahrt damit schon am ersten Tag in den Sand gesetzt? «Ich wüsste grad nicht, wo ich die 51 Sekunden wieder herausfahren sollte – vor allem, weil ich schon an einem so einfachen Anstieg Zeit verloren habe», sagt Mäder.

Mäder: «Ein Schock für den Körper»

Die Gründe für Mäders Mini-Einbruch sind schnell gefunden: Erstens ist er seit jeher einer, der eher langsam Rundfahrten startet. Das ist ein Problem. Zweitens bestreitet er im Juli seine erste Tour de France. Da will und soll er in Topform sein. «Und da kommt Tour de Suisse leider etwas zu früh», sagt er.

Alle Infos zur Tour de Suisse

Vom 12. bis 19. Juni 2022 findet mit der Tour de Suisse das Schweizer Radsport-Highlight des Jahres statt. Alle Gesamtstände, Resultate, Live-Ticker sowie Infos zu den Fahrern, findest du im grossen Datencenter.

Vom 12. bis 19. Juni 2022 findet mit der Tour de Suisse das Schweizer Radsport-Highlight des Jahres statt. Alle Gesamtstände, Resultate, Live-Ticker sowie Infos zu den Fahrern, findest du im grossen Datencenter.

Der dritte Punkt ist der wohl entscheidende: Mäder hat ein dreiwöchiges Höhentrainingslager auf Teneriffa, wo ganz anderes Wetter herrschte, in den Knochen. «Dort war es 11 Grad kalt. Und nun diese Hitze – es war ein Schock für den Körper.» Die Umstellung gelingt offensichtlich nicht, auch wenn Mäder findet, dass die Form eigentlich gut sei.

Alle strahlen – bis auf die Schweizer Fahrer

Wahrscheinlich muss die Schweiz nach Fabian Cancellara 2009 mindestens ein weiteres Jahr auf einen einheimischen Gesamtsieger warten. Fakt ist aber auch: Der erste Tour-Tag macht Lust auf mehr. Auf der Forch wirkt es so, als hätten viele Zuschauer nach zwei Corona-Jahren sehnlichst auf die Tour-Rückkehr gewartet. Sie säumen die Anstiege und feuern die Fahrer an.

Im riesigen Partyzelt meint Chef-Brätler Michael Schollenberger bereits zur Mittagszeit: «Wir kommen kaum nach – ich denke, wir verkaufen heute 10’000 Würste.» Während er das sagt, donnert die Patrouille Suisse am Himmel vorbei. Und im Village Kinder schlängeln Kinder auf kleinen Velos durch einen Geschicklichkeits-Parcours.

Letztlich strahlen an diesem Sonntag viele Menschen – Hirschi und Mäder gehören aber nicht zu ihnen.

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