Was war denn da los?
Fahreraufstand während der Walliser Giro-Etappe

Die erste Schweizer Giro-Etappe beginnt mit einem Fahreraufstand. Immerhin: Danach beruhigt sich das Ganze. Der Sieg geht nach Kolumbien.
Publiziert: 19.05.2023 um 18:25 Uhr
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Aktualisiert: 19.05.2023 um 18:47 Uhr
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Mathias GermannReporter Sport

Vor knapp zwei Wochen starteten 176 Fahrer zum Giro d’Italia. Zwei Wochen später, bei der Schweizer Etappe, sind gerade mal 135 noch dabei. Mieses Wetter, Stürze und Covid haben das Peloton ausgedünnt. Der letzte Radgenosse im Rennen ist Fabian Lienhard (29). Er schreibt am Freitag um 9.22 Uhr eine Whatsapp-Nachricht: «Die Fahrervereinigung hat abgestimmt. Croix de Coeur raus oder wir bleiben im Bus. Oder sie bieten uns eine Alternative an.» Man fragt sich sofort: Was ist denn da los?

Die Mehrheit der Fahrer weigert sich, die 200 Kilometer inklusive dem Grossen St. Bernhard unter die Räder zu nehmen. Sie will vor allem, dass Giro-Organisator RCS auf die Streckenführung über den Col de la Croix de Coeur (Passhöhe: 2167 Metern) verzichtet. Das tut sie nicht. Aber: Sie streicht den Grossen St. Bernhard und kürzt das Rennen um 125 Kilometer. Ein Kompromiss. Die Teams bringen ihre Fahrer in Bussen nach Le Chable VS, wo die Sprint-Bergetappe über 75 km beginnt. Letztlich bleiben alle vorsichtig, sodass die schmale Strasse runter vom Croix de Coeur – sie war vor einigen Wochen noch eine Skipiste – unfallfrei bewältigt wird.

Pinot verschiesst sein Pulver

Beim Schlussaufstieg nach Crans-Montana folgt ein Grosskampf um den Tagessieg. Und siehe da: Der Traum des Walliser OK-Chefs Steve Morabito (40) geht fast in Erfüllung. Der ehemalige Profi hatte gemeint: «Ich wünsche mir, dass Thibaut Pinot gewinnt. Es ist sein letztes Jahr als aktiver Fahrer und er ist einfach ein guter Typ.»

Heikel: Die Abfahrt vom Col de La Croix de Coeur ist alles andere als in einem guten Zustand. Die Fahrer protestieren.
Foto: AFP
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Der 32-jährige Franzose greift aus einer Dreiergruppe heraus mehrmals an, verschiesst aber sein Pulver. Letztlich siegt das 56-Kilo-Leichtgewicht Einer Rubio (25) aus Kolumbien. In der Gesamtwertung verteidigt Geraint Thomas (36, Gb) die Maglia Rosa.

Am Samstag startet der Giro in Siders und kehrt nach Italien zurück. Ob sich die mehr als eine Million Franken, die sich die Walliser für die Italienrundfahrt kosten lassen, gelohnt haben? Morabito: «Ja, denn die Wertschöpfung durch den Giro ist riesig.»

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