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Letzter Schweizer Adelboden-Sieger hofft auf Nachfolger
Berthod macht Meillard mit Bier-Wette heiss

Seit dem Riesenslalom-Sieg von Marc Berthod 2008 hat in Adelboden nie mehr ein Schweizer den Sprung aufs Podest geschafft. Deshalb gibt «Bört» Loïc Meillard gewinnbringende Tipps mit auf den Weg zum Chuenisbärgli.
Publiziert: 12.01.2019 um 10:22 Uhr
Marc Berthod zapft an der Bar des Schweizer Mannschaftshotels Steinmattli schon mal ein Bier für Loïc Meillard.
Foto: Sven Thomann
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Marcel W. Perren (Text) und Sven Thomann (Fotos)

BLICK: Marc, welche Erinnerungen schiessen Ihnen durch den Kopf, wenn Sie an Ihren Riesenslalom-Triumph in Adelboden zurückdenken?
Marc Berthod (35): Wir haben damals vorher auf dem Hang trainiert. Ich habe gespürt, dass mir diese Bedingungen entgegenkommen und habe gewusst, dass ich eine grosse Chance auf den Sieg habe. Nach dem vierten Rang im ersten Lauf sagte ich mir vor dem Final: Jetzt oder nie! Während der Fahrt war ich wie in Trance, und im Ziel war mir sofort klar, dass mir eine sehr gute Leistung geglückt ist. Dann sah ich, dass meine Zeit grün aufleuchtet. Die Stimmung auf der Zuschauertribüne war grandios. In dem Moment habe ich mich vor lauter Glück in den Schnee fallen lassen.

Wie haben Sie das damals erlebt, Loïc?
Loïc Meillard (22): Ich war an diesem Tag mit ein paar Kollegen und zwei Trainern von Ski Valais in Adelboden auf der Tribüne. Der Schweizer Doppelsieg durch Marc und Dani Albrecht war für uns ein spezielles Erlebnis. Und es hat mich ganz sicher motiviert, hart zu trainieren. Aber sag mal, Marc, kannst du mir einen gewinnbringenden Ratschlag geben?
Berthod: Du wirst hier in Adelboden vor und zwischen den Läufen von vielen begeisterten Ski-Fans belagert werden. Um nicht zu viel Zeit zu verlieren, solltest du ganz viele vorgeschriebene Autogrammkarten am Mann tragen.
Meillard: Das werde ich tun. Aber hast du noch einen sportlichen Tipp für diesen schwierigen Riesenslalom?
Berthod: Du solltest am Start nicht daran denken, dass dieser Riesenslalom so schwierig ist. Freue dich aufs Rennen, denn du hast alle Fähigkeiten, die man am Chuenisbärgli benötigt. Ich glaube nicht, dass dieser Riesenslalom schwieriger wird als in Saalbach. Und dort bist du ja Zweiter geworden. Für mich ist es sowieso beeindruckend, wie konstant du in diesem Winter fährst. Ich habe an dir nur eine Kleinigkeit auszusetzen.

Was denn?
Berthod: Manchmal würde ich mir bei den Fahrten noch mehr «Harakiri» wünschen.
Meillard: Meine Muttersprache ist Französisch. Deshalb musst du mir erklären, was Harakiri bedeutet.
Berthod: Ich will damit ausdrücken, dass du in gewissen Situationen noch mehr Risiko auf dich nehmen könntest.
Meillard: Ich stimme dir zu, manchmal bin ich noch zu weit vom Limit entfernt.
Berthod: Ich glaube fest an dich und deine Teamkollegen. Die Entwicklung von eurer Riesenslalom-Mannschaft ist genial.

Was ist das Erfolgsgeheimnis dieser neuen Riesen-Truppe?
Meillard: Wir sind neben der Piste Freunde, aber sobald wir trainieren, bekämpfen wir uns bis zum Gehtnichtmehr. So pushen wir uns gegenseitig nach vorne. Oft heizen wir unsere Trainingseinheiten mit Wetten an. Der mit den schlechtesten Zeiten muss am Abend den Teamkollegen und den Trainern eine Runde Bier und eine Partie auf der Bowlingbahn zahlen.
Berthod: Wenn du den Riesenslalom in Adelboden gewinnst, werde ich für dich und deine Teamkollegen einen Abend lang Bier zapfen.
Meillard: Abgemacht! Spielst du eigentlich auch noch Gitarre?
Berthod: Einen meiner letzten musikalischen Auftritte hatte ich 2010 hier in Adelboden, als ich am Abend vor dem Slalom gegen 23 Uhr im Festzelt einen Song von Guns N’ Roses gespielt habe. Das hat aber fürchterlich schlecht geklungen. Am nächsten Morgen bin ich im Slalom nach ungefähr zehn Toren ausgeschieden, da hat mich mein damaliger Trainer wegen meiner Night Session mit der Gitarre kräftig zusammengestaucht.

Das Weltcup-Wochenende der Männer in Adelboden (12./13. Januar)

Am Samstag

10.30 Uhr | 1. Lauf Riesen

13.30 Uhr | 2. Lauf Riesen

Am Sonntag

10.30 Uhr | 1. Lauf Slalom

13.30 Uhr | 2. Lauf Slalom

Am Samstag

10.30 Uhr | 1. Lauf Riesen

13.30 Uhr | 2. Lauf Riesen

Am Sonntag

10.30 Uhr | 1. Lauf Slalom

13.30 Uhr | 2. Lauf Slalom

Hirscher-Demonstration
Schweizer Enttäuschung im Riesen am Chuenisbärgli

Das Schweizer Riesen-Team realisiert ausgerechnet vor der beeindruckenden Heim-Kulisse in Adelboden das bisher am wenigsten gute Ergebnis in der aktuellen Saison. Der Sieg geht an Seriensieger Marcel Hirscher, der den zweiten Lauf dominiert.
Publiziert: 12.01.2019 um 12:08 Uhr
|
Aktualisiert: 12.01.2019 um 17:43 Uhr
Das war der Adelboden-Riesen
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Melanie Glücksbringer für Loïc:Das war der Adelboden-Riesen

Das Podest:

1. Marcel Hirscher (Ö)

2. Henrik Kristoffersen (No) +0.71

3. Thomas Fanara (Fr) +1.04

Hirscher gewinnt den Riesen am Chuenisbärgli zum vierten Mal in seiner Karriere (nach 2012, 2015 und 2018)! Zusammen mit seinen vier Slalom-Siegen am gleichen Ort kommt er auf acht Adelboden-Triumphe. Einen Rekord stellt Fanara auf: Der 37-Jährige erklimmt als ältester Fahrer ein Riesen-Podest.

Spektakulär wie gewohnt: Die unzähligen Fans und Fähnchen im Zielraum am Chuenisbärgli.
Foto: Sven Thomann/Blicksport
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Die Schweizer: Nach dem aus Schweizer Sicht unauffälligen 1. Lauf setzt Marco Odermatt ein Ausrufezeichen. Als 16. nach dem ersten Durchgang übernimmt der Triumphator der letzten Junioren-WM klar die Spitze! 92 Hundertstel Vorsprung. Die Führung hält allerdings nicht lange und übersteht nur einen Fahrer. Dann schlägt Marco Schwarz (Ö) zu. Gino Caviezel schiebt sich noch vor Marco Odermatt. Odermatt realisiert mit dem 10. Rang sein zweitbestes Riesen-Ergebnis überhaupt nach dem 7. Rang in Val d'Isère letzten Dezember. Dennoch: Bei den vier Riesenslaloms zuvor in dieser Saison glänzten die Schweizer zusätzlich mit zwei Podestplätzen durch Meillard und Tumler und mit einem fünften Rang (ebenfalls Meillard). Auf einen solchen Exploit wartet die Heimkulisse in Adelboden vergebens.

9. Gino Caviezel +2.59

10. Marco Odermatt +2.68

14. Loïc Meillard +3.84

Nicht qualifiziert für 2. Lauf: 31. Cédric Noger +2.87; 35. Elia Zurbriggen +3.01; 54. Marco Reymond +5.46; Out: Thomas Tumler.

So lief die Entscheidung: Henrik Kristoffersen liegt nach dem ersten Lauf mit 12 Hundertsteln vorne. Doch einmal mehr schlägt Marcel Hirscher beeindruckend zurück, macht fast eine Sekunden auf seinen norwegischen Konkurrenten gut. Thomas Fanara überrascht und fährt vom 6. Platz aufs Podest. Auch, weil Stefan Luitz ausscheidet. Die Schweizer spielen beim Kampf um die vordersten Plätze keine Rolle.

Der Farbtupfer: Da stürzt sich einer wortwörtlich ins Ziel: Andreas Zampa aus der Slowakei! Der dritte Starter im 2. Lauf kann sich nach einer wilden Fahrt vor dem letzten Tor kaum auf den Skiern halten, reisst diese aber im letzten Moment herum und schleudert über die Ziellinie – vorübergehende Bestzeit! Zampa ballt am Boden liegend die Faust.

Zampa mit Sturzflug ins Ziel
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Spektakel in Adelboden:Zampa mit Sturzflug ins Ziel

Die Bedingungen: Die Piste erscheint vor allem zu Beginn des ersten Durchgangs in sehr gutem, eisigem Zustand. Zwischen den beiden Läufen zieht im oberen Teil starker Nebel auf, der den planmässigen Start des Entscheidungslaufs sogar verhindert. Mit 45-minütiger Verzögerung erfolgt der Start dann doch noch. (str)

Die Weltcup-Stände:

Riesen:

  1. Marcel Hirscher 540 Pkt.
  2. Henrik Kristoffersen 302 Pkt.
  3. Alexis Pinturault (Fr) 276 Pkt.

Gesamt:

  1. Marcel Hirscher 876 Pkt.
  2. Henrik Kristoffersen 511 Pkt.
  3. Alexis Pinturault 444 Pkt.
Das Weltcup-Wochenende der Männer in Adelboden (12./13. Januar)

Am Samstag

10.30 Uhr | 1. Lauf Riesen

13.30 Uhr | 2. Lauf Riesen

Am Sonntag

10.30 Uhr | 1. Lauf Slalom

13.30 Uhr | 2. Lauf Slalom

Am Samstag

10.30 Uhr | 1. Lauf Riesen

13.30 Uhr | 2. Lauf Riesen

Am Sonntag

10.30 Uhr | 1. Lauf Slalom

13.30 Uhr | 2. Lauf Slalom

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