Auch für Matthias Glarner gilt
König werden ist einfacher als König sein

Schwingerkönig Matthias Glarner erwartet heute am Emmentalischen der erste echte Härtetest seit seiner Krönung in Estavayer. Ein alter König prophezeit dem Berner Oberländer nichts Gutes!
Publiziert: 14.05.2017 um 08:09 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 09:30 Uhr
«Glarner ist viel mehr ein Konter- als ein Angriffsschwinger», sagt Ruedi Hunsperger.
Foto: EQ Images
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Marcel W. Perren

Ruedi Hunsperger (71) ist der König der Könige – der Berner hat den Thron als erster Schwinger gleich dreimal (1966, 69 und 74) erobert. Dasselbe Kunststück gelang bis heute nur noch Jörg Abderhalden (1998, 2004 und 2007). Heute sind Hunspergers Kommentare im Reich der Bösen ähnlich gefürchtet wie zu den Aktivzeiten sein «Churz» und «Lätz».

Wenige Stunden nachdem Matthias Glarner im Schlussgang von Estavayer den Bündner Armon Orilk aufs Kreuz gelegt hatte, sagte «Rüedu» zu SonntagsBlick: «An Glarners Stelle würde ich nach diesem sensationellen Erfolg sofort zurücktreten. Für ihn wird es nämlich besonders schwer, diesen Königs-Titel zu bestätigen.»

Hunsperger lieferte die Begründung sofort hinterher: «Glarner ist viel mehr ein Konter- als ein Angriffsschwinger. In der Rolle des Königs brauchst du aber ein sehr breites Repertoire an Angriffs-Schwüngen. Zudem ist Mätthu bereits über 30 Jahre alt.»

Nun, Glarners erste Auftritte als König haben Hunspergers Thesen untermauert. Der Meiringer hat in diesem Jahr drei kleinere Wettkämpfe (ohne Kranzvergabe) bestritten. Aus den Hallenschwingfesten in Thun und Frutigen resultierten neben einer Niederlage gegen Patrick Räbmatter vier Unentschieden gegen die Mittelschwinger Lukas Renfer, Simon Mathys, Hanspeter Luginbühl und Ruedi Roschi.

Am Ballenberg qualifizierte sich Glarner zwar ohne Sieg über einen Eidgenössischen Kranzschwinger für den Schlussgang. Dort wurde er aber vom 19-jährigen Thurgauer Sämi Giger gemeistert.

«Es ist eben einfacher König zu werden, als König zu sein», betont auch Jörg Abderhalden immer wieder. Aber warum ist das so?

SonntagsBlick-Experte Adrian Käser weiss ziemlich genau, was Glarner als Neo-King durchmachen muss. Käser hat 1989 in Stans kurz nach seinem 18. Geburtstag in sensationeller Manier den Thron erobert. In der folgenden Saison musste der jüngste König der ESV-Geschichte aber oft böse unten durch.

«Bevor ich König war, haben die Gegner in den Zweikämpfen mit mir offensiv mitgeschwungen. Das hat sich nach meiner Krönung schlagartig geändert. Viele Schwinger betrachten ein Unentschieden gegen den König bereits als Erfolg und gehen deshalb im Zweikampf keine Risiken ein. Unter dieser Voraussetzung ist es wahnsinnig schwer, einen Kampf zu gewinnen.»

Sein königliches «Waterloo» hat Käser 1990 beim Kilchberg-Schwinget erlebt: «Nach vier gestellten Gängen habe ich dort als einziger Berner den Ausstich verpasst – das hat richtig weh getan.»

Unschöne Erfahrungen in seiner Amtszeit als regierender Monarch in Zwilchhosen hat auch Nöldi Forrer gemacht: «Als ich 2004 in Luzern von Jörg Abderhalden vom Thron verdrängt wurde, war das für mich eine echte Erlösung. Nach meinem Sieg in Nyon 2001 haben meine sportlichen Leistungen stark wegen dem Rummel um meine Person gelitten. Ich habe in der Wettkampfvorbereitung viel zu wenig Ruhe gefunden.»

Auch Matthias Glarner wird heute am Emmentalischen bei seinem ersten Kranzfest-Start als König keine Ruhe finden – im Sägemehl lauern Giganten wie Matthias Sempach, Christian Stucki, Kilian Wenger oder Adi Käsers Sohn Remo. Und neben dem Ring warten unzählige Selfie- und Autogrammjäger auf den hemdsärmligen König.

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