Die Nordwestschweizer Schwinger lecken ihre Wunden
«Es war ein rabenschwarzer Sonntag»

Am Sonntag findet das Nordwestschweizer Schwingfest statt. Die Gastgeber erleben gerade schwarze Stunden.
Publiziert: 15.06.2024 um 00:32 Uhr
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Aktualisiert: 15.06.2024 um 08:34 Uhr
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Felix BingesserReporter Sport

Es sind noch keine zwei Jahre her, da hängt der Himmel der Nordwestschweizer Schwinger voller Geigen. Auf dem Stoos bettet Joel Strebel Fabian Staudenmann ins Sägemehl, die starken Nordwestschweizer gewinnen beim Bergklassiker fünf Kränze. Und wenige Wochen später folgt beim Eidgenössischen in Pratteln der Höhepunkt. Adrian Odermatt liegt nach dem ersten Tag in Führung, in der Schlussrangliste belegen Nick Alpiger (2.) und Odermatt (3.) absolute Spitzenplätze.

Die Siege von Joel Strebel gegen Favorit Samuel Giger und der Erfolg von Alpiger gegen Schwingerkönig Christian Stucki sorgen zusätzlich für Begeisterung. Der gastgebende Teilverband gewinnt sieben Kränze und ist damit auf Augenhöhe mit den mächtigen Innerschweizern.

Pechsträhne mit Verletzungen und Formschwächen

Zwei Jahre danach findet im Baselbiet mit dem Nordwestschweizerischen in Lausen wieder ein grosses Fest statt. Die Vorzeichen sind aber ganz anders. Denn die Nordwestschweizer werden von einer beispiellosen Pechsträhne verfolgt. Es sieht fast so aus, als liege ein Fluch über den Kranzgewinnern von Pratteln. David Schmid ist zurückgetreten. Nick Alpiger und Joel Strebel haben sich das Kreuzband gerissen. Adrian Odermatt sucht nach einem Abriss des Brustmuskels wieder den Anschluss. Tobias Widmer kämpft mit chronischen Rückenproblemen und muss die Saison abbrechen. Und Lukas Döbeli und Lars Voggensperger kommen nicht auf Touren.

Out mit Kreuzbandriss: Für Joel Strebel ist die Saison vorbei.
Foto: Marc Schumacher/freshfocus
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Die Nordwestschweizer lecken ihre Wunden. Symptomatisch für die Pechsträhne ist der Stoos-Schwinget vom letzten Sonntag. Strebel reisst das Kreuzband, Samuel Brun verletzt sich schwer am Brustmuskel und auch Andrj Gerber muss mit einer Ellbogenverletzung operiert werden. Statt fünf Kränze wie vor zwei Jahren gibt es einen einzigen Kranz (Andreas Döbeli). «Es war ein rabenschwarzer Sonntag», sagt Guido Thürig, der technische Leiter der Nordwestschweizer, zum Trauerspiel auf dem Stoos.

Für Thürig ist klar: «In Pratteln lief alles perfekt, da waren wir am oberen Ende unseres Potenzials. Und im Moment läuft halt alles schief, was schief laufen kann.» So sind die Erwartungen für das eigene Teilverbandsfest eher gedämpft. Auch wenn König Joel Wicki absagen muss. Wicki wäre gerne ins Baselbiet, den Ort seines grossen Triumphes, zurückgekehrt. Die Gesundheit lässt es nicht zu. Er wird durch Marcel Bieri ersetzt. Mit Marcel Räbsamen, der für den angeschlagenen Damian Ott in die Bresche springt, Mario Schneider, Kilian von Weissenfluh und Michael Ledermann sind trotzdem hochkarätige Gäste da. Auch, wenn der Topstar fehlt.

Es droht der nächste schwarze Sonntag

Die Hoffnungen der Einheimischen ruhten eigentlich auf Nick Alpiger, der nach seinem verpassten Kranz auf dem Stoos nun für Sonntag abgesagt hat. Vorjahressieger Patrick Räbmatter ist eine Wundertüte, die Wunder blieben bisher aber aus. Kann der zweifache NWS-Sieger Andreas Döbeli mit den starken Gästen mithalten?

So muss der Nachwuchs in die Bresche springen. Die Roth-Zwillinge und die beiden Solothurner Marius Frank und Sinisha Lüscher sind zu einigem fähig. Bleiben auch sie blass, dann droht ein weiterer schwarzer Sonntag. Und die Schaffenskrise der Nordwestschschweizer Schwinger verschärft sich. «Wir erleben jetzt, wie schnell es im Sport gehen kann. Aber es kann schnell auch wieder in die andere Richtung gehen. Und bis zum Eidgenössischen in Mollis haben wir noch genug Zeit», sagt Thürig.

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