«Er ist unser Gefährlichster»
«Les Welsch» haben wieder Pfupf im Hintern

Die Romands sind wieder da! Mit Lario Kramer stellen sie sogar einen, der Schwingerkönig werden könnte. Sagt Ernest Schläfli, Unspunnensieger von 1976.
Publiziert: 26.08.2022 um 18:54 Uhr
Marcel W. Perren, Felix Bingesser (Text) und Benjamin Soland (Fotos)

Das Schwingen in der Südwestschweiz ist eine stete Achterbahnfahrt. Die erfolgreichste Epoche hat vor allem mit Ernest Schläfli zu tun.

Der mittlerweile 77-jährige Bauer aus dem freiburgischen Posieux gewann 1976 den Unspunnen-Schwinget. Es ist der letzte Triumph eines Südwestschweizers bei einem Anlass mit eidgenössischem Charakter. Schläfli, der ursprünglich Fussball-Profi werden wollte und der der Schwiegervater von Ex-YB Mittelfeld-Mann Joel Descloux ist, ist mit 103 Kränzen (fünf Eidgenössische) und mit 180 Festsiegen eine prägende Figur.

Schläfli klettert auch mit 77 noch nur mit den Armen die Leiter hoch

Er hat sich auch mächtig geärgert, dass nach dem Rücktritt von Hanspeter Pellet das Schwingen in der Südwestschweiz in der Versenkung verschwunden ist. «Die Welschen haben einfach zu wenig Pfupf im Hintern», hat er vor Jahren schon gewettert. Er, der sich auch mit 77 Jahren beim Kirschen pflücken auf der Leiter immer noch nur mit den Armen von Stufe zu Stufe hangelt. «Das ist mein Krafttraining», sagt er.

Lario Kramer nimmt am Eidgenössischen die grossen Gegner ins Visier.
Foto: Sven Thomann
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Jetzt sitzt er am Murtensee Lario Kramer gegenüber. Kramer hat mit seinem Sieg auf dem Stoos im Jahr 2019 die Westschweiz wieder etwas aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt. Es war eine Initialzündung.

Denn nur wenige Wochen später hat sich das Welschland beim Eidgenössischen in Zug endgültig wieder auf die schwingerische Landkarte gesetzt. Kramer, Benjamin Gapany und Steve Duplan holen den Kranz. Das Welschland hat wieder drei Eidgenossen. Und mit Johan Bordard und Romain Collaud Schwinger, die in Pratteln auch um die Kränze mitschwingen können.

Lario Kramer ist einer der Topfavoriten

Darum ist auch Schläfli mittlerweile etwas versöhnt mit den Athleten, die sein grosses sportliches Erbe verwalten. Und er traut vor allem Lario Kramer in Pratteln einiges zu. «Für mich gibt es acht Topfvavoriten. Lario gehört dazu. Benjamin Gapany ist zwar körperlich unser stärkster Mann, aber Lario ist aufgrund seiner feinen Technik unser gefährlichster Schwinger», sagt Schläfli.

Gemüsebauer Kramer nimmt die Blumen gerne in Empfang. Sein ganz persönlicher Aufschwung hat viel mit dem Schwingklub Kirchberg zu tun. Dort hat Kramer noch zu Schulzeiten ein Training beobachtet und ist seither auf Initiative seines Idols Matthias Sempach regelmässiger Trainingsgast im Bernbiet.

Geht es nach Ernest Schläfli, dann besteht die Chance, dass sich Kramer wie Sempach die Krone aufsetzen lassen darf.

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