Dieser Schwinget war an Verrücktheit kaum zu überbieten
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Drei Sieger am Kilchberger:Dieser Schwinget war an Verrücktheit kaum zu überbieten

Forrers Kilchberg-Abrechnung
«Hätte zwei andere Schwinger im Schlussgang gesehen»

Für Nöldi Forrer hat das Spektakel am Kilchberger Schwinget einen bitteren Nachgeschmack.
Publiziert: 27.09.2021 um 00:32 Uhr
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Aktualisiert: 27.09.2021 um 07:41 Uhr
Marcel W. Perren

Nöldi Forrer (43) musste seine Wettkampf-Saison bereits im Frühsommer aufgrund einer Meniskus-Verletzung abbrechen. Trotzdem liegt ein intensiver Samstag hinter dem Toggenburger. In den frühen Morgenstunden hilft er seinem älteren Bruder Christian beim Alpabzug, danach analysiert der Schwingerkönig von 2001 in akribischer Manier das Geschehen auf dem Stockengut zu Kilchberg.

Dass am Ende dieses Eidgenössischen Kräftemessen mit Samuel Giger, Damian Ott und Fabian Staudenmann gleich ein Trio den Festsieg bejubelt, taxiert Nöldi als suboptimal: «Einerseits hat jeder der drei Schwinger den Sieg verdient. Anderseits verliert nun einmal jeder Erfolg, der geteilt werden muss, an Wert.»

Zur Erinnerung: Beim letzten Eidgenössischen in Zug zierten in der Endabrechnung mit Christian Stucki und Joel Wicki zwei Athleten punktgleich die Spitze. Weil Stucki den Schlussgang gewinnen konnte, wurde der Berner zum König gekrönt und Wicki als Erstgekrönter ausgerufen. Eine solche Abstufung ist am Kilchberger und am Unspunnen nicht vorgesehen. Sollte es nicht auch bei diesen Wettkämpfen so sein, dass einzig der Schlussgang-Sieger den Titel tragen darf? Nöldi: «Das müssen andere Leute entscheiden. Ich kann aber sagen, dass ich zwei andere Schwinger im Schlussgang gesehen hätte.»

Nöldi Forrer analysiert das Kilchberger Schwinget.
Foto: Sven Thomann
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Nöldis Abrechnung mit Leuppis Kampfrichter

Gemäss Forrer hätten anstelle von Samuel Giger und Kilian Wenger zwei andere, Damian Ott und Samir Leuppi, den finalen Gang bestreiten müssen. Der Winterthurer Leuppi wäre tatsächlich für den Schussgang qualifiziert gewesen, hätte er im fünften Gang den Berner Oberländer Bernhard Kämpf nicht gestellt, sondern besiegt.

Leuppi bleibt der Jubel im Hals stecken
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Heikle Entscheidung:Leuppi bleibt der Jubel im Hals stecken


Die TV-Bilder zeigen deutlich, dass Kämpf nach einem Kurz-Zug von Leuppi auf dem Rücken lag. Forrer geht deshalb mit dem Kampfrichter hart ins Gericht: «Dass er das Resultat nicht sofort nach dem Wurf gegeben hat, kann ich ja noch nachvollziehen, schliesslich ist bis dahin alles sehr schnell gegangen. Doch dann hat Leuppi Kämpf im Nachdrücken quasi im Zeitlupentempo auf den Schultern fixiert. Wenn das ein Kampfrichter nicht sieht, braucht er nicht nur eine Brille. Er benötigt zusätzlich Linsen, damit er bis zur Brille sehen kann…»

Wurde auch Ott betrogen?

Und warum hätte neben dem geprellten Leuppi auch Damian Ott in den «Final» gehört? Nöldi: «Damian war nach fünf Gängen der Einzige mit vier Siegen auf dem Notenblatt. Und im Gegensatz zu Giger hat er auch den zähen Lukas Renfer besiegt. Dass Damian zu diesem Zeitpunkt trotzdem nicht mehr Punkte als Giger und Wenger hatte, liegt daran, dass ihm der Kampfrichter im dritten Gang gegen Matthias Aeschbacher aufgrund von Zeitverzögerung beim Griff fassen einen Viertelpunkt abgezogen wurde. Diesen Abzug kann ich mir nicht erklären, weil Damian ja bekannt dafür ist, dass er schnell und sauber greift.» Ott kann das im Gegensatz zu Leuppi verschmerzen, weil er sich ja jetzt trotzdem wie Giger und Staudenmann Kilchberger-Triumphator nennen darf. Aber eben: Der alleinige Sieg wäre mehr Wert gewesen.

Die drei Kilchberger-Sieger werden gefeiert.
Foto: BENJAMIN SOLAND
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