Doppelsieg mit Bruder Mario
Schneider erteilt dem Schwing-Teenager im Schlussgang eine Lektion

Armon Orlik und Werner Schlegel steigen beim Glarner-Bündner Kantonalen als Topfavoriten ins Sägemehl. Am Ende jubelt keiner von ihnen. Stattdessen bodigt Domenic Schneider im Schlussgang einen Überraschungsmann.
Publiziert: 20.05.2024 um 09:44 Uhr
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Aktualisiert: 20.05.2024 um 21:53 Uhr
Domenic Schneider jubelt in Glarus.
Foto: keystone-sda.ch
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Der Schlussgang

Die Favoritenrolle ist im Schlussgang klar verteilt. Alles andere als ein Sieg von Domenic Schneider (29) gegen Teenager Niklas Lötscher (vor vier Tagen 18 geworden) wäre eine faustdicke Überraschung. Und die bleibt aus. Gleich im ersten Zug macht Schneider alles klar und holt sich den Festsieg. Drei Sekunden dauert das einseitige Duell mit zwei Schwingern aus ganz unterschiedlichen Gewichtsklassen. Schneider bringt 145 Kilo auf die Waage, Lötscher gerade mal 85. Es ist der siebte Festsieg in Schneiders Karriere und der dritte nach 2015 und 2021 beim Glarner-Bündner. Für Lötscher gibts am Ende Rang 5 – und den ersten Kranz seiner Karriere.

Das Siegerinterview

Domenic Schneider gegenüber Swiss 1: «Ich konnte heute einen Super-Tag einziehen. Ich hatte das Glück, dass meine Konkurrenz Punkte hat liegen lassen. Es war klar, dass ich den Schlussgang gewinnen muss. Aber man weiss es nie, gestolpert ist jeder schon einmal. Lötscher hat sich mit dem 5. Gang den Schlussgang verdient und durfte dann gegen mich in die Hosen. Mal sehen, was wir nun machen. Wahrscheinlich essen wir hier noch etwas und dann schauen wir, wie es weiter geht.»

Der Titelverteidiger

Vor einem Jahr hat Samuel Giger (26) das Glarner-Bündner gewonnen – mit fünfmal Maximalnote 10,00 und einem gestellten Gang. Zur Titelverteidigung tritt der Unspunnen-Sieger nicht an. Er hat sich Mitte April am Toggenburger Verbandsschwingfest an der Schulter verletzt. Wann er in die Kranzfest-Saison starten wird, ist offen. Allerdings wäre selbst ein gesunder Giger nicht nach Glarus gereist. Denn das Fest taucht in seiner Saisonplanung nicht auf.

Die Niederlagen-Serie

Im 1. Gang steigen Domenic Schneider und Roger Rychen (32) gemeinsam ins Sägemehl. Für die beiden ist es das insgesamt neunte Aufeinandertreffen – und eines, das Rychen so gar nicht liegt. Der Glarner konnte dem Thurgauer einzig bei ihrer Premiere 2014 einen Gestellten abtrotzen. Danach hat er siebenmal in Folge verloren. Und kann die Serie auch in Glarus nicht stoppen. Zum achten Mal hintereinander wird er von Schneider aufs Kreuz gelegt.

Der junge Glarner

Nach vier Gängen träumen die Glarner von einem Einheimischen im Schlussgang. Patrik Feldmann führt punktgleich mit Domenic Schneider. Der 18-jährige Zimmermannlehrling zeigt bisher eine starke Saison. Beim Thurgauer Kantonalen Anfang Mai gewann er seinen ersten Kranz – und war damit der erste Glarner Neukranzer seit drei Jahren. Nun bestätigt er diese Leistung. Und das ist keine Selbstverständlichkeit, hat er doch die letzte Saison wegen einer Knieverletzung gepasst. Für den Schlussgang reichts nicht – weil er im 5. Gang von Domenic Schneider auf den Rücken gelegt wird. Am Ende gibts als Vierter den nächsten Kranz.

Das Kranzfest-Comeback

Vor rund drei Monaten brach sich Marcel Räbsamen (23) den Mittelfussknochen. Nun bestreitet er sein erstes Kranzfest in diesem Jahr. Und das mit einem Triumph im Rücken. Vor neun Tagen gewann er den Abendschwinget in Mörschwil SG. Daran kann er nicht ganz anknüpfen. Er reist als Sechster mit einem Kranz im Gepäck nach Hause.

Der Zaungast

Unter den zahlreichen Zuschauern ist auch eine der bekanntesten Glarnerinnen: Ex-Skistar Vreni Schneider (59). Sie ist begeistert von der Kulisse und der Stimmung und hat schon während ihrer Karriere das Schwingen mitverfolgt. «Ich bewundere vor allem das Bodenständige und die Fairness», sagt sie gegenüber Swiss 1. «Ich habe immer versucht, das in meine Karriere mitzunehmen, dass man fair miteinander umgeht, egal wie hart das Duell ist.» Nicht nur, weil das Fest in Glarus stattfindet, ist Schneider vor Ort. Sie tritt auch als Botschafterin des Eidgenössischen 2025 in Mollis auf. Eine Aufgabe, auf die sie stolz ist.

So gehts weiter

Am nächsten Wochenende gibts an beiden Tagen Schwing-Action. Am Samstag steigt das Oberländische und am Sonntag dann die beiden Kantonalen in St. Gallen und Uri.

Topfavorit Schlegel bezwingt hier fast den Leader
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Knüller-Start am Nachmittag:Topfavorit Schlegel bezwingt hier fast den Leader

Das Fest zum Nachlesen im Ticker

20.05.2024, 17:01 Uhr

Blitzsieg für Schneider

Domenic Schneider wird seiner Favoritenrolle gerecht und bodigt Niklas Lötscher im ersten Zug. Damit gewinnt er das Glarner-Bündner Kantonale.

Schneider (hinten) setzt zum entscheidenden Zug an.
20.05.2024, 17:00 Uhr

Schlegel und Orlik beenden Fest mit Plattwurf

6. Gang – Armon Orlik und Werner Schlegel holen sich zum Abschluss die Maximalnote ab. Orlik bodigt Roman Wittenwiler und Schlegel setzt sich gegen Ueli Hegner durch. Die beiden klassieren sich damit weit vorne in der Rangliste. 

Auch Mario Schneider legt seinen letzten Gegner platt auf den Rücken. Er bezwingt Jano Müller. Damit ist klar: Wenn der Schlussgang zwischen Domenic Schneider und Niklas Lötscher ohne Sieger endet, erbt Mario Schneider den Festsieg.

20.05.2024, 15:17 Uhr

Nichtkranzer verhindert Bruder-Duell

5. Gang – Armon Orlik macht mit Valentin Mettler kurzen Prozess. Nach kurzer Gangdauer lässt sich der Bündner die Maximalnote notieren. Für diese reichts Mario Schneider nicht ganz. Aber er bodigt Benjamin Züger souverän. 

Nur zu einem Kurzeinsatz kommt Domenic Schneider. Mit dem ersten Zug setzt er sich gegen Co-Leader Patrik Feldmann durch. Und löst damit das Ticket für den Schlussgang. Zum Bruder-Duell kommts nicht. Mario Schneider liegt mit einem halben Punkt Rückstand auf Platz 3, dazwischen hat sich Nichtkranzer Niklas Lötscher klassiert – vier Tage nach seinem 18. Geburtstag. Er bodigt Nicola Wey platt. Mit einem Viertelpunkt Rückstand folgt er Domenic Schneider in den Schlussgang.

20.05.2024, 15:09 Uhr

Schlegel mit Plattwurf

5. Gang – Roger Rychen läuft es heute einfach nicht. Er tut sich gegen Janic Voggensperger extrem schwer. Da fehlt nicht nur das richtige Rezept, sondern auch die Energie in den Schwüngen. Allerdings kommt auch von Voggensperger nicht viel, sodass der Gang gestellt endet. 

Vor dem 5. Gang liegt Aron Kiser auf dem 3. Rang. Damit sind seine Chancen auf den Schlussgang intakt. Doch dann bekommt ers mit Werner Schlegel zu tun – und landet nach wenigen Augenblicken schon platt auf dem Rücken.

Um den Schlussgang gehts auch für Elias Kundert. Er landet gegen Marcel Räbsamen beinahe innert kürzester Zeit auf dem Rücken – womöglich war er sogar ganz unten. Der Kampfrichter gibt das Resultat nicht und selbst mit den TV-Bildern in Zeitlupe ist es nicht eindeutig zu sehen. Ein knapper Entscheid! Kundert befreit sich aus der Situation und kann beinahe den Gegner auskontern. Aber auch so gibts kein Resultat. Letztlich gibts einen Gestellten. Und Kundert verpasst den Schlussgang.

Knapper Entscheid zwischen Kundert (unten) und Räbsamen.
20.05.2024, 14:03 Uhr

Topfavoriten verpassen Sieg im 4. Gang

4. Gang – Gegen Dean Burch nimmt Mario Schneider von Anfang an das Zepter in die Hand. Schon mit dem ersten Angriff bringt er seinen Gegner zu Boden und arbeitet dort so lange nach, bis der Widerstand bricht und er sich den Sieg notieren lassen kann.

Armon Orlik geht anschliessend ebenso angriffig ins Duell mit Martin Roth. Er kommt allerdings nicht so schnell zum Resultat. Im Gegenteil. Nach rund der Hälfte der Gangdauer gerät er selber in Bedrängnis und landet beinahe auf dem Rücken. Davor und danach sucht der Bündner immer wieder die Entscheidung. Nur finden tut er sie nicht. Der Gang endet gestellt. Da er attraktiv ist, werden beide mit Note 9,00 belohnt.

Schneider (l.) und Schlegel stellen.

Als einziger hat Domenic Schneider am Morgen alle drei Gänge gewonnen. Gegen Werner Schlegel gerät er an den Rand einer Niederlage. In extremis kann er sich ausdrehen. In der Folge suchen beide die Entscheidung – erfolglos. Das Duell endet gestellt, wird aber ebenfalls mit zweimal Note 9,00 belohnt.

In der Rangliste muss Domenic Schneider die Führung neu mit Patrik Feldmann teilen. Der 18-jährige Glarner bodigt zur Freude des Publikums Ivan Wiss. Dahinter liegt mit einem Viertelpunkt Rückstand Elias Kundert. Die Topfavoriten Werner Schlegel und Armon Orlik liegen einen Punkt hinter dem Führungs-Duo. Und haben damit wohl keine Chance mehr, sich für den Schlussgang zu qualifizieren.

20.05.2024, 13:32 Uhr

Rychen fulminant – Räbsamen in letzter Sekunde

4. Gang – Roger Rychen startet fulminant in den Nachmittag. Kaum ist das Duell freigegeben, greift er gegen Thomas Burkhalter mit Kurz an. Damit ist das Überraschungsmoment auf seiner Seite. Er hat den Gegner sofort am Boden und lässt ihn nicht mehr entwischen. Blitzsieg für den Glarner.

Rychen (oben) setzt sich gegen Burkhalter durch.

Marcel Räbsamen tut sich gegen Ueli Hegner lange schwer. Und verlässt das Sägemehl dann doch als Sieger. Denn kurz vor Schluss gelingt ihm der entscheidende Angriff. Damit sichert sich Räbsamen in letzter Sekunde die Maximalnote.

20.05.2024, 11:54 Uhr

So stehts zur Halbzeit

Nach drei Gängen hat ein Schwinger drei Siege auf dem Notenblatt: Domenic Schneider. Er führt einen Punkt und mehr vor der Konkurrenz. Zu den ersten Verfolgern zählen die beiden meistgenannten Favoriten auf den Sieg, Armon Orlik und Werner Schlegel. Ihr Rückstand: ein Punkt.

Nicht wunschgemäss läufts Lokalmatador Roger Rychen. Mit je einem Sieg, einem Gestellten und einer Niederlage kommt der Glarner auf 27,50 Punkte. Marcel Räbsamen, der vor drei Monaten einen Bruch des Mittelfussknochens erlitt, hat bei seinem ersten Kranzfest in diesem Jahr bisher einen Sieg und zwei Gestellte (jeweils mit Note 9,00) erreicht.

20.05.2024, 11:46 Uhr

Orlik und Schneider beenden Morgen mit Sieg

3. Gang – Mit einem Kurz befördert Armon Orlik This Kolb auf den Boden. Einen Plattwurf gibts so nicht, aber Orlik nagelt seinen Gegner fest, arbeitet nach, bis der Widerstand bricht. Zweiter Sieg für den Bündner.

Orlik (im Edelweisshemd) entscheidet das Duell mit Kolb für sich.

Pirmin Gmür ist gegen den Eidgenossen Martin Roth ganz nah am Resultat. Aber er entkommt ihm am Boden noch. Und jubelt wenig später selber. Mit viel Risiko kontert Roth einen Schlungg und holt sich den Sieg.

Domenic Schneider setzt seinen Siegeszug fort. Auch Nicola Wey landet auf dem Rücken. Mit Kurz greift Schneider an und holt sich mit Bodenarbeit den dritten Sieg. Erstmals allerdings nicht mit Maximalnote.

20.05.2024, 11:33 Uhr

Schlegel mit erster Maximalnote

3. Gang – Gegen Fabian Bärtsch steigt Mario Schneider als Favorit ins Sägemehl. Nach fast vier Minuten ist es so weit und er wird dieser Rolle gerechet. Schneider beendet den Morgen mit zwei Siegen und einem Gestellten auf dem Notenblatt.

Das erste Erfolgserlebnis gibts für Lokalmatador Roger Rychen. Er legt Til Voggensperger platt auf den Rücken. Derweil gibts für Comeback-Mann Marcel Räbsamen den zweiten Gestellten. Die letzte Minute läuft schon, als er von Marc Jörger beinahe auf den Rücken gelegt. Er kann sich gerade noch ausdrehen und so die Niederlage verhindern.

Am Boden kann Werner Schlegel Philipp Lehmann nicht auf den Rücken drehen. Die beiden müssen noch einmal neu greifen. Das nutzt Schlegel, um mit einem Fussstich den entscheidenden Angriff zu lancieren. Er legt Lehmann platt auf den Rücken.

Schlegel (r.) beim entscheidenden Wurf gegen Lehmann.
20.05.2024, 10:44 Uhr

Topfavoriten mit ersten Siegen

2. Gang – Werner Schlegel packt das Bein von Benjamin Züger, bringt ihn so zu Boden und versucht direkt, in die Beinschere zu kommen. Das gelingt nicht, sein Gegner entkommt ihm. Wenig später greift Schlegel mit Kurz an und dieses Mal kann er Züger am Boden auf den Rücken drehen. Er holt sich den ersten Sieg.

Armon Orlik bekommts mit Patrick Schmid zu tun. Er sucht sofort die Entscheidung, bringt Schmid nach wenigen Sekunden mit Kurz auf den Boden. Dort muss der Bündner ordentlich nacharbeiten. Eine gefühlte Ewigkeit drückt und drückt er vergeblich gegen die starke Brücke Schmids an. Dann kann Orlik seinen Gegner noch einmal etwas hochheben und ihn platt ins Sägemehl betten. Das gibt die Zehn für ihn.

Orlik (oben) setzt gegen Schmid zum Plattwurf an.

Marcel Räbsamen sucht gegen Andrin Habegger seinen zweiten Sieg. Das allerdings erfolglos. Er findet kein Rezept, kommt überhaupt nicht in den Gang hinein und muss sich mit einem Gestellten begnügen. Domenic Schneider macht auch mit seinem zweiten Gegner kurzen Prozess. Gegen Alex Huber gibts erneut den Plattwurf. Als einziger Eidgenosse gewinnt er damit die ersten beiden Gänge und führt die Rangliste mit den maximalen 20,00 Punkten an. Insgesamt haben nur vier Schwinger die ersten beiden Gänge gewonnen. Neben Schneider sind das Josias Müller (19,75), Marcel Mösli und Mauro Manser (je 19,50).

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