Wicki verliert beim entscheidenden Zug den Griff
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Strittige Szene im Schlussgang:Wicki verliert beim entscheidenden Zug den Griff

Griff fehlt beim letzten Zug
Auch Wickis Sieg hat einen Makel

Drei Jahre nach der bitteren Niederlage gegen Christian Stucki erobert Joel Wicki doch noch den Schwinger-Thron. Wickis Sieg im Schlussgang gegen Matthias Aeschbacher ist aber umstritten.
Publiziert: 28.08.2022 um 21:20 Uhr
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Aktualisiert: 29.08.2022 um 08:43 Uhr
Marcel W. Perren

Die Innerschweiz steht komplett Kopf. Mit Joel Wicki schwingt sich erstmals seit Harry Knüsel 1986 ein ISV-Athlet auf den Thron. Der Luzerner ist nach dem dramatischen Abnützungskampf gegen den Berner Matthias Aeschbacher den Tränen nahe: «Für mich geht ein Bubentraum in Erfüllung.»

Doch die überschwängliche Freude wird dann durch TV-Bilder etwas getrübt: Die Vogelperspektive zeigt, dass Wicki beim entscheidenden Wurf keinen Griff an Aeschbachers Zwilchhosen hatte. Deshalb hätte der Kampfrichter dieses Ergebnis aufgrund des Regulativs nicht geben dürfen. Trotzdem ist der 25-Jährige ein würdiger Schwingerkönig.

«Der Körper war durch, aber der Kopf wollte nicht verlieren»
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Über 2019 wird immer noch diskutiert

Und in seinem Fall darf man sehr wohl von ausgleichender Gerechtigkeit reden. Im Juni hatte Wicki beim Schwarzsee-Schwinget den Berner Michael Ledermann klar besiegt, aber weil der Kampfrichter das verdiente Resultat nicht gab, verpasste er dort den Festsieg. Und über seine Niederlage im ESAF-Schlussgang von 2019 gibt es bis heute kontroverse Diskussionen, ob Joel mit seinen Schultern wirklich zu den geforderten zwei Dritteln im Sägemehl lag. Guido Thürig, technischer Leiter der Nordwestschweizer, sagte kürzlich in einem Interview mit der Aargauer Zeitung: « Wenn man das Video dieses Gangs zwischen Stucki und Wicki sieht, sagt die Hälfte, Wicki war am Boden, die andere, er war es nicht.»

Alles im Griff – nur des Gegners Hosen nicht. Schwingerkönig Wicki beim entscheidenden Zug gegen Matthias Aeschbacher.
Foto: Screenshot SRF
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Sieg mit Makel – Beispiele gibt es viele

Unumstritten ist, dass der 1.83 Meter «kleine» und 107 Kilo schwere Maschinenmechaniker und Landwirt vom Sörenberg der beste Schwinger in Pratteln war. Wicki hat kein Gang verloren. Und seinem Schlussgang-Gegner Aeschbacher hatte er ja schon im sechsten Gang den Meister gezeigt.

«Ich hatte den besseren Gang»
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Aeschbacher nach Schlussgang:«Ich hatte den besseren Gang»

Einen vergleichbaren Makel findet man übrigens auch bei vielen anderen Königen: Der Appenzeller Thomas Sutter hatte 1995 bei seinem Triumph in Chur bei der entscheidenden Aktion keinen Griff an den Hosen seines Gegners Geni Hasler. Jörg Abderhalden wäre 2007 in Aarau nicht zum dritten Mal König geworden, hätte der Kampfrichter im zweiten Gang gesehen, dass der Toggenburger im Kampf mit Hanspeter Pellet für einen kurzen Moment auf dem Rücken lag.

Deshalb dürfen wir König Joel getrost hochleben lassen.

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