Nur vereinzelte Feste im Angebot
Warum Wettbüros dem Schwingsport lieber fernbleiben

Wo Wettkämpfe stattfinden, wird gewettet. Doch während Hobby-Zocker Hunderttausende von Franken auf Fussballspiele setzen, sind Wetten im Schwingsport oft gar nicht möglich. Blick erklärt, wie das kommt.
Publiziert: 19.07.2023 um 11:40 Uhr
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Aktualisiert: 19.07.2023 um 12:59 Uhr
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Nina KöpferRedaktorin Sport

Eishockey, Volleyball, Boxen, American Football, Tennis … Die Liste der Sportarten, auf die man in der Schweiz sein Geld verwetten kann, ist lang. Doch weder bei Sporttip von Swisslos noch bei Jouez Sport der Loterie Romande, den beiden einzigen legalen Wettanbietern in der Schweiz, kann ein Schwingfan sein Geld auf die Bösen setzen.

Dabei ist Schwingen so beliebt wie nie zuvor. Könige sind begehrte Werbegesichter für nationale Firmen, Sponsorengelder fliessen in Strömen. Tickets für prestigeträchtige Schwingfeste wie den Brünig oder das Unspunnen-Schwinget zu ergattern, das ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. Warum sind die Wettbüros also noch nicht auf diesen Zug aufgesprungen?

Die Quote stimmt nicht

Der Haken liegt beim Sport selbst, wie die Verantwortlichen bei Swisslos erklären. Der Aufwand, um Wetten an einem Schwingfest zu ermöglichen, sei enorm hoch. Anders als etwa bei einem Tennisturnier geht es an einem Schwingfest Schlag auf Schlag. Die Paarungen für die nächsten Gänge werden vom Einteilungsgericht abseits der Öffentlichkeit und nach dem Empfinden mancher Kritiker nicht immer transparent festgelegt. Auch die Wettorganisatoren tappen derweil im Dunkeln.

Am 9. Mai wurde in der Schweiz fast eine halbe Million Franken auf die Champions-League-Partie Real Madrid gegen Manchester City gewettet.
Foto: PIUS KOLLER
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Es kommt nur ganz vereinzelt vor, dass Swisslos die Zocker doch auf die Schwinger loslässt. Beim letztjährigen Eidgenössischen etwa waren Wetten auf den Festsieger möglich. Die meisten Schwingfans zogen es aber wohl vor, um die nächste Runde Kafi Lutz zu wetten, statt online ihr Geld auf den nächsten König zu setzen. Gerade mal 200'000 Franken betrug der Wetteinsatz am ESAF, obwohl fast eine Million Zuschauerinnen und Zuschauer das Spektakel im TV oder live vor Ort verfolgten.

Es gibt weiterhin Ausnahmen

Über 80 Prozent des Geldes ging als Gewinnauszahlung wieder an die Spieler zurück. Von den verbleibenden 35'000 Franken muss Swisslos noch die Kosten für die manuelle Erstellung und Aktualisierung der Quoten abziehen. Unter dem Strich bleibt nicht viel übrig. Demgegenüber steht ein Wetteinsatz von fast einer halben Million Franken beim Champions-League-Hinspiel Real Madrid–Manchester City vom vergangenen Mai. Bei solchen Affichen werden die Quoten zudem fixfertig von einem Lieferanten erstellt, der Aufwand für Swisslos ist minim, der Gewinn umso grösser.

Solange der Aufwand für die Wettbüros an Schwingfesten nicht abnimmt, werden diese dem Sägemehl fernbleiben. Mit einzelnen Ausnahmen. Als Fan-Service wird auch am diesjährigen Unspunnen-Schwinget eine Wette auf den Festsieger möglich sein.

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