Vom Jungspund bis zum König
Diese Bösen musst du zum Start der Schwing-Saison kennen

Die Schwingsaison 2023 nimmt am Wochenende richtig Fahrt auf. Doch welche Schwinger werden in diesem Jahr so richtig glänzen? Und wen sieht man zum letzten Mal im Ring? Blick liefert die Übersicht – diese Schwinger gilt es, im Auge zu behalten.
Publiziert: 28.04.2023 um 12:35 Uhr
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Aktualisiert: 28.04.2023 um 14:59 Uhr
Nina Köpfer

Der Techniker

Ihn könnte man auch das Stehauf-Männchen nennen. Der Zuger Pirmin Reichmuth (27) musste in seiner Karriere schon vier Kreuzbandrisse verkraften. Und jedes Mal ist er erfolgreich ins Sägemehl zurückgekehrt. Die Herausforderungen, die ihm sein eigener Körper stellt, macht der selbstständige Physiotherapeut mit seiner exzellenten Technik wett. Reichmuth ist extrem vielfältig und überzeugt mit offensivem Schwingen.

Pirmin Reichmuth freut sich über den Siegermuni am Aargauer Kantonalen 2022.
Foto: BENJAMIN SOLAND

Der Talentierte

Auf ihm ruhen grosse Berner Hoffnungen. Der Emmentaler Michael Moser (17) stand im vergangenen Jahr vorwiegend als Jungschwinger im Ring, hat aber auch seinen ersten Kranz bei den Aktiven geholt – mit erst 16 Jahren. In dieser Saison will der 1,93 Zentimeter grosse Bigler nun öfters gegen Böse in den Ring steigen. Der Saisonauftakt ist schon mal geglückt. Am ersten Schwingfest des Jahres musste sich Moser lediglich dem Bündner Eidgenossen Armon Orlik (27) geschlagen geben.

Am Eidgenössischen in Pratteln schafft Michael Moser gegen seinen Kontrahenten Christian Schuler einen Gestellten mit der Note 9.
Foto: Sven Thomann

Der Grösste

Mit Christian Stucki (38) tritt heuer einer der grössten Athleten, die der Schwingsport je gesehen hat, zurück. Mit dem «Grand-Slam des Schwingens», dem Sieg am Unspunnen, Kilchberg und Eidgenössischen, geht der Seeländer in die Geschichte ein. Alleine wegen seiner imposanten Postur sind seine Auftritte stets beeindruckend. Aber auch mit seiner gemächlichen und ehrlichen Art hat Chrigu Stucki schnell die Herzen der Schwingfans erobert. Er ist über den Sport hinaus zu einem Symbol für Bodenständigkeit und Swissness geworden.

Mit 34 Jahren hat sich Christian Stucki am ESAF 2019 in Zug zum ältesten Schwingerkönig aller Zeiten gekrönt.
Foto: Andy Mettler
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Mit 34 Jahren hat sich Chrigu Stucki am ESAF 2019 in Zug zum ältesten Schwingerkönig aller Zeiten gekrönt.
Foto: Andy Mettler

Der Geistliche

Dieser Titel passt in zweierlei Hinsicht zu Armon Orlik. Der Bündner ist ein kluger Kopf und absolviert an der Fachhochschule Graubünden ein Studium zum Bauingenieur. Orlik ist aber auch in einer katholischen Familie aufgewachsen. Vor jeder Autofahrt spricht er ein kurzes Gebet, um heil am Ziel anzukommen. Orlik startet am Sonntag am Thurgauer Kantonalen in die Saison.

Armon Orlik ist ein bündner Kraftpaket. Hier am ESAF 2022 gegen Pirmin Suter.
Foto: Sven Thomann

Der Clevere

Der Berner Remo Käser (26) weiss sich zu vermarkten. Auf sämtlichen gängigen Social-Media-Netzwerken ist er aktiv. Er lacht in die Kamera, während er ein Abendessen mit Produkten eines Sponsors zubereitet. Als erster Schwinger überhaupt ging der angehende Agrokaufmann eine Partnerschaft mit dem Milliarden-Konzern Red Bull ein. Konservative Schwinger werfen Käser die Kommerzialisierung des Schwingsports vor. Um seinen Kritikern das Maul zu stopfen, muss der Berner in diesem Jahr darum nicht nur online, sondern vor allem im Sägemehl abliefern.

Kann er sein grosses Potenzial ausschöpfen? Der ganz grosse Schwung ist dem Berner Remo Käser im vergangenen Jahr nicht gelungen.
Foto: Sven Thomann

Der Geforderte

Auf den König Joel Wicki (26) kommt ein stressiges Jahr zu. Nach der Krönung hängt einem König stets eine gewisse Favoritenrolle an. Die Erwartungen und Ansprüche von Fans, Sponsoren und Medien sind gross. Auch abseits der Schwingplätze hat der Wicki allerhand zu tun. Im Moment befindet sich der Entlebucher im Schlussspurt der Ausbildung zum Landwirt und er arbeitet auf dem Bauernhof. Als wäre das noch nicht genug, schuftet der gelernte Baumaschinenführer noch regelmässig auf der Baustelle. Ob Wicki mit all diesen Aufgaben seine königliche Form behalten kann?

Seit seiner Krönung findet der König Joel Wicki kaum eine freie Minute. Laut seinem Trainer Dani Hüsler schlägt sich Joel aber gut mit den ganzen Anfragen und Terminen.
Foto: Sven Thomann

Der Familiäre

Schon im vergangenen Jahr ist das Wort Rücktritt durch Kilian Wengers (32) Kopf gegeistert. Der 2010 in Frauenfeld gekrönte König tritt immer seltener ins Rampenlicht. Sportlich drückt bei den Bernern eine neue Generation Schwinger nach. Während der Pandemie realisierte der gelernte Zimmermann, wie schön ein Leben ohne Spitzensport sein kann. Wenn das Schwingen ein Dürfen, nicht Müssen ist. Bis zum Unspunnen schwingt der König sicher noch. Wie es danach weitergeht, lässt Wenger offen.

Am 22. August 2010 darf Kilian Wenger als frisch gekrönter König in Frauenfeld Siegermuni Arnold in Empfang nehmen.
Foto: Keystone

Der Zähe

Steht Michael Ledermann (22) im Sägemehlring, müssen sich seine Gegner auf einen harten Kampf einstellen. Während er als Jungschwinger kein einziges Fest gewinnen konnte, legt der gelernte Landwirt nun reihenweise Eidgenossen aufs Kreuz. Der Schwarzenburger bearbeitet seine Kontrahenten wie kaum ein anderer bis zur allerletzten Sekunde. Überragend sind auch seine defensiven Qualitäten. Ledermann ist derart zäh, dass er in der vergangenen Kranzfest-Saison lediglich drei Gänge verloren hat.

Seine Arbeit in der Landi macht ihn stark: Michael Ledermann macht es seinen Gegnern nie leicht.
Foto: PIUS KOLLER

Der Ungekrönte

Kronfavorit. Saisonüberflieger. Bester Schwinger im Land. Der nächste König. Vieles wurde über Samuel Giger (25) im vergangenen Sommer geschrieben – die Erwartungen an den Thurgauer waren riesig. Doch im entscheidenden Moment scheiterte Giger am Druck. Das Eidgenössische verliess er nicht hohen Hauptes als König, sondern besiegt und geknickt. Sicher ist, der schweigsame LKW-Chauffeur hat so einiges gutzumachen.

Den vergebenen Königstitel könnte Giger in diesem Jahr teilweise mit einem Sieg am Unspunnen wettmachen.
Foto: Sven Thomann
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