Wie gut ist der Schwingerkönig wirklich?
Wicki-Sieg am Zuger Kantonalen wirft Fragen auf

Das Zuger Kantonale in Cham lieferte gleich mehrere Überraschungen. Da wäre zum einen die Schlussgang-Paarung und zum anderen der grandiose Angriff von Marcel Bieri im zweiten Gang.
Publiziert: 06.05.2024 um 06:44 Uhr
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Aktualisiert: 06.05.2024 um 07:30 Uhr
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Nicola AbtReporter Sport

Wie hoch die Erwartungen an Joel Wicki (27) sind, zeigt sich nach seinem Sieg im ersten Gang. Weil der König den Nordostschweizer Gast Marco Nägeli (30) «erst» im dritten Zug auf den Rücken legt, äussern langjährige Schwing-Beobachter erste Zweifel an seiner körperlichen Verfassung. Eine Stunde später sehen sie sich in ihrem Urteil bestätigt. Die Arena am Zuger Kantonalen in Cham tobt, als Marcel Bieri (29) den König im zweiten Gang per Übersprung bezwingt.

Bieri überrascht Wicki im 2. Gang am Zuger Kantonalen
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Schwingerkönig im Sägemehl:Bieri überrascht Wicki im 2. Gang am Zuger Kantonalen

Ungläubige Gesichter auf der Tribüne. Und alle fragen sich: Was ist mit Wicki los? Auf der Suche nach Erklärungen für den verhaltenen Start landet man früher oder später bei seinem Trainer und Freund Daniel Hüsler. Das Traumduo ist seit mehreren Jahren gemeinsam unterwegs. «Die Niederlage gegen Marcel Bieri überraschte mich», gibt Hüsler zu. «Joel hat nicht perfekt gezogen, musste ihn wieder abstellen. Das wird auf diesem Niveau bestraft. Zudem reagierte Marcel auch sehr stark.»

Körperlich limitiert und deshalb immer am Limit

Dann bestätigt Hüsler den Eindruck mehrerer Experten. «Joel ist aktuell noch nicht so spritzig wie zu besten Zeiten, dann passieren solche Dinge.» Beunruhigt darüber ist der Königsmacher nicht. «Kein Grund zur Panik, das Erfolgspuzzle kommt langsam zusammen.»

Am Ende jubelt er doch: Joel Wicki triumphiert am Zuger Kantonalen.
Foto: keystone-sda.ch
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Die Saison sei lang. Erst Anfang September findet in Appenzell das Jubiläumsschwingfest statt. Weil nur dort alle fünf Teilverbände aufeinandertreffen, gilt es als sportliches Saisonhighlight. «Immer in Topform zu sein, ist schlicht unmöglich», gibt Hüsler zu bedenken. Einen ersten Leistungshöhepunkt will Wicki am 2. Juni beim Luzerner Kantonalen erreichen. Bis dahin sind es noch vier Wochen. Genug Zeit, um die letzten Prozente herauszukitzeln.

Will Wicki mit den Besten mithalten, muss seine körperliche Leistungsfähigkeit am Limit sein. Mit einer Grösse von 1,83 Metern ist er den meisten seiner direkten Konkurrenten unterlegen. Samuel Giger (26) misst 1,94 Meter. Pirmin Reichmuth (28) kratzt an der Zwei-Meter-Marke.

Grab-Junior überrascht

Am Zuger Kantonalen reicht ein Wicki in Normalform für den Sieg. Was beweist, auf welch hohem Niveau der 27-Jährige schwingt. Nach der Niederlage reiht er Sieg an Sieg. Im fünften Gang kommt es zum Duell mit Reichmuth. Anstatt Pirmin, der wegen einer Grippe kurzfristig absagen musste, steht dort sein jüngerer Bruder Marco. Die beiden liefern sich über Minuten hinweg einen intensiven Kampf. Reichmuth bringt Wicki in Bedrängnis. Letztlich gewinnt der König mit der Maximalnote.

König Wicki sichert sich mit dieser Zehn den Schlussgang
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Die Schlussgang-Teilnahme hat er damit aber noch nicht auf sicher. Neben Wicki weisen zwei weitere Schwinger 48.25 Punkte auf. Gesetzt ist Florian Grab (20). Der Sohn von Schwing-Legende Martin Grab mutiert in Cham zur grossen Überraschung.

Die Schwierigkeiten eines Saisonstarts

Im Schlussgang trifft er auf Wicki, obwohl der punktgleiche Lukas Bissig (21) keinen Gang verloren hat. Für den vierfachen Eidgenossen Daniel von Euw der richtige Entscheid: «Wicki hat das bessere Notenblatt und den Königs-Bonus.» Der Luzerner rechtfertigt die Entscheidung mit einem Blitz-Sieg. Nach wenigen Sekunden ist die Sache entschieden.

Wicki bodigt Grab nach nur acht Sekunden und holt Festsieg
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Danach stellt Sieger Wicki klar: «Mein Ziel ist es, Anfang September auf dem Höhepunkt zu sein – nicht Anfang Mai.» Dann gibt er noch etwas anderes zu bedenken. «Ich musste wieder lernen, vor über 3000 Zuschauer zu schwingen.» Zudem seien die Abläufe an Kranzfesten anders als noch beim Rangschwinget in der Vorbereitung. «Die Pausen sind länger. Das braucht Zeit, um sich daran zu gewöhnen.»

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