«Da fliessen schon auch mal die Tränen»
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Feuz über Abstand zur Familie:«Da fliessen schon auch mal die Tränen»

Beat Feuz spricht vor der Abfahrt in Lake Louise Klartext
«Ich war ein ziemlicher Arsch!»

Abfahrts-Olympiasieger Beat Feuz verrät vor dem Auftakt in die neue Speed-Saison, warum er zu Beginn seiner Karriere mit einem namhaften Teamkollegen verfeindet war.
Publiziert: 25.11.2022 um 01:22 Uhr
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Aktualisiert: 25.11.2022 um 08:13 Uhr

Beat Feuz, wie viele Tränen wurden im Hause Feuz vergossen, als Sie letzte Woche Ihre Freundin Katrin und die beiden Töchter Clea (3) und Luisa (9 Monate) in Richtung Nordamerika verlassen haben?
Die Kinder sind schon traurig, wenn ich eine derart lange Reise antrete. Solche Momente sind auch für mich schwierig, weil ich am liebsten jede Minute mit ihnen verbringen möchte. Und deshalb fliessen in solchen Augenblicken natürlich auch Tränen.

Haben Sie auch deshalb die Reise nach Nordamerika eine Woche später als Ihre Teamkollegen angetreten?
Ich war noch nie ein Freund von langen Dienstreisen. Und wegen meines lädierten Knies darf ich ja gar nicht so viele Ski-Tage absolvieren wie ein Rennfahrer mit gesunden Knie. Und ja, es war mir wichtig, dass ich vor dem Start in den Winter noch ein paar Tage länger mit meiner Familie verbringen darf.

Sie werden im kommenden Februar 36-jährig. Haben Sie den Zeitpunkt Ihres Rücktritts gedanklich schon festgelegt?
Nein. Wenn ich jetzt schon wüsste, dass ich im Frühling meine Karriere beenden werde, könnte ich jetzt nicht die Spannung und die Konzentration aufbauen, die es braucht, um erfolgreich zu sein.

In Lake Louise fühlt sich Beat Feuz besonders wohl. 2017 hat der Emmentaler in den kanadischen Rocky Mountains triumphiert, im Vorjahr hat er hier den dritten Rang belegt.
Foto: Sven Thomann
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Bernhard Russi hat Ihnen im letzten Februar nach dem Abfahrts-Olympiasieg in einer Blick-Kolumne den Rücktritt nahegelegt. Er war der Meinung, dass es für das Ende einer Karriere keinen schöneren Zeitpunkt gegeben hätte. Warum hat Russi Ihrer Meinung nach nicht recht?
Wenn es nach Bernhards Idee von einem besonders schönen Rücktritt gehen würde, hätte Roger Federer auch ein paar Jahre früherer aufhören müssen. Er hat es bekanntlich nicht getan, dennoch wird er jetzt völlig zu Recht gefeiert. Es ist die Frage, ob es den perfekten Zeitpunkt für ein Karriereende überhaupt gibt? Sehr wahrscheinlich nicht.

Warum glauben Sie nicht daran?
Wenn man mit einem grossen Sieg aufhört, stellt man sich ziemlich sicher irgendwann die Frage, wie viele schöne Erfolge noch gekommen wären, wenn man noch mindestens ein Jahr angehängt hätte. Und in ein paar Jahren stellt sowieso kaum jemand die Frage, mit welchem Ergebnis man aufgehört hat. Selbst wenn ich in den nächsten zehn Abfahrten nicht besser als 20. sein sollte und nach der elften Abfahrt meinen Rücktritt erkläre, weil ich merke, dass ich den Zenit überschritten habe, würde das meine zuvor erbrachten Leistungen nicht schmälern. Und ich hätte die Gewissheit, dass ich alles aus meiner Karriere rausgeholt habe.

Was in Ihrer eindrücklichen Titel-Sammlung noch fehlt, ist ein Abfahrts-Sieg in Italien. Ist das Zufall oder gibt es dafür eine eindeutige Erklärung?
Es ist kein Zufall. Die Topografie von der Strecke in Val Gardena ist mir nicht wirklich auf den Leib geschneidert. Und in Bormio war ich mehrmals Zweiter, weil Dominik Paris wie kein anderer die Strecke im Griff hat.

Erstaunlicherweise wurden Sie bis jetzt auch noch nie Schweizer Sportler des Jahres. Marco Odermatt hat es nach seiner Wahl im letzten Dezember in einem Blick-Interview als «Frechheit» bezeichnet, dass ein so herausragender Sportler wie Beat Feuz diese Wahl noch nie gewonnen hat. Wie sehr schmerzt Sie das?
Aufgrund von den historischen Siegen, die Marco Odermatt im letzten Winter herausgefahren hat, werde ich diese Wahl auch in diesem Jahr nicht gewinnen, und damit kann ich auch gut leben. Ich bin bei dieser Wahl ein paar Mal völlig zu Recht auf einem Ehrenplatz gelandet, weil Roger Federer in einem Jahr mehrere Grand-Slam-Turniere gewonnen hat. Die besten Chancen habe ich mir eigentlich im Vorjahr nach meinem Doppelsieg in Kitzbühel, der WM-Medaille und dem Gewinn der vierten Abfahrts-Kugel ausgerechnet. Aber weil «Odi» unmittelbar vor der Wahl im Dezember drei Siege in sechs Weltcuprennen eingefahren hat, hatte er das Momentum halt auf seiner Seite.

Zurück zu Odermatt. Er betont selbst immer wieder, dass er im Speed-Bereich derart schnell Fuss fassen konnte, weil er wertvolle Tipps von Ihnen erhalten hat. Gibt es ein Geheimnis, das Sie Marco nicht verraten würden?
Nein. Ich bin zwar nicht der Typ, der von sich aus auf einen jungen Athleten zugeht, um Ratschläge zu erteilen. Aber wenn einer wie Marco auf mich zukommt, gebe ich ihm meine Meinung auch gerne preis. Es gibt aber nicht so viele, die auch in der Lage sind, meine Inputs in die Praxis umzusetzen. Aber er kann das wirklich gut.

Von welchem Athleten haben Sie zu Beginn Ihrer Karriere besonders profitiert?
Für mich war Carlo Janka immer eine wichtige Bezugsperson. Er hat den Sprung an die Weltspitze ja vor mir geschafft, ich war damals oft verletzt. Danach waren wir ein paar Jahre gemeinsam an der Spitze. Carlo und ich haben zwar nie zusammen eine Strecke besichtigt, weil er sich einen Lauf sehr viel schneller einprägen konnte als ich. Aber wenn wir danach zusammen Lift fuhren oder einen Kaffee zusammen getrunken haben, konnte ich mit ihm sehr gut diskutieren. Schwierigkeiten hatte ich in meinen jungen Jahren allerdings mit einem anderen Bündner.

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«Wir waren zuerst ziemlich verfeindet.»
Beat Feuz
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Wer war das?
Marc Berthod. Wir waren zuerst ziemlich verfeindet. Rückblickend muss ich eingestehen, dass ich in jungen Jahren ein ziemlicher Arsch war. Ich hatte früh ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein, ich bin gut Ski gefahren und habe das meine Kollegen auch neben der Piste spüren lassen. Das hat einem wie ihm, der schon ein paar Jahre vor mir in diesen Zirkus gekommen ist, nicht geschmeckt. Im Nachhinein konnte ich das dann auch gut nachvollziehen. Und nach ein paar Jahren waren Marc und ich dann derart gute Kollegen, dass wir im Ski-Zirkus oft das Zimmer zusammen geteilt haben. Wir haben gemerkt, dass wir auf derselben Wellenlänge sind.

Was trauen Sie der Schweiz bei der Fussball-WM zu?
Ich kann die Stärken und Schwächen dieser Mannschaft zu wenig gut beurteilen, drücke Murat Yakin und seinen Mannen aber natürlich kräftig die Daumen. Aber ich habe irgendwo gelesen, dass es eine Maschine gibt, die aufgrund der Auswertung sämtlicher Statistiken zum Schluss gekommen ist, dass Argentinien Weltmeister wird. Und angeblich hat diese Maschine die letzten Fussballweltmeister immer richtig vorausgesagt. Nach Argentiniens Startniederlage gegen Saudi-Arabien zweifle ich jedoch stark an dieser Maschine ...

Apropos Maschine: Sie haben sich im Oktober mit dem Jass-Computer für den Halbfinal der Schweizer Schieber-Meisterschaft qualifiziert. Wie haben Sie sich da geschlagen?
Nachdem ich die Vorgabe von 1150 Punkten für den Halbfinal im zweiten Anlauf souverän geschafft habe, bin ich im Kampf um den Finaleinzug sang- und klanglos ausgeschieden.

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