Blick fragt beim Schweizer Trainer von Norwegens Ski-Star nach
Ist Henrik Kristoffersen wirklich so unausstehlich?

Wie giftig ist Ehrgeizling Henrik Kristoffersen wirklich? Sein Schweizer Trainer gibt eine klare Antwort.
Publiziert: 21.10.2021 um 17:48 Uhr
Marcel W. Perren

Henrik Kristoffersen muss sich aus Nervosität vor dem Rennstart regelmässig übergeben. Und viele Weltcup-Rennfahrerkollegen finden die Umgangsformen des Norwegers unappetitlich. Der Norweger gilt als besonders schlechter Verlierer, der seiner Wut auch vor laufender Kamera freien Lauf lässt.

Auf Kristofferson angesprochen, sagte Daniel Yule im März 2020 im Blick-Interview: «Ich bin nicht gewillt, für Siege ein Arschloch zu sein. Bei Henrik gab es aber Zeiten, in denen er für Erfolge auf einen anständigen Umgang mit seinen Konkurrenten verzichtete.» Zu den schärfsten Kritikern des kantigen Wikingers gehört Deutschlands Slalom-Legende Felix Neureuther. «Wenn es ihm nicht wie gewünscht läuft, springt Henrik herum wie ein Rumpelstilzchen, was ich nicht verstehen kann. Er muss lernen, zu akzeptieren, wenn einer besser ist. Und dann muss er seinen Hintern bewegen und es danach selbst besser machen.»

Im vergangenen Winter markiert Kristofferson gleich serienmässig das Rumpelstilzchen – im Gesamtweltcup kommt der 27-Jährige nicht über den sechsten Rang hinaus. Ein Ergebnis, welches den Erwartungshaltungen vom Riesenslalom-Weltmeister von 2019 nicht einmal ansatzweise gerecht wird.

Im letzten Winter hatte Henrik Kristoffersen oft den «Läckmer» – mit dem sechsten Rang im Riesenslalom blieb der Riesenslalom-Weltmeister von 2019 deutlich unter seinen Erfahrungen.
Foto: Getty Images
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«Wenn ihm etwas nicht passt, ist er sehr direkt»

Um den Anschluss an die Weltspitze wieder herzustellen, hat sich der Mann mit 23 Weltcupsiegen nun mit Jörg Roten einen namhaften Übungsleiter aus der Schweiz geangelt. Der Bruder der ehemaligen Riesenslalom-Vize-Weltmeisterin Karin Roten hat in der Vergangenheit mit Erfolg Daniel Albrecht, Carlo Janka und Wendy Holdener betreut. Im Privat-Team von Kristofferson erlebt der Walliser aber keinen idealen Start. «Weil Henrik im Frühling bei einem Mottocross-Unfall einen Knöchelbruch am Mittelfuss erlitten hat, konnten wir erst Ende August mit dem Gletscher-Training beginnen. Deshalb kommt für uns der Weltcup-Auftakt in Sölden etwas zu früh.»

Aber ist dieser Kristofferson neben der Piste wirklich so unausstehlich? Roten winkt lachend ab und sagt: «Henrik ist in Wahrheit ein super Typ. Klar, wenn ihm etwas nicht passt, dann sagt er es gerade heraus. Auch dann, wenn er vor einer TV-Kamera steht. Aber das Tolle an Henrik ist, dass er überhaupt nicht nachtragend ist.»

Unser Slalom-König Daniel Yule (4 Weltcupsiege) spricht mittlerweile ähnlich über die menschlichen Qualitäten seines Widersachers: «Ich hatte in meiner Funktion als Athletensprecher öfters mit Henrik zu tun und habe dabei festgestellt, dass er sich als Mensch stark verbessert hat.» Wetten, dass Kristofferson an diesem Wochenende in Sölden trotzdem das Rumpelstilzchen auspacken wird?

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