Dank der Trainings-Pole-Position in Zermatt
Deshalb fürchtet sich der Rest der Ski-Welt jetzt noch mehr vor der Schweiz

Viele Ski-Teams kommen wegen Corona im Training nicht in Schwung. Swiss Ski scheint dagegen in dieser schwierigen Phase den Status der Alpin-Nation Nr. 1 zementieren zu können. Dank Heimvorteil!
Publiziert: 11.08.2020 um 14:12 Uhr
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Aktualisiert: 19.08.2020 um 09:58 Uhr
Marcel W. Perren

Deutschlands Abfahrts-Gigant Thomas Dressen (26) hat derzeit einige Probleme. Der in Österreich residierende Oberbayer musste beim ersten Gletscher-Kurs in diesem Sommer wegen Kniebeschwerden passen. Und ob der Lake Louise-, Garmisch-, und Saalbach-Sieger in den kommenden Monaten noch einmal optimal Abfahrt trainieren kann, ist höchst unsicher.

Dressens Knie dürfte zwar schon bald wieder gänzlich belastbar sein, doch die Deutschen suchen derzeit wie die meisten anderen Ski-Nationen verzweifelt nach einer geeigneten Trainings-Piste.

Nur eine geeignete Piste in Europa

«Die Reise in ein Skigebiet nach Südamerika ist in diesem Sommer wegen Corona nicht möglich» erklärt Deutschlands Speed-Trainer Andy Evers. «Und in Europa gibt es ab August fürs Abfahrts-Training nur eine geeignete Piste, und zwar die in Zermatt. Wir durften letzte Woche hier fahren. Aber für den Rest des Sommers dürften wir schlechte Karten haben, schliesslich wird diese Strecke verständlicherweise vor allem von den Schweizern beansprucht.»

Thomas Dressen (26) der residierende Oberbayer musste beim ersten Gletscher-Kurs in diesem Sommer wegen Kniebeschwerden passen.
Foto: Getty Images
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Österreichs Abfahrts-Cheftrainer Sepp Brunner legt nach: «Die Schweizer haben in dieser Phase dank Zermatt tatsächlich einen echten Vorteil. Auf den Gletschern in Österreich sind die Schneeverhältnisse um diese Jahreszeit bei weitem nicht so gut und die Abfahrtsstrecken sind derart kurz, dass eine Trainingsfahrt bereits nach dreissig Sekunden beendet ist.» In Zermatt dauere eine Fahrt immerhin 1:20 Minuten und es würden Top-Geschwindigkeiten von 140 km/h erreicht.

Brunner ist dankbar, dass er mit seinen Top-Stars Vincent Kriechmayr und Matthias Mayer zumindest vom 10. bis am 18. August auf dem kleinen Matterhorn trainieren kann. «Aber danach wird es für uns sehr schwierig, weil diese Piste bis im Oktober fast ausnahmslos für die Schweiz reserviert ist.»

Brunner, der bis 2017 als Swiss Ski-Trainer Sonja Nef, Dani Albrecht, Carlo Janka und Beat Feuz zu Weltmeistern formte, ist deshalb aber nicht sauer auf seinen langjährigen früheren Arbeitgeber. «Wenn ich an der Stelle der Schweizer wäre, würde ich es bezüglich der Trainingspiste in Zermatt genau so handhaben.»

Möglicher Deal zwischen Schweizer und Italiener

Wie reagiert Italiens Superstar Dominik Paris auf den Trainings-Vorteil der Ski-Genossen? Der Südtiroler, der im letzten Winter nach zwei grandiosen Triumphen in Bormio in Kitzbühel das Kreuzband gerissen hat, sagt zu BLICK: «Zurzeit beschäftigt mich dieses Thema noch nicht so sehr, weil mein Knie erst in ein paar Wochen reif für die Rückkehr auf Schnee sein wird. Aber ich hoffe darauf, dass uns die Schweizer im Herbst in Zermatt ein paar Mal mittrainieren lassen.»

Gemäss Swiss Ski-Alpinchef Walter Reusser könnte es tatsächlich zu einem gemeinsamen Training mit den pfeilschnellen «Azzurri» kommen: «Wir werden Nationen, die uns eine ordentliche Gegenleistung bieten können, in Zermatt bevorzugt behandeln. Und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass die Italiener mit uns trainieren dürfen, wenn wir im Gegenzug mit ihnen bereits vor der WM ein paar Einheiten auf der Abfahrt in Cortina ein paar Einheiten absolvieren dürfen.»

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