Das grosse Feuz-Vorbild Stephan Eberharter im Gespräch mit Blick

«Mit dem Rücktritt im Hinterkopf würde ich in Kitzbühel nicht mehr starten»

Marcel W. Perren und Sven Thomann

Österreichs Ski-Legende Stephan Eberharter spielt in der Biografie von Beat Feuz eine ganz besondere Rolle. Der Zillertaler verkörperte das grosse Jugend-Idol vom Emmentaler. Heute lebt Feuz mit seiner Familie im Tiroler Dorf Oberperfuss eine knappe Autostunde von Eberharters Residenz entfernt, auf der Golf-Anlage in Uderns haben sich der zweifache Gesamtweltcupsieger (2001/02 und 2002/03) und unser Abfahrts-König auch schon zu einer 18-Loch-Runde verabredet.

«Weil zu meiner Aktiv-Zeit die meisten Kinder Fans vom Hermann Maier waren, ist es für mich eine besondere Auszeichnung, dass ein so genialer Skifahrer wie der Beat mich zum Vorbild genommen hat», erzählt der 53-Jährige. In den letzten Jahren haben sich die Rollen aber eher verschoben. Eberharter ist zum Feuz-Fan avanciert. «Als Beat 2017 Weltmeister in St. Moritz wurde, habe ich jeglichen Patriotismus abgelegt. Ich habe mich gefreut, wie wenn ein Österreicher gewonnen hätte. Und ich habe Beat in den letzten Jahren nach jedem seiner grossen Erfolge eine Gratulation-Nachricht geschickt.»

«Beat hat Böcke geschossen, die man von ihm lange nicht gewohnt war»

Bei den letzten Weltcup-Auftritten vom Kugelblitz hatte Eberharter, der bis zu seinem Rücktritt 2004 29 Weltcupsiege eingefahren hat, aber auch ein paar Sorgenfalten in der Stirn. «Beat hat bei seinen Abfahrten plötzlich Böcke geschossen, die ich von ihm nicht gewohnt war. Es war offensichtlich, dass der Zahn der Zeit auch an diesem Ausnahme-Athleten nagt.» Deshalb war der Riesenslalom-Olympiasieger von 2002 nicht wirklich überrascht, als er am Mittwochnachmittag die Nachricht von Beats Rücktritt erhalten hat.

Erstaunt hat ihn allerdings die Tatsache, dass der amtierende Abfahrts-Olympiasieger nicht sofort aufhört. «Mit dem Wissen, dass die Karriere danach eh vorbei ist, wäre ich persönlich nicht in der Lage gewesen, in Bormio, Wengen und Kitzbühel Rennen zu bestreiten.»

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Die Gefahr der letzten Rennen

Warum nicht? «Wenn du ein 100 Meter-Läufer bist, kannst du nach deiner Rücktrittsankündigung ohne Probleme noch ein paar Rennen bestreiten, schliesslich wirst du dich auf der Tartanbahn kaum lebensgefährlich verletzten. Aber wenn du dich auf einer Abfahrt wie der «Streif» in Kitzbühel nicht zu 100 Prozent fokussieren kannst, wird es richtig gefährlich. Und ich hätte mich mit dem Rücktritt im Hinterkopf nicht mehr voll konzentrieren können. Aber der Beat kann sich selbst am besten einschätzen, deshalb gilt es, seine Entscheidung zu respektieren.»

Eberharter wünscht seinem Lieblingsschweizer für die letzten Rennen vor allem eines: «Ich hoffe ganz einfach, dass sich dieser grossartige Rennfahrer und Mensch nicht noch einmal richtig wehtut.»

Den letzten «Streifzug» vom Schangnauer wird Eberharter von der Ehrentribüne in Kitzbühel aus verfolgen und entsprechend kräftig die Daumen drücken.

Sven Thomann

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