Debatte um neue Regel immer dubioser
FIS gerät wegen der Hirscher-Wildcard unter Druck

Die für Marcel Hirscher angefertigte Wildcard-Regelung könnte schon bald wieder geändert werden.
Publiziert: 06.08.2024 um 12:27 Uhr
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Aktualisiert: 07.08.2024 um 08:08 Uhr
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Marcel W. PerrenSki-Reporter

Der Fall um die Wildcard für Marcel Hirscher (35) wird immer dubioser. Was bisher geschah: Am 26. Juli wurde bekannt, dass Skistars, die wie Hirscher in ihrer Karriere den Gesamtweltcup, den Disziplinenweltcup, Olympia- oder WM-Gold gewonnen haben, nach einer Wettkampfpause von zwei bis zehn Jahren vom internationalen Ski-Verband (FIS) während einer Saison eine Wildcard erhalten. Durch diese wird ein grosser Sprung in der Startliste ermöglicht.

Gemäss der alten Regelung hätte Hirscher bei seinem Comeback für Holland in Sölden ohne diese Regelung mit einer 60er-Nummer starten müssen, weil der gebürtige Salzburger fünf Jahre nach seinem Rücktritt in der Riesen- wie in der Slalom-Weltrangliste aus den Top-300 gefallen ist. Doch nach heutigem Stand darf der achtfache Gesamtweltcupsieger mit der 31 ins Wettkampfgeschehen zurückkehren.

ÖSV-Geschäftsführer spricht von «Affront»

Doch nachdem letzte Woche diverse Skistars ihren Unmut bezüglich der Starterleichterung für den berühmten Rückkehrer geäussert haben, könnte es in dieser Angelegenheit zu einer Wende kommen. Die FIS hat kommuniziert, dass die Idee für diese Wildcard von den Athleten komme. Griechenlands Slalom-Vizeweltmeister AJ Ginnis reagierte im Gespräch mit Blick erzürnt auf diese Behauptung: «Wenn die FIS so etwas behauptet, ist das nicht die Wahrheit. Ich kenne keinen Rennfahrer, der von dieser Regeländerung gewusst hat.» Der Walliser Slalom-Held Daniel Yule (sieben Weltcupsiege) untermauert die Aussage von Ginnis: «Mit mir hat bezüglich dieser Wildcard niemand gesprochen. Und wenn man mich gefragt hätte, hätte ich eher Nein zu diesem Vorhaben gesagt.»

Die Slalom-Helden Daniel Yule …
Foto: Sven Thomann
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Yules Kumpel Justin Murisier erklärt, warum auch er gegen diese Regel ist: «Für Marcel Hirscher wird jetzt eine Regel verändert, die definitiv nicht fair ist gegenüber einem jungen Athleten, der sich eine günstige Startnummer knallhart erarbeiten muss.»

Und jetzt meldet sich mit ÖSV-Geschäftsführer Christian Scherer auch der erste hochrangige Vertreter von Hirschers Ex-Verband erbost zu Wort: «Das Verhalten der FIS kommt einem absoluten Affront gegenüber den Mitgliederverbänden gleich. Es ist wirklich sehr bedauerlich, dass die FIS aus Vorkommnissen der jüngeren Vergangenheit – Stichwort Fluorverbot – nichts lernt und leider die Fachgremien nicht entsprechend involviert. Die derzeitigen Diskussionen hätte man sich allesamt sparen können, wenn man einem koordinierten Prozess gefolgt wäre und die Stakeholder abgeholt hätte.»

Wie reagiert der Präsident?

In ein schiefes Licht gerät nicht zuletzt FIS-Athletensprecher Leif Kristian Nestvold-Haugen. Der Norweger, der 2017 bei der WM in St. Moritz Bronze im Riesenslalom gewann, ist der Initiant dieser Wildcard. Dass der 36-Jährige, der seine Rennfahrer-Karriere im Frühling 2023 beendet hat, seine Idee nicht grossflächig mit den Athleten abgesprochen hat, ist unglaublich, aber wahr. Gemäss Informationen von Blick und Österreichs «Kronenzeitung» ist FIS-Präsident Johan Eliasch aufgrund des von den Rennfahrern verursachten Gegenwindes unangenehm berührt. Angeblich wird bei der FIS bereits über eine Änderung der eben erfundenen Wildcard-Regel nachgedacht.

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