Der Kitzbühel-Rekordhalter aus dem Neuenburger Jura wird 50!
Ein halbes Jahrhundert Didier Cuche: die speziellsten Bilder und Anekdoten

Mit Didier Cuche feiert am Freitag jener Mann einen runden Geburtstag, der gemessen an Weltcupsiegen im ewigen Schweizer-Ranking hinter Pirmin Zurbriggen, Marco Odermatt, Peter Müller und Mike von Grünigen an fünfter Stelle liegt. Er wird 50!
Publiziert: 16.08.2024 um 00:34 Uhr
|
Aktualisiert: 16.08.2024 um 13:14 Uhr
RMS_Portrait_AUTOR_1182.JPG
Marcel W. PerrenSki-Reporter

Er hat WM-Gold, Olympia-Silber, sechs kleine Weltcup-Kugeln und insgesamt 21 Weltcupsiege eingefahren. Und er ist das Jugendidol von Marco Odermatt. Am Freitag feiert Didier Cuche seinen 50. Geburtstag. Sein halbes Jahrhundert beinhaltet sehr viel mehr als geschichtsträchtige Ski-Triumphe. Kaum ein anderer vereinigt so viele Facetten wie der Mann aus dem Neuenburger Jura.

Der Killer

Bevor der Wirtesohn aus Les Bugnenets als Skirennfahrer durchgestarte, arbeitete er im Schlachthaus. Cuche hat die Metzgerlehre mit der Note 5,2 abgeschlossen. «Damit war ich im Kanton Neuenburg der beste Metzgerstift meines Jahrgangs», erinnert er sich. Cuche ist überzeugt, dass die Zeit als Schlachter die ideale Vorbereitung auf seine Tätigkeit im Ski-Zirkus war: «Wenn du es gewohnt bist, bei eisiger Kälte 80 Kilo schwere Rinderviertel herumzuschleppen, kommt dir ein Leben als Skirennfahrer nicht extrem hart vor.» Den Killerinstinkt zeigte der Glatzkopf abseits der Metzgerei vor allem am Kitzbüheler Hahnenkamm – Cuche hat auf der schwierigsten Abfahrt der Welt fünf Siege eingefahren. Damit hält er bis heute den Streif-Rekord.

Bevor Didier Cuche mit fünf Siegen zum Rekordhalter auf der Kitzbüheler Streif avancierte ...
Foto: Blicksport
1/8

Der Entertainer

Dass der vierfache Abfahrts-Gesamtweltcupsieger auch ein enormes komödiantisches Potenzial besitzt, demonstrierte er erstmals vor der WM 2009 in Val-d'Isère. Am Tag vor dem Super-G posierte Cuche für den Blick-Fotografen Sven Thomann in Anlehnung an Frankreichs Jahrhundert-Komiker Louis de Funès als «Gendarm von St. Tropez». Der Speed-Spezialist war derart in diese Rolle vertieft, dass er sich auf der Strasse vor dem Teamhotel positionierte und den Verkehr regelte. 24 Stunden später gewann er auf der ultrasteilen Face de Bellevarde WM-Gold. Weil Cuche regelmässig auf seine Ähnlichkeit mit Hollywood-Haudegen Bruce Willis angesprochen wurde, interpretierte er im Dezember 2009 wenige Tage vor den Weltcuprennen in Gröden Willis' Paraderolle in «Stirb langsam». Als er wie ein angeschossener Verbrecher mit einer Plastikpistole und dem Blick-Reporter als «Geisel» durch die Hotel-Lobby torkelte, jagte er der Rezeptionistin einen gewaltigen Schrecken ein. Didier ist in seiner Familie übrigens nicht der einzige begnadete Entertainer: Sein Coucousin Benjamin Cuche gehört zusammen mit seinem Bühnenpartner Jean-Luc Barbezat zu den beliebtesten Komikern in der Romandie.

Der Wohltäter

Cuche hat auch in seinen grössten Glücksmomenten an die Menschen gedacht, die vom Schicksal gegeisselt werden. Nach seinem Kitzbühel-Doppelsieg 2010 überwies er 30'000 Franken für die Erdbebenopfer in Haiti. Seine Rennhelme versteigerte er zum Saisonende jeweils zugunsten der Waisenkinder-Stiftung «Porte-Bonheur». Auch den Super-G-Goldhelm von 2009 stellte er für den guten Zweck auf das Internet-Auktionsportal. «Aber eines Tages wurde Didier klar, dass er diesen besonders geschichtsträchtigen Helm gerne behalten würde. Und deshalb hat er ihn für rund 10'000 Franken auf Ricardo zurückersteigert», verrät Franziska Schuler, Marketingfrau von Cuches Hauptsponsor Ovomaltine.

Der Tüpflischiisser

So locker und lässig er als Privatperson auch sein kann, als Skirennfahrer war Cuche einer, der grössten Wert auf das kleinste Detail gelegt hat. Das haben nicht nur seine Ausrüster und Serviceleute, sondern auch Journalisten zu spüren bekommen. Wenige Tage vor der Olympia-Abfahrt 2010 in Vancouver veröffentlichte Blick eine Geschichte über den Cuche-Clan. In diesem Artikel wurde nicht zuletzt die Rolle der Eltern beschrieben. Die Story war kaum eine halbe Stunde publiziert, als sich Cuche übers Handy mit bebender Stimme beim Blick-Reporter meldete. «Du hast einen grossen Blödsinn geschrieben», polterte Cuche. Der Autor fragte ziemlich eingeschüchtert nach, was denn in diesem Artikel falsch sei. «Du hast geschrieben, dass mich meine Eltern immer unterstützt hätten, obwohl sie keine Millionäre waren. Das habe ich dir nie so gesagt. Ich habe dir lediglich gesagt, dass mich die Eltern immer unterstützt haben, obwohl sie nie reich waren. Eine Zahl habe ich aber ganz sicher nie genannt.» Ja, Cuche hat immer wieder solche Kleinigkeiten als grossen Skandal dargestellt. Allerdings selten für lange. Am Tag danach konnte Cuche meistens selber darüber lachen.

Der Muster-Papa

Nach seinem Rücktritt im Winter 2012 übernahm Cuche von seinem mittlerweile verstorbenen Vater Francis in der Abgeschiedenheit von Les Bugnenets eine Alp, wo er mit seiner Frau Manuela auf dem Fundament einer alten Hütte ein Traumhaus gebaut hat. Die Kinder Noé und Amélie fühlen sich in dieser Idylle hinter mächtigen Tannen pudelwohl. «Didier ist ein fantastischer Vater», erzählt Cuches Manager Christof Marti. «Mir wird jedes Mal warm ums Herz, wenn Didier den Kleinen Geschichten vorliest, oder wenn er mit Sohn Noé, der ein riesiger Odermatt-Fan ist, vor dem Fernseher ein Ski-Rennen verfolgt und jedes Detail erklärt. Er macht das wirklich super.»

Hier gewinnt Gian-Luca Roten (14) im Cuche-Flip-Duell
0:24
Ski-Legende chancenlos:Hier gewinnt Gian-Luca Roten (14) im Cuche-Flip-Duell
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?