Didier Défago tritt heute ab und blickt zurück auf seine Karriere
Meine Siege, meine Dramen

Didier Defago hat gestern in Meribel mit dem zweiten Abfahrts-Rang das zweitletzte Kapitel seiner Karriere geschrieben. Vor seinem finalen Auftritt auf der Weltcup-Bühne packt er die wichtigsten Fotos seiner Laufbahn aus.
Publiziert: 18.03.2015 um 20:34 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 04:50 Uhr
Meine grösste Enttäuschung.
Foto: BLICK
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Meine grösste Enttäuschung

«Am 11. Dezember 2005 gelingt mir bei der Super-Kombination in Val d’Isère der vielleicht beste Slalom-Lauf meiner Karriere – ich ­gewinne vor Österreichs Michi Walchhofer. Doch eine halbe Stunde später wird mir mein zweiter Weltcupsieg aberkannt. Warum? Bei der Materialkontrolle stellt sich heraus, dass meine Bindungsplatte um 0,17 Millimeter zu hoch ist. Ich bin am Boden zerstört, Walchhofer versucht mich wieder aufzubauen: ‹Didier, für mich bist du der wahre Sieger, du hast eine sensationelle Leistung abgeliefert.›»

Meine verrückteste Woche

«Weil ich am Vortag bei der Super-Kombi-Abfahrt im Ziel-S gestürzt bin, hat am 17. Januar 2009 kaum jemand mit meinem Sieg bei der Lauberhorn-Abfahrt gerechnet. Deshalb bricht bei mir nach diesem sensationellen Triumph der Ausnahmezustand aus. Viel Zeit zum ­Feiern habe ich nicht, weil in Kitzbühel der nächste Klassiker auf dem Programm steht. Dort ist das Interesse um meine Person gigantisch. Die vielen Medien-Termine wirken sich anfänglich negativ auf mich aus – meine Leistungen in den Trainings zur Hahnenkamm-Abfahrt sind miserabel, ich habe in beiden Probefahrten ein Tor verpasst. Und dann ist da auch noch der schwere Unfall meines Teamkollegen Dani ­Albrecht. Doch im Rennen kann ich mich erstaunlicherweise perfekt ­fokussieren, und so stehe ich sieben Tage nach Wengen auch in Kitz zuoberst auf dem Podest – wirklich verrückt!»

Mein erster und bitterster Sieg

«Val Gardena am 20. Dezember 2002: Nachdem ein 20-jähriges Greenhorn namens Hannes Reichelt in seinem zweiten Weltcuprennen im Super-G elf Hundertstel langsamer gefahren ist, freue ich mich über meinen ersten Weltcupsieg. Mein liechtensteinischer Kumpel Marco Büchel wird Dritter. Doch kurz vor der Siegerehrung erleidet meine Euphorie einen herben Dämpfer. Grund: Ich bekomme von meinem Trainer die Information, dass mein vier Jahre jüngerer Bruder Daniel (Juniorenweltmeister im Slalom) bei einem FIS-Rennen in ­Zermatt gestürzt ist und mit einer schweren Knieverletzung im Krankenhaus liegt. Diese Verletzung zwingt Daniel später zum Rücktritt.»

Meine Riesen-Premiere

«Nach Super-G-Gold bei der Junioren-WM darf ich beim Weltcup-Finale 1996 in Kvitfjell erstmals gegen die Grossen antreten. Resultat: Ich werde 15. von 16 Klassierten. Richtungsweisender ist für mich aber mein erster Weltcup-Riesenslalom Ende Oktober 1997 in Tignes. Weil ich als Fünfzigster die Quali für den zweiten Lauf um eine Sekunde verpasse, wird mir an diesem Tag so richtig bewusst, dass ich noch härter arbeiten muss.»

Mein Lieblingsfoto

«Ich bin ja eher ein ruhiger Typ, aber mein Sieg 2009 in Kitzbühel hat in mir so viele Emotionen verursacht, dass ich nach dem Blick auf die Anzeigetafel regelrecht explodiert bin. Deshalb bekomme ich auch heute noch Gänsehaut, wenn ich dieses Bild anschaue. Fünf Jahre nach diesem denkwürdigen Augenblick hatte ich in Kitz noch einmal so richtig Grund zum Jubeln, nachdem ich beim Super-G auf der Streif meinen fünften und bislang letzten Weltcupsieg einfahren konnte.»

Mein grösster Triumph

«Vancouver 2010 steht für mich anfänglich unter keinem guten Stern. Weil ich im letzten Training gegen Patrick Küng um den letzten Schweizer Abfahrtsplatz stechen muss, verbrauche ich vor dem Rennen extrem viel Energie. Zum Glück bekomme ich himmlischen Beistand – die Olympia-Abfahrt muss wetterbedingt von Samstag auf Montag verschoben werden. Dank Petrus kann ich doch noch mit vollen Batterien ins Rennen gehen und gewinne Gold, obwohl im Vorfeld kaum ein Experte auf mich gesetzt hat! Weil ich am nächsten Tag auch in der Kombi starten will, gehe ich nach einer kurzen Feier um 23 Uhr ins Bett. Doch ich bin emotional so aufgewühlt, dass ich nicht einschlafen kann. Darum ­stehe ich um drei Uhr auf und versuche, mich mit einer Dusche zu beruhigen. Zu meinem Glück wird auch die Kombi verschoben.»

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