Mit dieser Fahrt trocknet Hintermann die Konkurrenz ab
0:32
Zweiter Abfahrt-Sieg:Mit dieser Fahrt trocknet Hintermann die Konkurrenz ab

Dritter Weltcupsieg drei Wochen nach dem Tiefpunkt
Giger-Hypnotiseur hat Hintermanns Knopf gelöst

Nach sieben Abfahrten ohne Top-5-Klassierung meldet sich Niels Hintermann mit dem Sieg in Kvitfjell in eindrücklicher Manier zurück. Obwohl Marco Odermatt ausnahmsweise neben dem Podium landet, läuft in diesem Rennen einiges gut für den Buochser.
Publiziert: 17.02.2024 um 22:30 Uhr
|
Aktualisiert: 18.02.2024 um 09:19 Uhr
RMS_Portrait_AUTOR_1182.JPG
Marcel W. PerrenSki-Reporter

Garmisch-Partenkirchen vor drei Wochen: Niels Hintermann ist nach den beiden Super-G auf der Kandahar (Rang 30 und Ausfall) am moralischen Tiefpunkt in seiner Weltcup-Karriere anbelangt. «Ich hatte eine wirklich gute Saisonvorbereitung. Aber seit den Trainingsfahrten in Beaver Creek komme ich nicht mehr richtig ins Fahren. Im Moment habe ich wirklich keine Ahnung, wie es weitergehen soll», gesteht der Zürcher beim Abendessen im Restaurant Fraundorfer. Hintermann bestellt sich ein 500 g schweres Cordon Bleu und meint, «dass es für mich wahrscheinlich das Beste wäre, wenn ich die Absage der Speed-Rennen in Chamonix nütze, um in Mallorca Golf zu spielen».

Freundin Lara und Mama Sonja haben dann aber eine andere Idee, wie ihr geliebter Niels zurück in die Spur findet: «Sie haben mir als Ergänzung zu meiner Arbeit mit meinem Mentaltrainer eine Therapie beim Sporthypnotiseur Adrian Brüngger empfohlen. Zum Glück habe ich ihren Ratschlag befolgt. Die Hypnose bei Brüngger gepaart mit dem klassischen Mentaltraining haben in meinem Gehirn einen grossen Knopf lösen können.»

Dass der ehemalige Handball-Trainer Brüngger (Pfadi Winterthur) als Hypnose-Therapeut ein Hochkaräter ist, belegt auch die Biografie von Überschwinger Samuel Giger. Der Thurgauer ist an Eidgenössichen Anlässen mehrmals über seine Nerven gestolpert. Doch ein knappes Jahr nach der ersten Hypnose-Therapie bei Brüngger hat Giger souverän am Unspunnen triumphiert.

Vor drei Wochen hat Niels Hintermann den Kopf nach zwei schwachen Auftritten in Garmisch hängenlassen.
Foto: Sven Thomann
1/6

«Die Fahrt hat sich anfänglich nicht gut angefühlt»

Dass auch der 28-jährige Hintermann dank seines «Seelenklempners» tatsächlich in kurzer Zeit einen gigantischen Fortschritt erzielt hat, beweist er in der Abfahrt in Kvitfjell – Hintermann feiert auf der Olympiapiste von 1994 seinen dritten Weltcupsieg. Den ersten Abfahrtssieg hat der gebürtige Bülacher im März 2022 ebenfalls auf dem «Olympiabakken» in Norwegen gefeiert.

«Aber im Gegensatz zum Sieg vor zwei Jahren hat sich diese Fahrt vor allem im oberen Streckenabschnitt nicht so gut angefühlt. Deshalb konnte ich es kaum glauben, dass es auf der Anzeigetafel im Ziel hinter meinem Namen Grün aufgeleuchtet hat. Es ist einfach wunderbar. Ich freue mich nicht nur für mich, ich freue mich auch für all die Leute, die mir in dieser schwierigen Phase enorm geholfen haben.» Viel Freude am Hintermann-Sieg hat auch Marco Odermatt. «Niels wurde in den letzten Monaten teilweise krass unter seinem Wert geschlagen, deshalb mag ich ihm diesen Erfolg ganz besonders gönnen.»

Odermatt benötigt im Fall von einer Sarrazin-Sensation den 3. Rang

Odermatt selber verpasst in der achten Abfahrt dieser Weltcup-Saison das Podest zum zweiten Mal – der Nidwaldner beendet das Rennen wie in Gröden als Siebter. Dennoch macht der Weltmeister einen ordentlichen Schritt in Richtung Abfahrtskugel. Nach dem Forfait von Kitzbühel-Sieger Cyprien Sarrazin, der sich im Abschlusstraining an der linken Wade verletzt hat, liegt der Superstar vom Vierwaldstättersee in der Abfahrtswertung vor dem letzten Rennen 42 Punkte vor dem Franzosen.

Das heisst im Klartext: Wenn Sarrazin die finale Abfahrt in Saalbach gewinnen sollte, würde Odermatt für die Kugel den dritten Rang benötigen. Es stellt sich die Frage, ob Sarrazin bis am 24. März überhaupt fit wird? «Ich hatte am Freitagabend Kontakt mit Cyprien», verrät Odermatt. «Wenn ich ihn richtig verstanden habe, ist ein Arzt im Hinblick auf Saalbach zuversichtlich, ein anderer Arzt ehe skeptisch. Ich gehe davon aus, dass Cyprien bis dahin fit wird. Und weil ich ihm zutraue, dass er auch mit eineinhalb Beinen gewinnen kann, stelle ich mich auf ein enges Finale um die Abfahrts-Kugel ein.»

Einen speziellen Gedanken spricht Vincent Kriechmayr aus, der als Zweiter den ersten Podestplatz für Österreichs Abfahrer in diesem Winter einfährt. «Vielleicht wäre jetzt, wo ich endlich wieder einmal den grossen Odermatt besiegen konnte, der perfekte Zeitpunkt, um die Karriere zu beenden.» Nach einer kurzen Denkpause macht der 32-jährige Doppel-Weltmeister von 2021 aber klar, dass er auch in der nächsten Weltcup-Saison Vollgas geben will.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?