Einer ist vor ein paar Jahren sogar Odermatt um die Ohren gefahren
Das sind die Schweizer Ski-Kummerbuben

Nach der Riesen-Gala von Marco Odermatt ist die helvetische Ski-Euphorie im Hinblick auf die Lauberhornrennen besonders gross. In der Swiss-Ski-Equipe gibt es aber auch einige Schwachpunkte.
Publiziert: 09.01.2024 um 01:02 Uhr
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Aktualisiert: 09.01.2024 um 09:58 Uhr
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Marcel W. PerrenSki-Reporter

Oberflächlich betrachtet läuft im Schweizer Männer-Team alles perfekt. Marco Odermatt fährt einen Erfolg nach dem andern ein, beim Super-G in Bormio klassierten sich sämtliche Swiss-Ski-Athleten in den Top 30. Und beim Slalom in Adelboden haben sich fünf Skigenossen unter den ersten 15 platziert. Doch es gibt eben auch ein paar Kummerbuben. Und denen wird von der Teamleitung das Messer an den Hals gesetzt. Walter Reusser, CEO Sport von Swiss Ski, sagt zu Blick: «Wir haben ein paar Athleten, die sich genau hinterfragen müssen, ob sie auf dem richtigen Weg sind. Diese Leute sollten sich jeden Abend vor dem Zubettgehen Gedanken machen, was sie besser machen können.» Blick nennt vier Rennfahrer, deren Zukunft im Swiss-Ski-Team auf besonders wackeligen Füssen steht.

Ralph Weber

Mit bald 31 Jahren ist der St. Galler zusammen mit Justin Murisier (32) der Senior im Schweizer Abfahrtsteam. In seiner elfjährigen Weltcup-Karriere hat Weber zwei Top-Ten-Ergebnisse eingefahren (2014 Zehnter in Santa Caterina, 2020 Zehnter in Wengen). Der Super-G-Juniorenweltmeister von 2012 besticht mit einem enormen Trainingsfleiss, wurde aber immer wieder durch Verletzungen zurückgeworfen. Beim hochintelligenten Familienvater fällt immer wieder auf, dass er sich nicht traut, ans Limit zu gehen. Aber genau was wird Weber nun tun müssen, ansonsten wird er bei den Kader-Selektionen im Frühling im Vergleich mit den jungen Wilden chancenlos sein.

Lars Rösti

Die Weltcup-Geschichte des gelernten Schreiners aus St. Stephan BE hat vor fünf Jahren angefangen wie im Märchen – ein paar Wochen nach dem Abfahrtssieg bei der Junioren-WM klassierte sich Rösti beim Weltcup-Final in Andorra als 15. in den Punkterängen. Seither hat sich der Speed-Spezialist aber nur noch dreimal in den Top 30 klassiert. Vor dieser Saison wollte Rösti seiner Karriere mit dem Ski-Markenwechsel von Rossignol zu Stöckli neuen Schub verleihen. Der gewünschte Effekt ist bis jetzt ausgeblieben: In Gröden belegte der 25-Jährige den 54. Rang, in Bormio Platz 49. Somit steht der Berner Oberländer beim Heimrennen am Lauberhorn besonders unter Druck. Und allzu gute Erinnerungen verknüpft Rösti nicht mit der längsten Abfahrt der Welt. Im Vorjahr ist er beim Brüggli-S gestürzt.

Im Januar 2021 hat Sandro Simonet in Chamonix den dritten Platz im Slalom bejubelt.
Foto: AFP
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Semyel Bissig

Der Nidwaldner fuhr im Juniorenalter dem drei Monate älteren Marco Odermatt regelmässig um die Ohren. 2020 hat Bissig auch auf der höchsten Stufe ordentlich eingeschlagen. Nach dem fünften Platz beim Parallel-Riesen in Lech klassierte er sich auch beim Riesen-Klassiker auf der Gran Risa in den Top 15. Doch seit dem Kreuzbandriss im Sommer 2021 ist Bissig nicht mehr richtig in Schwung gekommen. Der Auftakt in diese Saison ist ihm komplett missglückt: In Val-d’Isère und Alta Badia schied der Riesenslalom-Spezialist jeweils im ersten Durchgang aus, in Adelboden verpasste er die Quali für den zweiten Lauf deutlich. Bei Swiss Ski gibt es immer mehr Leute, die hinter vorgehaltener Hand behaupten, dass Bissig den Fokus zu sehr auf den Golfplatz und zu wenig auf die Skipiste richte. Dass Semyel tatsächlich viel Zeit in den Golfsport investiert, belegt sein Handicap 0. Blick glaubt dennoch daran, dass Bissig als Skirennfahrer die Kurve noch einmal kriegen kann. Für ein derart abruptes Karrierenende ist sein Potenzial zu gross.

Sandro Simonet

Eigentlich bringt der Sohn eines Bus-Chauffeurs aus Tiefencastel GR alles für eine grosse Ski-Karriere mit: Er besitzt einen sehr schnellen Schwung, besticht mit grossem Trainingsfleiss und ist körperlich top. Wie schnell er Ski fahren kann, hat er 2021 mit dem dritten Rang beim Weltcup-Slalom in Chamonix demonstriert. Simonets Ausfallquote ist aber viel zu hoch. Von den letzten 13 Starts im Weltcup, hat sich der Bündner nur zweimal für den zweiten Durchgang qualifiziert. Simonet ist ein besonders intelligenter Zeitgenosse. Es gibt Insider, die behaupten, dass der 28-Jährige vor seinen Wettkämpfen zu viel studieren würde. Vielleicht sollte sich Simonet folgenden Satz von Alberto Tomba (It, 57, 50 Weltcupsiege) beherzigen: «Wenn du am Slalom-Start ans Ziel denkst, wirst du dieses nie erreichen …»

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