Erster Triumph seit 1989 ist fix
«Der Nationencup-Sieg stärkt unser Selbstwertgefühl»

Nach der Absage der drei Frauenrennen in Are steht fest, dass die Schweiz erstmals seit 31 Jahren den Nationencup gewinnt.
Publiziert: 12.03.2020 um 00:54 Uhr
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Aktualisiert: 12.03.2020 um 11:36 Uhr
Marcel W. Perren

Erinnern Sie sich ans Jahr 1989? Wenn nicht, sind hier ein paar Gedächtnisstützen: David Hasselhof führte mit «Looking for Freedom» Wochen lang die Schweizer Hitparade an, in Deutschland fiel an der Ost-West-Grenze die Mauer, George Bush Senior wurde in Washington als 41. Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt, Mike von Grünigen gab sein Weltcup-Debüt und die Schweiz gewann zum siebten Mal in Folge den Nationencup bei den Alpinen.

Zu diesem Zeitpunkt dachte kein Skigenosse daran, dass es drei Jahrzehnte bis zum nächsten Gewinn des Schirmständers dauern würde. Dieser steht nun, da die drei letzten Frauenrennen in Are dem Coronavirus zum Opfer fallen, fest. Der legendäre Peter Müller (62 / Abfahrts-Weltmeister 1987) erinnert sich: «Zu meiner Aktivzeit war ein Schweizer Sieg im Nationencup quasi eine Selbstverständlichkeit – wir haben ihn sieben Mal in Serie gewonnen. Gross gefeiert haben wir deshalb nicht – wir haben mit dem Pokal ein Gruppenfoto gemacht. Das war es dann aber auch.»

Diesmal dürfte es teamintern aber doch eine grössere Party geben. Schliesslich haben vor dieser Saison nur die grössten Optimisten im Land daran geglaubt, dass die Serien-Sieger aus Österreich bereits in diesem Jahr zu biegen wären. Einer, der sich im Swiss-Ski-Team ganz besonders über diesen Teamerfolg freut, ist Franz Heinzer. Der Abfahrts-Weltmeister von 1991 gehörte zu den Stützen des Schweizer-Erfolges 1991. Seit 2007 verpasst der 57-Jährige als Speed-Trainer im Europacup für Swiss Ski den Talenten den Feinschliff und hat daher erneut grossen Anteil am jüngsten Coup der Ski-Schweiz. «Dieser Sieg ist der Beweis dafür, dass bei uns an der Basis richtig gut gearbeitet wird.»

Zwei Baumeister des Erfolgs: Mauro Caviezel (links) und Beat Feuz.
Foto: Sven Thomann
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Und Heinzer verrät, dass ihn nach seinem Rücktritt auch die damals schier erdrückende Dominanz der Österreicher dazu animiert habe, ins Trainer-Metier einzusteigen: «Mich hat der Moment besonders gewurmt, als die Österreicher 1998 beim Super-G am Patscherkofel einen 9-fach-Sieg gefeiert haben. Es war einer dieser Augenblicke, wo mir klar wurde, dass auch ich etwas gegen diese Übermacht tun möchte.»

Halbe Million für Swiss Ski

Den grössten Anteil an diesem Nationen-Sieg haben aber Beat Feuz und Corinne Suter (je 7 Podestplätze), Wendy Holdener (6 Podestplätze), Daniel Yule (3 Saisonsiege) und Mauro Caviezel (5 Podestplätze). Dieser historische Triumph wird rund eine halbe Million Franken in die Swiss Ski Kasse spülen.

Yule sagt: «Ich freue mich nach diesem Nationen-Sieg vor allem für die vielen grossartigen Schweizer Ski-Fans, die uns immer wieder in grandioser Manier unterstützen. Ich bekomme auch jetzt noch Gänsehaut, wenn ich daran denke, welch sensationelle Stimmung das Schweizer Publikum bei meinem Sieg in Adelboden gemacht hat. Das hat meine Kollegen und mich beflügelt. Danke dafür!»

Und sein Slalom-Kumpel Ramon Zenhäusern, der in Zagreb als Zweiter auf dem Podest stand, fügt an: «Ich plane wegen dem Nationencup-Sieg zwar keine grosse Party, wie sie Wendy Holdener angekündigt hat. Aber dieser Erfolg bereitet mir dennoch viel Freude. Es freut mich vor allem für unseren Betreuerstab, der im Hintergrund einen grossartigen Job für uns macht. Und ich denke, dass dieser Erfolg das Selbstwertgefühl von uns Schweizern wieder stärkt. Und vielleicht werden nach diesem Triumph im Nationenklassement auch wieder mehr Skirennen im TV verfolgen. Wenn ich richtig informiert bin, kassiert der Verband dafür ungefähr eine Prämie von einer halben Million Franken. Ich hoffe, dass dieses Geld in den Nachwuchs und in Trainingspisten für uns investiert wird. Wir haben in der Schweiz bis jetzt keine Piste, die im Winter permanent abgesperrt, und den Weltcup-Bedingungen entsprechend präpariert ist. Deshalb müssen wir zwischen den Rennen in Europa oft in Österreich oder Italien trainieren.»

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