«Es war einfach cool mit ihr»

Holdener denkt nach Sieg an totes Grosi

Mathias GermannReporter Sport

Lange hat Wendy Holdener gesucht. Nun hat sie den schnellsten Weg durch den Stangenwald gefunden. Im 106. Anlauf gewinnt sie ihren ersten Slalom – nach 15 zweiten und 15 dritten Plätzen. «Dieser Sieg schmeckt besonders süss. Es gab Jahre, wo ich nicht immer Spass hatte, Rennen zu fahren. Jetzt bin ich einfach glücklich, es ist genial», sagt sie.

Einen Tag nach ihrem Triumph in Killington (USA) gönnt sich Holdener einen freien Tag bei einer Kollegin in New York, ehe sie in die Schweiz zurückkehrt. Geniessen ist angesagt. Gleichzeitig vergisst Holdener auch in diesem Moment nicht jene Leute, die sie auf dem oft erfolgreichen, aber manchmal auch steinigen Weg aufs oberste Slalom-Podest begleitet haben. Da gehört ihre Familie dazu – darunter ihnen ihre geliebte Grossmutter Paula Trütsch. «Neni, wie wir sie nennen, war das geilste Grösi, das es gibt. Ich bin mir sicher, dass sie auch jetzt vom Himmel herab zu mir schaut», sagt sie.

Im letzten März starb Neni, sie wurde 89 Jahre alt. Holdener: «Als ich nach den Olympischen Spielen nach Hause kam, zeigte ich ihr meine Medaillen. Da ging es ihr nicht so gut. Ich fragte sie dreimal, ob alles in Ordnung sei. Sie sagte, es sei einfach, wie es ist. Da habe ich gemerkt: Sie war parat, um zu gehen. Das macht es für mich heute einfacher, zu akzeptieren, dass sie nicht mehr da ist.»

Ihre Grossmutter habe immer ein offenes Ohr für sie gehabt, erzählt Holdener. «Es war einfach cool mit ihr. Ich habe sie immer gerne gesehen, sie hat mich immer in den Arm genommen.» Die neueste Schweizer Slalom-Siegerin hat auch einige Möbel von ihr übernommen. «Und auch ihren Fernseher. Als dieser zuletzt mal gespuckt hat, habe ich gesagt: Neni, das machst du extra! Ich denke wirklich oft an sie.»

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Zusammen mit Swenn-Larsson:Mit diesem Lauf holt Holdener ihren ersten Slalom-Sieg

Verzicht auf Lake Louise

Holdener verzichtet auf die Speed-Rennen in Lake Louise (Ka) am nächsten Wochenende. «Ich war noch nie dort, wäre auch gerne mal gestartet. Aber da es in Zukunft wohl keine Wettkämpfe mehr geben wird, macht das wenig Sinn.» Viel Zeit, um sich auszuruhen, hat Holdener dennoch nicht. Am 10. und 11. Dezember steht das nächste Technik-Wochenende an, in Sestriere (It). Und dann folgen schon die Rennen in St. Moritz GR – zwei Abfahrten und ein Super-G stehen im Engadin auf dem Programm.

Sicher ist: Holdener wird die Aufgaben mit breiter Brust angehen können. Und im Himmel wird ihr Grösi wieder ganz genau zuschauen.

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