«Ich wurde ein paarmal gefragt, ob ich keine Angst hätte.»
Jenny und Carlo Janka über die Hausgeburt ihrer Tochter

Lina, das dritte Kind von Jennifer und Carlo Janka, ist im Familien-Zuhause in Obersaxen GR zur Welt gekommen. Nun sprechen der ehemalige Skirennfahrer und seine Frau erstmals über das emotionale Erlebnis.
Publiziert: 16.06.2024 um 20:06 Uhr
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Aktualisiert: 16.06.2024 um 22:00 Uhr

Lina lacht. Das Baby von Jennifer (36) und Carlo Janka (37) strahlt alle an, die in seinen Fokus geraten. Bruder Lio (2) drückt Lina ungestüm und erntet dafür fröhliches Grinsen. Dann gilt ihr entzücktes Lächeln der vierjährigen Ellie.

Ellie wünschte sich ganz fest eine kleine Schwester

Die älteste Tochter von «Jänks» hat sich zu Lina auf den Boden gesetzt und testet, ob einer ihrer Prinzessinnenschuhe an deren Babyfüsse passt. Ellie besitzt eine ganze Schublade voller goldener Sandalen und glitzernder Ballerinas. Aber all die Schuhe sind zu gross für Lina. Ellie seufzt. Sie hatte sich eine Schwester gewünscht, mit der man Prinzessin spielen kann – das muss wohl noch warten.

Wie bei Aschenputtel: Ellie probiert, die Füsschen ihrer Schwester in Prinzessinnenschuhe zu stecken. Aber keiner passt.
Foto: Fabienne Bühler

Lina ist vier Monate alt. Zwar nicht auf diesen Zeitpunkt geplant, ist sie doch ein Wunschkind. «Wir haben immer von drei Kindern geträumt», sagt Carlo Janka. «Nun ging es schneller als erwartet.» Noch in der Stillzeit mit Lio wurde Jennifer erneut schwanger, und am 15. Februar 2024 brachte sie ihr drittes Baby in den eigenen vier Wänden in Obersaxen GR zur Welt. Eine Wassergeburt im Whirlpool des Fitnessraums.

Carlo Janka liebt das Familienleben mit Jenny, Ellie, Lio und Lina. «Den Spitzensport habe ich noch keine Sekunde vermisst.»
Foto: Fabienne Buehler
Artikel aus der «Schweizer Illustrierten»

Dieser Artikel wurde erstmals in der der «Schweizer Illustrierten» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du auf www.schweizer-illustrierte.ch.

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So hat Carlo Janka seine Frau unter der Geburt begleitet

Die Hausgeburt war geplant. Seit der ersten Schwangerschaft träumten Jennifer und Carlo Janka davon. «Damals bot das aber noch keine Hebamme in unserer Region an.» Ellie kam im Spital zur Welt, Lio im Geburtshaus. Sie habe alle drei Geburtserlebnisse als schön und selbstbestimmt wahrgenommen, sagt Jennifer rückblickend. Ihr Mann hingegen tat sich schwer damit, seine Rolle zu finden. «Ich habe stets versucht, so gut wie möglich zu unterstützen. Aber im Spital kannst du als Vater während der Geburt nicht viel tun, und auch im Geburtshaus hatte die Hebamme klar den Lead.»

Bei Linas Geburt war es anders. Sie dauerte rund zwei Stunden. Und auch wenn zwei Geburtshelferinnen zur Überwachung anwesend waren, hatte der werdende Vater alle Hände voll zu tun. «Ich habe das Wasser eingelassen, geputzt oder Sachen geholt, die wir brauchen.» – «Und du hast mich mit Hypnobirthing in die Entspannung geführt und so meine Schmerzen gelindert», ergänzt Jennifer. Diese Form der durch Worte, Berührung und Duft geführten Meditation hatte das Paar während der Schwangerschaft geübt.

Lina hält einen Mittagschlaf auf Papas Armen vor der Kapelle St. Sebastian Miraniga in Obersaxen, wo sie getauft wurde.
Foto: Fabienne Bühler

Ellie durfte die Nabelschnur durchtrennen

Auch nach der Erstgeborenen schaute Carlo Janka immer wieder. Lio war zum Zeitpunkt der Geburt beim Grosi, aber Ellie spielte im oberen Stock. Als die Presswehen losgingen, kam sie in den Fitnessraum, um zu sehen, was los ist. «Wir hatten sie darauf vorbereitet, dass Schmerzen während der Geburt normal sind. Aber ihre einzige Sorge war sowieso, ob es ein Bub oder ein Mädchen wird», erinnert sich Jenny lachend. «Wärs ein Bruder geworden, wäre wohl ihre kleine Welt zusammengebrochen», sagt Carlo. Ellie liebt ihren Bruder, keine Frage, aber er interessiert sich einen Ticken zu sehr für Dinge, die «brumm» machen. Nach drei Presswehen war das Baby da, und Ellie durfte ihrem Papa dabei helfen, die Nabelschnur zu durchtrennen.

Fröhlich und genügsam, so waren alle Janka-Babys. «Wir geben ihnen viel Sicherheit und schlafen zu fünft im Familienbett.»
Foto: Fabienne Bühler

Ist eine Hausgeburt sicher?

Die Zahl der Hausgeburten hat in der Schweiz in den vergangenen Jahren zwar leicht zugenommen, doch nur gut ein Prozent der Mütter entscheiden sich dafür. Die meisten Frauen fühlen sich sicherer in einer medizinischen Geburtseinrichtung. «Eine Hausgeburt gilt als mutige Entscheidung», stellt Jennifer Janka fest. «Ich wurde ein paarmal gefragt, ob ich keine Angst hätte.» 

Zweifel gab es immer wieder, sagt die dreifache Mutter. «Die Geburtshelferinnen versicherten mir jedoch, dass eine Hausgeburt nicht per se ein höheres Risiko für Mutter und Kind bedeute. Zudem hatten sie unsere Geburt, wie in den meisten Fällen üblich, vorsorglich beim Spital angemeldet.»

Andrea Weber-Käser, Geschäftsführerin des Schweizerischen Hebammenverbands, sagt: «Hebammen, die Hausgeburtshilfe anbieten, befolgen nationale und internationale Richtlinien. Eine differenzierte Risikobeurteilung entscheidet, ob eine Hausgeburt überhaupt infrage kommt.» Das vertraute Umfeld zu Hause kann sogar ein Vorteil für die Gebärende sein. «Auch weil gewisse Interventionen wie Einleitungen oder wehenunterstützende Medikamente nicht zum Einsatz kommen. Das minimiert spezifische Risiken.»

Ellie ist ruhig und überlegt wie ihr Papa. Lio hat die fröhliche Offenheit seiner Mama.
Foto: Fabienne Bühler

Bei Jankas ist alles wie geplant verlaufen. «Lina hat in ihren ersten vier Monaten noch kein Spital von innen gesehen», sagt Carlo Janka. Als Lina den Papa reden hört, breitet sich auf ihrem Gesicht wieder ein breites Lächeln aus. «Jänks» hebt sie hoch und macht sie für einen kleinen Spaziergang bereit. Jennifer kümmert sich darum, dass die beiden Grossen ihre Schuhe anziehen. Die Familie schaut im Stall in der Nachbarschaft vorbei, wo Carlo jeweils frische Milch holt. Zmittag gibts in der Beiz von Carlos Schwester gleich nebenan.

Carlo und Jennifer Janka lernen sich 2017 über soziale Medien kennen. Sie sind seit 2019 verheiratet.
Foto: Fabienne Bühler

Als Eltern haben sich Jenny und Carlo neu verliebt

Das Ehepaar Janka ist ein eingespieltes Team. Seit sie sich 2017 verliebten, jagt ein Highlight das nächste – privat wie beruflich: Hochzeit, Traumhaus, Kinder, Gründung der gemeinsamen Gesundheitsberatungsfirma Janka Coaching mit Praxis in Ilanz GR. Und im Herbst erscheint das erste Buch des Olympiasiegers. Ein Mix aus Biografie und Ratgeber, geschrieben vom Bündner Krimiautor Philipp Gurt. Jenny kümmert sich ums Layout.

Verflixtes siebtes Ehejahr? Keine Spur! Als Eltern haben sich Jennifer und Carlo neu verliebt. «Mich beeindruckt Jennys Geduld und Gelassenheit mit den Kindern – trotz Schlafmangel», schwärmt er. Sie findet: «Carlo ist ein so lieber Papi. Und nie zu erschöpft, um noch eine Runde zu spielen.» Nur die Liebe zum Skifahren teilt Jennifer Janka («noch!») nicht mit ihrem Mann. «Es liegt wohl daran, dass ich es nie richtig gelernt habe. Vielleicht hole ich das mit den Kindern nach.» Carlo freut sich: «Wenn wir irgendwann zu fünft auf der Piste stehen, geht ein weiterer Traum von mir in Erfüllung.»

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