In Bormio solls endlich klappen
Fast alles spricht für Odermatts ersten Abfahrtssieg

Im Weltcup hat Marco Odermatt bis jetzt zehnmal im Riesen und fünfmal im Super-G triumphiert. Es spricht viel dafür, dass Odermatt am Mittwoch in Bormio seinen ersten Volltreffer in der Abfahrt setzt.
Publiziert: 28.12.2022 um 00:38 Uhr
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Aktualisiert: 28.12.2022 um 10:50 Uhr
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Marcel W. PerrenSki-Reporter

Es ist eine der eindrücklichsten Erfolgsserien in der Weltcup-Geschichte. Von den sieben Abfahrten, die Dominik Paris in den letzten zehn Jahren auf der brutal selektiven Stelvio bestritten hat, hat der Südtiroler sechs gewonnen.

Doch in diesen Tagen wirkt der 33-Jährige längst nicht so unwiderstehlich wie in den Jahren zuvor. Die schwachen Ergebnisse in den ersten vier Saison-Abfahrten (Ausfall in Lake Louise, 20. in Beaver Creek, 40. und 42. in Gröden) nagen am 100-Kilo-Koloss.

«Dominik hat sich nach einer sehr guten Saisonvorbereitung selber einen riesigen Druck auferlegt. Er wollte unbedingt die Abfahrts-Gesamtwertung gewinnen. Dadurch fehlt ihm die Lockerheit, die ihn in den letzten Jahren immer wieder ausgezeichnet haben», glaubt ORF-Experte Hans Knauss (51). Paris' langjähriger Teamkollege Werner Heel (40) geht davon aus, «dass sich Paris in Bormio gewaltig steigern wird. Ich glaube aber nicht daran, dass es für den Sieg reichen wird».

Während Marco Odermatt im Vergleich zum Vorjahr in der Abfahrt noch einmal einen grossen Sprung gemacht hat, ...
Foto: Sven Thomann
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«Bin ziemlich sicher, dass Marco den ersten Abfahrtssieg einfährt»

Im Vorjahr ist Marco Odermatt bei der «Stelvio-Schlacht» als Zweiter bis auf drei Zehntel an Paris herangekommen. In der Zwischenzeit ist der Nidwaldner in der Königsdisziplin noch stärker geworden. Der erste Abfahrt-Weltcupsieg fehlt dem Riesenslalom-Olympiasieger zwar noch, aber bei seinen zweiten Rängen in Beaver Creek und Gröden haben Odermatt nur sechs beziehungsweise elf Hundertstel gefehlt.

«Ich bin mir ziemlich sicher, dass Marco in Bormio seinen ersten Abfahrtssieg einfahren wird. Diese steile und kurvenreiche Piste ist wie für ihn gemacht», orakelt der Zürcher Abfahrts-Altmeister Peter Müller (64, 24 Weltcupsiege).

Odermatt selber hatte im Abschlusstraining auf der mit viel Eis und heftigen Schlägen bestückten Stelvio jedoch kein besonders gutes Gefühl (Platz 18). «Ich wollte ordentlich Gas geben, aber das ist mir nicht gelungen. Ich werde fürs Rennen ein aggressives Set-up wählen, ich brauche bei diesen Verhältnissen einen Ski mit einer dickeren Kante.»

Hans Knauss ist überzeugt, dass Odermatt genau den richtigen Plan im Kopf hat: «Für mich ist Marco zusammen mit Kilde der heisseste Siegesanwärter.»

Kompliment statt Stelvio-Sieg für Feuz

Beat Feuz wird dagegen definitiv ohne Stelvio-Sieg in die Rennfahrer-Pension gehen – der Emmentaler erklärt wegen einer Erkältung Forfait für die Abfahrt vom Mittwoch. Dafür erhält der Olympiasieger vom amtierenden Abfahrts-Weltmeister Vincent Kriechmayr ein Kompliment, das fast so schön wie ein Bormio-Triumph ist. «Als Rivale werde ich Beat nach seinem Rücktritt zwar nicht vermissen, als Mensch hingegen schon. Trotz seiner grossen Erfolge hat er seine kindliche, wohltuend blöde Art nie verloren. Beat hat den besten Humor im Ski-Zirkus!»

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