Carlo Janka hat neun Wochen nach seinem letzten Weltcup-Einsatz am Lauberhorn still und heimlich den Kampf gegen die Uhr wieder aufgenommen. «Ich habe mit den Langlauf-Latten die Original-Strecke des Engadin Ski-Marathons zurückgelegt. Ich habe dafür 2 Stunden und 12 Minuten benötigt», verrät der 36-Jährige.
Das Leben im Alpin-Zirkus vermisst der Vater einer zweieinhalbjährigen Tochter nicht wirklich. Trotzdem könnte es sein, dass der Bündner nach dem Weltcup-Final in Courchevel ein längeres Telefonat mit Marco Odermatt führen wird. Der «Iceman» hat 2010 genau wie Odermatt jetzt, in seinem 24. Lebensjahr nach Olympia-Gold im Riesenslalom den Gesamtweltcup gewonnen.
«Nach dem Gewinn der grossen Kugel werde ich Carlo wahrscheinlich anrufen, damit er mir ein paar Tipps geben kann, wie man am besten mit der Rolle des Gesamtweltcupsiegers umgeht», kündigte Odermatt letzte Woche im Sonntagsblick-Interview an. Der «Iceman» ist bekanntlich nach seinem steilen Aufstieg vor allem aus gesundheitlichen Gründen in ein Loch gefallen. Was wird Janka seinem Nachfolger raten? «Ich kann Odi mitteilen, dass er im Prinzip gar nichts ändern muss. Er muss nur schauen, dass er schön bodenständig bleibt, aber diesbezüglich mache ich mir bei einem charakterlich so guten Typen wie Marco keine Sorgen.»
Der legendäre Auftritt im bodenlangen Fuchsmantel
Einer, der ebenfalls ganz genau weiss, dass derart grosse Erfolge in jungen Jahren auch ein ordentliches Gefahrenpotenzial mitbringen, ist Hansi Hinterseer (68). Die Riesen- und Slalom-Legende aus Kitzbühel war gerade mal 19, als er in den USA sein erstes Weltcuprennen gewonnen hat. Mit 20 wurde er in St. Moritz Vize-Weltmeister im Riesenslalom. Aufgrund von diversen Streitigkeiten, Materialproblemen und ungenügenden Ergebnissen ging seine Weltcup-Karriere aber bereits mit 24 zu Ende.
Hansi, der am Wochenende als Schlager-Star bei der Sauerkraut-Gala von Christian Constantin in Sion auftreten wird, würde heute vor allem eines ganz anders machen: «Als junger Fahrer habe ich meine damalige Freundin zu jedem Rennen mitgenommen und sie den Medien quasi zum Frass vorgeworfen. Wir haben sogar in bodenlangen Fuchspelzmänteln zusammen Interviews gegeben. Wenn du Erfolg hast, ist das kein Problem, aber in der Phase des Misserfolgs werden dir solche Aktionen als negativ ausgelegt.»
Deshalb sei ein intaktes Umfeld bei so jungen Überfliegern besonders wichtig. Und auch diesbezüglich ist Odermatt perfekt aufgestellt. Mama Priska, Papa Walti, Schwester Alina, Onkel Paul und WG-Partner Gabriel gehören neben Freundin Stella zu den wichtigsten Ansprechpersonen. Und mit dem in Basel residierenden Michael Schiendorfer hat der Nidwaldner seit sechs Jahren auch einen versierten Manager und Vermarkter an seiner Seite.