Während Lindsey Vonn den Ort im Banff-Nationalpark bewusst für ihr Comeback ausgesucht hat (hier feierte sie 14 ihrer 59 Weltcupsiege), würde Gut am liebsten auf die beiden Abfahrten verzichten. Wird sie auf die flache Rennstrecke in Kanada angesprochen, fällt auch heute noch das Wort «Katastrophe».
Das hat gute Gründe: In bisher neun Abfahrten in Lake Louise konnte die Tessinerin noch nie überzeugen. Ihr bestes Resultat: ein 8. Platz (2011). Mit ihren knapp 1,60 Metern und 58 Kilogramm gehört Gut zu den kleinsten und leichtesten im Ski-Zirkus. Ein Nachteil auf der Autobahn in den kanadischen Rockies. Hier sind vor allem Gleiterfähigkeiten gefragt – nicht gerade Guts Stärke.
Trotzdem hat sie letztes Jahr an selber Stelle alle überrascht – auch sich selbst. Mit drei Hundertsteln Vorsprung auf Tina Weirather gewann sie den Super-G. Als sie damals gefragt wurde, ob Lake Louise jetzt ihre neue Liebe sei, meinte sie trocken: «Nein, es ist immer noch Hass.»
Natürlich bezog sie das vor allem auf die Abfahrt. Mit Distanz erklärte sie sich ihren letztjährigen Super-G-Sieg so: «Ich kam als dreifache Siegerin hierher, da geht alles viel leichter.» Sie musste aber auch feststellen, dass sie bei ihrem Sieg auf den letzten 15 Sekunden im Flachstück drei Zehntel verlor.
Gut verspricht: «Wir haben im Sommer daran gearbeitet, dass ich nie mehr so viel Zeit im Flachen verliere.»
Nach dem fulminanten Start letzte Saison kommt sie diesen Winter nicht richtig in die Gänge. Cheftrainer Hans Flatscher: «Bei ihr kann es schnell gehen, wir müssen einfach ein bisschen Geduld haben.» Bis nach Lake Louise?