Lauberhorn bleibt die längste Abfahrt der Welt
Défago hat die Matterhorn-Piste bereits gekürzt!

Nachdem sich diverse Ski-Stars skeptisch gegenüber der Matterhorn-Abfahrt geäussert haben, reden jetzt die Macher Klartext.
Publiziert: 18.08.2021 um 10:35 Uhr
Marcel W. Perren

Ist die neue Matterhorn-Abfahrt zu gefährlich? «Wenn du in dieser extremen Höhenlage ein Rennen mit derart langen Gleitstücken bestreiten musst, wird sich das negativ auf die Sicherheit der Rennfahrer auswirken», befürchtet der dreifache Kitzbühel-Sieger Dominik Paris.

Die Walliser Speed-Legende Didier Défago (43) designt im Auftrag der FIS die Strecke, die auf knapp 4000 Meter über Meer auf Zermatter Boden beginnt und in Italien auf 2800 Metern endet. Ursprünglich wurde davon gesprochen, dass der Abfahrts-Olympiasieger von 2010 eine Strecke konzipiere, die mit knapp fünf Kilometern die längste Abfahrt der Welt darstellen würde. Doch daraus wird nichts. «Ich habe die Piste um gut 1000 Meter gekürzt, wir werden eine Fahrzeit von ungefähr 2 Minuten 20 Sekunden erreichen.»

Défago hat deshalb auch keine Angst um die Sicherheit der Athleten. «Es stimmt nicht, dass diese Piste viele kräfteraubende Gleitstücke beinhaltet. Das Gleitstück auf dieser Abfahrt beträgt nur ungefähr 15 Fahrsekunden und ist damit kürzer als in Kitzbühel oder in Beaver Creek.»

Deutschlands Ski-Legende Felix Neureuther stellt es wegen der neuen Matterhorn-Abfahrt ein paar Haare zu Berge: «Der Bau von dieser Piste ist nicht zeitgemäss, weil die Nachhaltigkeit zu kurz kommt. »
Foto: Getty Images
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Neureuthers Angriff, Julens Abwehrversuch

Aber was ist mit dem von Beat Feuz ausgesprochenen Vorbehalt, dass auf dieser Höhe der Wind selbst an einem sonnigen Tag sein Unwesen treibe? Top-Manager Franz Julen gehört als Verwaltungsrats-Präsident der Zermatt Bergbahn AG zu den Vätern dieses Projekts. Der 62-jährige Bruder von Riesenslalom-Olympiasieger Max (60) reagiert aufs Wetter angesprochen entspannt: «Wir wollen dieses Rennen Anfang November durchführen. Und im letzten November hätten wir lediglich an einem einzigen Tag eine Abfahrt nicht von ganz oben fahren können. Langjährige Wetterstatistiken zeigen, dass der November wettermässig sehr stabil ist.»

Julen kontert auch den Vorwurf von Deutschlands Slalom-Legende Felix Neureuther, der den Bau von dieser Piste kritisiert, weil er keine Nachhaltigkeit erkennen kann. «Dieses Projekt wird bezüglich der Nachhaltigkeit sogar höchsten Ansprüchen gerecht, weil ein grosser Teil der Infrastruktur bereits besteht. Auf 95 Prozent der Pistenfläche fahren Touristen bereits heute Ski. Es sind also nur sehr geringe Anpassungen nötig, kein Wald wird gerodet und es werden keine neuen Bahnen gebaut.» Und noch etwas: «Zwei Drittel der Strecke sind auf Gletscher, so dass man von viel Naturschnee profitieren kann. Falls es auf dem unteren Drittel trotzdem Kunstschnee braucht, wird dieser von einer bestehenden Anlage und aus 100 Prozent Schmelzwasser produziert.»

Franz Julen ist den ersten Kritikern auch nicht böse: «Neue innovative Projekte haben es anfänglich immer schwer. Wir nehmen Kritik ernst und werden gute Lösungen im Sinne des Skisports finden.»

Das sagt der Swiss-Ski-Marketingdirektor

Die grösste Chance für den Skirennsport erkennt Swiss-Ski-Marketing-Direktor Diego Züger in diesen vier Matterhorn-Speed-Rennen, welche im übernächsten Winter erstmals im Weltcup-Kalender fungieren sollen. «Der Skisport und die kollektive Schneesport-Industrie braucht derart innovative Projekte und würde mit diesem Rennen eine attraktive Möglichkeit erhalten, um sich bereits im November prominent zu präsentieren. Zudem hätten die Speed-Fahrer endlich ein paar Rennen mehr im Weltcup-Kalender. Dadurch würden sich ihre Chancen verbessern, um im Gesamtweltcup mit den Technikern mithalten zu können.» Fortsetzung folgt garantiert...


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