Kryenbühl meldet sich erstmals nach Streif-Horror
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Beim Zielsprung:So heftig stürzt Urs Kryenbühl

Lehmann attackiert nach Kryenbühl-Sturz die Ösis
«Dieser Sprung ist unnötig, da spielst du mit der Gesundheit»

Der Unfall von Urs Kryenbühl erhitzt die Gemüter. Man habe nichts aus der Vergangenheit gelernt, ärgert sich Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann. Unverständnis herrscht auch, weil es ein Drama mit Ansage war.
Publiziert: 23.01.2021 um 10:34 Uhr
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Aktualisiert: 16.03.2021 um 12:57 Uhr
Urs Kryenbühl stürzt in der Abfahrt von Kitzbühel heftig.
Foto: Sven Thomann/Blicksport
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Sackstark ist Urs Kryenbühel in die Abfahrtssaison gestartet: Dritter in Val-d’Isère und Bormio. Als die Lauberhorn-Abfahrt nach Kitzbühel verschoben wurde, sagte er: «Damit kann ich gut leben, die Streif kommt meinem Fahrstil mehr entgegen als das Lauberhorn.»

Jetzt hat es den 26-Jährigen auf seiner geliebten Streif erwischt. Und wie! Sein furchterregender Crash mit Tempo 147 km/h beim Zielsprung erinnert an die schreckliche Bruchlandung von Daniel Albrecht 2009. Im Gegensatz zum Walliser ist Kryenbühel aber bereits kurz nach dem Sturz wieder ansprechbar.

Die ärztliche Diagnose bedeutet trotzdem das Saisonende: Kreuz- und Innenbandriss, Schlüsselbeinbruch und eine Hirnerschütterung.

«Spiel mit der Gesundheit»

Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann wählt klare Worte bei «Eurosport»: «Das ist ein sogenannter Null-Toleranz-Sprung. Das bedeutet, dass du schon beim kleinsten Fehler mit deiner Gesundheit spielst. So einen Sprung nach einer Fahrzeit von etwas mehr einer Minute und 50 Sekunden einzubauen, ist unnötig.» Das Gefahrenpotenzial seit mit «rund 80 Meter» Sprungweite enorm hoch.

Auch bei Lehmann kommen die Erinnerungen an den schrecklichen Unfall von Daniel Albrecht beim Zielsprung hoch. 2009 war das, auf den Tag genau 12 Jahre vor Kryenbühls Sturz. Albrecht geriet damals in Rücklage. Mit einem schweren Schädel-Hirn-Trauma lag er drei Wochen im Koma. Nach dem Horror damals wurde der Sprung entschärft, war fast nur noch eine Welle, ehe er von Jahr zu Jahr wieder gefährlicher wurde.

«Nicht aus Vergangenheit gelernt»

«Das darf nicht passieren!», moniert Lehmann, der neben seinem Swiss-Ski-Amt auch Experte bei «Eurosport» ist. «Der Sprung muss weg, aber leider lernt man nicht aus der Vergangenheit.» Ähnlich sieht es der Deutsche Abfahrer Josef Ferstl. «Es muss erst etwas passieren, damit man wieder runtergeht. Und jetzt stehen wir wieder hier. Muss das sein?», fragt sich Ferstl im «Tages-Anzeiger». «Spektakel ist das eine, aber unsere Sicherheit ist auch wichtig.»

Für Lehmann ist auf alle Fälle klar, dass das Rennen auch ohne Sprung attraktiv wäre. Der FIS-Präsidentschaftskandidat hat denn auch mit Streif-Renndirektor Hannes Trinkl telefoniert. «Ich habe ihm gesagt, dass er aus meiner Sicht den Zielsprung rausnehmen oder zumindest stark entschärfen sollte.»

Drama mit Ansage

Dass der Zielsprung in diesem Jahr gefährlich weit geht, war schon nach den Trainings erkennbar. Beat Feuz ärgert sich, dass der Sprung vor dem Rennen nicht entschärft wurde. «Meines Erachtens wäre es relativ einfach gewesen, dieses Problem zu korrigieren. Aber es genügt einfach nicht, wenn man zwei Meter hinter dem Sprung ein paar Mal mit dem Rechen drübergeht.» Und Carlo Janka nennt den Zielsprung eine «tickende Zeitbombe».

Willi Dettling, Co-Abfahrtstrainer von Swiss Ski, hat Kryenbühl bereits in der Jugend trainiert. Er sagt wutentbrannt: «Man hat uns nach den Trainings versichert, dass die Kante dieses Sprungs um fünf bis sieben Zentimeter abgetragen wird. Passiert ist praktisch gar nichts. Falls bis zur zweiten Abfahrt nichts passiert, werde ich eigenhändig mit einer Pistenraupe über diesen Sprung fahren!»

Immerhin das bleibt ihm erspart. Der Sprung wurde noch am Freitag mit der Maschine abgetragen. Und die Abfahrt am Samstag kann wegen des Wetters nicht stattfinden. (M.W.P./sme)

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