Hier bricht Michelle Gisin in Tränen aus
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Im Interview:Hier bricht Michelle Gisin in Tränen aus

Michelle Gisin erklärt
Darum bin ich beim Interview in Tränen ausgebrochen

Nach dem schlimmen Unfall ihrers Bruders Marc hatte Michelle Gisin (27) eine mentale Blockade. Nun ist diese gelöst. Umso heisser ist sie auf Kombi-Gold.
Publiziert: 14.02.2021 um 18:22 Uhr
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Aktualisiert: 19.02.2021 um 21:14 Uhr
Mathias Germann

Wegen 13 Hundertsteln verpasst Michelle Gisin (27) in der Abfahrt eine Medaille. Sie wird Fünfte. Prompt weint die Engelbergerin während des SRF-Interviews. Aber nicht aus Enttäuschung! Nein, Gisin ist glücklich. Was paradox wirkt, erklärt sie so: «Seit Marcs schlimmen Unfall musste ich in der Abfahrt unten durch. Ich habe versucht, das alles zu verdrängen. Aber wenn es deinen Bruder betrifft, geht das nicht. Ich musste alles verarbeiten. Nun habe ich es endlich geschafft – das macht mich extrem stolz.»

Wir erinnern uns: Marc Gisin stürzte im Dezember 2018 auf der Saslong in Gröden (It) derart schwer, dass er ein Schädel-Hirn-Trauma, mehrere Knochenbrüche und eine Lungenquetschung erlitt. Er lag fünf Tage im künstlichen Koma. Im Spital an seiner Seite war auch seine Schwester Michelle. «Ich habe alles hautnah miterlebt. Auch die folgenden Monate der Rehabilitation. Wenn jemand, den man liebt, sowas durchmacht, zieht das einen auch selbst runter», erklärt sie.

«Ich habe an mir gezweifelt»

Tatsächlich verlor Gisin durch dieses Erlebnis – Marc trat im letzten November zurück – ihre Lockerheit in den Speed-Disziplinen. Und wohl auch den Mut, den es braucht, um die Hänge mit 120 km/h herunterzurasen. «Ich habe selbst an mir gezweifelt, ob ich es noch schaffe. Ich fühlte mich unwohl und dachte, dass es vielleicht keinen Sinn mehr macht und ich nur noch auf die technischen Disziplinen setzten sollte.»

Michelle Gisin brauchte lange, um den schlimmen Unfall ihres Bruders Marc zu verarbeiten. Nun schaffte sie es – und weinte im TV.
Foto: Sven Thomann
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Letztlich hätte dies Gisin bereut. Denn: Sie ist nicht nur eine Allrounderin – nein, sie identifiziert sich in dieser Rolle und schöpft aus ihr Kraft. «Genau darum ist der fünfte Rang in der Abfahrt für mich fast so viel Wert wie eine Goldmedaille.»

Gisin hat gegenüber Holdener einen grossen Vorteil

Gold ist das richtige Stichwort. Denn: Genau das strebt Gisin am Montag in der WM-Kombi an. Wie sieht sie ihre Chancen? Schon vor einigen Tagen antwortete sie: «Sie sind sehr gut.» Kleiner wurde sie bis heute nicht. Im Gegenteil: Gisin hat schon vier Speed-Fahrten auf der Tofana hinter sich.

Ihre Teamkollegin und Mitfavoritin, Wendy Holdener (27), dagegen noch gar keine. Entscheidender ist aber, dass Gisin endlich ihre Dämonen besiegt hat.

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AFP

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