Nach viertem Kreuzbandriss
Ski-Ass Danioth (25) kämpft weiter

Aline Danioth gibt nicht auf. Die 25-Jährige möchte auch nach ihrem vierten Kreuzbandriss den Traum vom Skirennsport nicht begraben. Die Slalom-Spezialistin erklärt, was sie antreibt.
Publiziert: 15.04.2023 um 10:14 Uhr
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Aktualisiert: 15.04.2023 um 17:41 Uhr
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Mathias GermannReporter Sport

Die Wolken hängen an diesem Samstagmorgen in Engelberg tief, eine Mischung zwischen Schnee und Regen fällt vom Himmel. Die Szenerie passt zum Schicksal Aline Danioths. Vor gut einem Monat riss sich die 25-jährige Slalom-Spezialistin das Kreuzband im Knie – nicht zum ersten, zweiten oder dritten Mal. Nein, zum vierten Mal. «Ich habe die Bohrkanäle im Knochen auffüllen lassen, die nach der letzten Operation entstanden waren. Im Juni lege ich mich dann erneut unters Messer, um das Kreuzband flicken zu lassen», sagt sie.

Danioth spricht erstmals seit ihrem verhängnisvollen Sturz öffentlich. Sie tut es ruhig, offen und lächelt auch immer wieder – so, wie sie halt ist. Gleichzeitig beschreibt die Technikerin aus Andermatt, wie schwierig die letzten Wochen für sie waren. «Ich habe schon noch dunkle Momente, sie kommen immer wieder. Ich weiss, dass es viel grösseres Leid gibt im Leben und versuche alles zu relativieren. Aber letztlich bleibt es für mich persönlich einfach schlimm.»

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Operation, USA-Trip, Operation

An einen Rücktritt dachte die WM-Sechste von Méribel trotz des erneuten sportlichen Schicksalsschlags nicht. Diese Gedanken seien eher nach ihrem dritten Kreuzbandriss da gewesen. «Ich habe immer gezeigt, dass ich schnell den Anschluss an die Spitze schaffen kann. Das gibt mir Mut, dass es auch diesmal klappen wird. So jedenfalls will ich nicht aufhören, sondern selbst entscheiden, wann Schluss ist.»

In Engelberg erklärt die Slalom-Spezialistin aus Andermatt, warum sie sich so entschieden hat.
Foto: keystone-sda.ch
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Ehe Danioth auf die Ski zurückkehrt, muss sie noch viele Hürden überspringen. Die Krücken hat sie mittlerweile zur Seite gelegt – aber nicht für lange. Immerhin: Im Mai wird sie bei einem Roadtrip durch die USA mit einer Kollegin den Kopf lüften. «Wir bekommen einen Bus von meiner Gotte geliehen. Sie wohnt in den USA. Dann geht es durch Nationalparks bis nach Las Vegas. Darauf freue ich mich riesig.»

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«Keine Spätfolgen»

Danioth wünscht sich nichts sehnlicher, als in den Skirennsport zurückzukehren. Ob und auf welchem Niveau es klappen wird, ist offen. Die Operation und die Reha muss sie so oder so über sich ergehen lassen. «Die Ärzte sagen, dass ich trotz der vier Kreuzbandrisse keine Spätfolgen befürchten muss. Wäre dies der Fall, würde ich es nicht versuchen. Denn ich will auch noch mit 40 Skifahren, Klettern und bergsteigen gehen.»

Es gibt Leute, die nicht verstehen können, warum Danioth nach so schweren Verletzungen immer weitermacht. Die denken, sie solle doch aufhören. «Ich verstehe, was sie meinen. Sie wollen ja auch nur das Beste für mich. Dennoch will ich es versuchen», so Danioth. Fakt ist: Ein Comeback im nächsten Weltcup-Winter ist eher unwahrscheinlich. Frühestens im Februar 2024 darf sie zurück auf die Ski. «Und für ein oder zwei Rennen werde ich nichts riskieren», sagt sie.

Danioth steht an einem Scheideweg ihrer Karriere. Sie ist bereit, nochmals jenen Pfad zu nehmen, der mit Hindernissen gespickt ist. «Ich weiss, was auf mich zukommt. Und ich bin bereit, erneut für meinen Traum zu kämpfen.»

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