Rennen manipuliert?
Österreich tobt wegen Olympia-Exoten

Sie sorgen für die Farbtupfer bei Titelspielen: Die Ski-Exoten. Nun aber sind die grossen Nationen wütend.
Publiziert: 24.01.2022 um 20:21 Uhr
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Aktualisiert: 25.01.2022 um 07:17 Uhr
Mathias Germann

Mit 32 Jahren stand Benjamin Alexander erstmals auf Ski. Davor war er Model und DJ. Und heute? Genau: Da packt der Jamaikaner – er ist nun 38 Jahre alt – die Koffer für die Olympischen Spiele. In Österreich kochen sie genau wegen solcher Geschichten über. Nicht, weil man den Ski-Exoten ihre Erlebnisse nicht gönnen würde. Aber lange Zeit sah es so aus, als ob nur neun männliche Austria-Skifahrer (bei der Schweiz sind es elf) nach Peking dürften und somit mehrere Medaillenkandidaten zu Hause bleiben müssten. Das sorgte für rote Köpfe. «Es ist ein Skandal», tobte ÖSV-Sportdirektor Toni Giger. Das Poltern der Ösis fand Gehör. Gemeinsam mit anderen Nationen machten sie dem IOC ein Vorschlag: Nicht genutzte Startplätze in anderen Disziplinen sollen zu den alpinen transferiert werden. Die Idee wurde gutgeheissen und Österreich erhielt zwei zusätzliche Startplätze.

Weshalb kam es überhaupt zu diesem Disput? Das Gesamtkontingent des IOC für Ski alpin wurde von 320 auf 304 gekürzt. Und diese Kürzung ging auf die Kosten der etablierten Nationen. Italien trifft es richtig hart – nur sieben Männer werden das Land bei Olympia vertreten. «Es ist bitter, wenn Medaillenkandidaten, absolute Topstars zuschauen müssen», sagen Österreichs Speed-Asse Matthias Mayer und Vincent Kriechmayr in der «Krone».

Wurde in Malbun betrogen?

Was die Wut verstärkte, war ein möglicher Manipulationsskandal in Liechtenstein. Beim «Exotic Nations Cup» in Malbun organisierten die Ski-Verbände Jamaikas und von den Kapverdischen Inseln am 12. und 13. Januar mehrere Riesenslaloms mit Mini-Startfeldern von zehn Athleten aus verschiedensten Nicht-Ski-Nationen.

Toni Giger ist ausser sich. Der ÖSV-Sportdirektor kann nicht verstehen, warum Österreich nur neun Skifahrer nach Peking schicken darf.
Foto: Blicksport
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Die Wettkämpfe sollen so abgesprochen worden sein, dass die Ergebnisse möglichst ausgeglichen waren. Dadurch drückten Jamaikaner, Mexikaner und Argentinier ihre FIS-Punkte so, dass es für die Peking-Quali reicht. Denn je weiter vorne man klassiert ist, desto tiefer die FIS-Punkte. Sie nutzten dabei offenbar ein FIS-Schlupfloch aus.

Die Folgen sind happig. So werden bei Olympia Athleten an den Start gehen, die in der FIS-Punkterangliste etwa auf Platz 4000 liegen. «Das Qualifikationssystem ist im Grunde explodiert», sagt Giger, der lange für eine Anpassung kämpfte. FIS-Generalsekretär Michel Vion sprach von einer komplexen Entscheidung – er wies darauf hin, dass es bei Olympia auch andere Ansprüche als jene der grossen Ski-Nationen gebe.

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