«Ich glaube, Odermatt hatte heute ein Material-Problem»
3:32
Blick-Ski-Experte Perren:«Ich glaube, Odermatt hatte heute ein Material-Problem»

Russi zum Super-G
Odermatt wollte nicht verlieren, das war ein Fehler

Marco Odermatt war der Mann, den es zu schlagen galt. Er hat zugelassen, dass dies passieren konnte, schreibt Blick-Ski-Experte Bernhard Russi.
Publiziert: 09.02.2023 um 21:10 Uhr
Bernhard Russi
Bernhard RussiBlick-Kolumnist

Wenn man eine Disziplin in einer Saison so dominiert hat wie Marco Odermatt im Super-G in diesem Jahr – kann man sich seiner Sache dann zu sicher sein? Ich sage: Ja, man kann.

Nicht, dass Odermatt überheblich in den WM-Super-G gegangen wäre. Auf keinen Fall. Aber der Schweizer wusste nach vier Saisonsiegen im Weltcup, dass er der Mann sein würde, den es zu schlagen gilt. Und natürlich hat er gemerkt, dass es zuletzt oft gefährlich wurde, weil er extrem ans Limit ging. In Adelboden, in Wengen, in Kitzbühel musste sich der Nidwaldner immer wieder aus brenzligen Situationen retten. Das konnte er, weil er ein bärenstarker Athlet mit einem beeindruckenden Gefühl für seinen Körper und für den Schnee ist. Aber es ist ein heisses Spiel, das er und Konkurrent Kilde sich in den letzten Wochen auf den Weltcup-Pisten geliefert haben.

Darum kann ich mir vorstellen, dass es für Odermatt am Donnerstag hiess: Dieses Rennen einfach nicht verlieren. Das war der Fehler. Denn andere sind gefahren, um ihn zu schlagen. Aleksander Kilde zum Beispiel hat keine perfekte Fahrt gezeigt, aber er ging Risiken ein. James Crawford hatte sowieso nichts zu verlieren und gewann alles. Der Schweizer dagegen zeigte eine saubere, kalkulierte Fahrt und landete prompt erstmals in dieser Saison in einem Super-G neben dem Podest.

Nicht genug Risiko: Marco Odermatt muss nach dem Super-G enttäuscht von dannen ziehen.
Foto: Sven Thomann
1/4

Mit einer Schlüsselstelle mehr hätten die Gegner eine Chance mehr für einen Fehler gehabt

Vielleicht auch, dies als Gedanke am Rand, weil der WM-Super-G der kürzeste der Saison war. Hätte die Strecke eine Schlüsselstelle mehr gehabt, die Gegner hätten noch eine Chance mehr gehabt, einen Fehler zu machen, und Odermatt wäre wieder vorne gelegen – oder mindestens auf dem Podest gestanden. Und wir würden uns nicht über taktische Fehler ärgern.

Muss man sich nun Sorgen machen um Odermatt? Nein. Dass sein Nervenkostüm stark genug ist, hat er zur Genüge bewiesen. Die Situation ist mit der Ausgangslage bei den Olympischen Spielen vor einem Jahr vergleichbar. Da schied er im Super-G aus. Ein paar Tage später wurde er Riesen-Olympiasieger. Gute Aussichten also für Abfahrt und Riesenslalom an dieser WM.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?